Tarifverhandlungen IG Metall demonstriert in Leipzig für höhere Löhne

10. September 2022, 17:12 Uhr

Die Inflation und die hohen Energiepreise machen sich zunehmend im Portemonnaie von vielen Bürgerinnen und Bürgern bemerkbar. Bei den am Mittwoch beginnenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie will die IG Metall daher ein Lohnplus von acht Prozent durchsetzen. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, gingen bereits am Sonnabend Hunderte Mitarbeiter der Branche in Leipzig auf die Straße.

Rund 2.000 Mitarbeiter der Metall- und Elektroindustrie haben am Sonnabend in Leipzig für höhere Löhne demonstriert. Vom Hauptbahnhof zogen die Demonstranten in die Innenstadt, wo eine Kundgebung stattfand. "Es sind deutlich mehr Menschen gekommen, als wir erwartet haben", sagte IG-Metall-Sprecher Markus Sievers. Die Stimmung sei gut, die Demonstranten machten lautstark auf sich und ihre Forderungen aufmerksam, so der Gewerkschafter. In ihren Händen hielten sie unter anderem Schilder mit Aufschriften wie "Solidarität gewinnt" und "Auch der Herbst wird heiß".

Zur Demonstration in der Leipziger Innenstadt waren Beschäftigte mit Sonderzügen aus Chemnitz und Zwickau angereist. "Auch aus Brandenburg und Berlin sind Busse gekommen", berichtete Sievers. Bereits in den vergangenen Wochen fanden zahlreichen Aktionen in den von der IG Metall organisierten Betrieben im Erzgebirge, Vogtland und Zwickau statt.

Höchste Lohnforderung seit 2008

Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie beginnen für Sachsen am Mittwoch. Für Berlin und Brandenburg starten sie eine Woche später. Die Gewerkschaft IG Metall fordert acht Prozent mehr Lohn für die 3,9 Millionen Beschäftigen der Branche. Sie begründet das mit der hohen Inflation und den steigenden Energiekosten. Die Forderung der Gewerkschaft ist die höchste für die Metall- und Elektroindustrie seit dem Jahr 2008. Damals hatte die größte deutsche Einzelgewerkschaft ebenfalls acht Prozent mehr Geld gefordert.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann
Bildrechte: IG Metall

Jetzt ist nicht die Zeit für Zurückhaltung, jetzt ist die Zeit für eine kräftige, tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen.

Jörg Hofmann IG-Metall-Chef

IG-Metall-Chef: Unternehmen erzielen nach der Corona-Krise wieder gute Ergebnisse

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann sagte MDR AKTUELL, er wolle keinen heißen Herbst herbeireden. Die Erwartungshaltung der Beschäftigten sei aber sehr hoch. Durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten würden die Haushaltseinkommen belastet. Daraus ergebe sich die Forderung von acht Prozent mehr Lohn. Hofmann verwies darauf, dass es in den vergangenen Tarifrunden nur geringe Entgeld-Erhöhungen gegeben habe. Die Unternehmen erzielten nach der Corona-Krise wieder gute Ergebnisse. "Jetzt ist nicht die Zeit für Zurückhaltung, jetzt ist die Zeit für eine kräftige, tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen", sagte er auf der Kundgebung.

Arbeitgeber für Nullrunde

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hatte eine Nullrunde in der aktuellen Tarifauseinandersetzung gefordert. Die Arbeitgeber verweisen zur Begründung auf "große Herausforderungen und Unsicherheiten" für die Firmen, etwa die Energiekrise, den Ukraine-Krieg und den Rohstoffmangel. Außerdem fehlten Fachkräfte.

Gewerkschaft fordert von Politik weitere Entlastungen

Neben den Arbeitgebern nimmt die Gewerkschaft auch weiterhin die Politik in die Pflicht. Die Tarifrunde allein könne nicht das alleinige Mittel sein. "Die Politik ist gefragt, weitere Entlastungen auf den Weg zu bringen", sagte Benjamin Zabel, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau. Seit Juni hatte die IG Metall nach eigenen Angaben mit der Unterschriftenaktion "Deckel drauf" dazu aufgerufen, auch Kolleginnen und Kollegen im Ruhestand, in Erwerbslosigkeit oder Studierende zu entlasten. Die vor Ort in den Betrieben gesammelten Unterschriften würden nun an den Vorstand der IG Metall weitergeleitet, so Zabel.

MDR (sth/sim)/dpa/afp

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 10. September 2022 | 11:00 Uhr

11 Kommentare

Harry20 am 11.09.2022

Geld wäre in vielen größeren Unternehmen genug da. Schließlich ist dort die Überfinanzierung der Führungskräfte genau so maßlos wie beim öffentlichen Rundfunk. Die Gewerkschaften sollten lieber für eine Reduzierung der Abgabenlast streiken. Von 8% kommen nämlich real am Ende nur 4% in der Tasche der Arbeiter an. Von den Steuergeldern gönnt sich alleine Sachsen 500 neue Versorgungsposten im politischen Dienst! Dort müsste dringend angesetzt werden, da die meisten Leute diese Dekadenz und Verschwendungssucht nicht mehr mittragen wollen und können...

Micha R am 11.09.2022

ik2001
Für Erklärung von Tarifverträgen für allgemeinverbindlich ist neben dem Antrag beider Tarifvertragsparteien auch das Vorliegen öffentlichen Interesse und die mehrheitliche Zustimmung zum Antrag im jeweiligen Tarifausschuss notwendig!
Beispielsweise scheiterte dieses Anliegen trotz Antrages aufgrund fehlender mehrheitliche Zustimmung zur Allgemeinverbindlicherklärung des Tarifvertrags für Sicherheitsdienstleistungen im Freistaat Sachsen vom 25.09.2019 (Laufzeit 2020-2022) im Tarifausschuss des Freistaates Sachsen

Shantuma am 10.09.2022

Der Hinweis der Arbeitgeber (eigentlich Arbeitnehmer) bezüglich des Fachkräftemangels ist kein Grund für eine Null-Runde.
Wir leben in einer Marktwirtschaft und somit bestimmt der Markt die entsprechenden Preise.
Wenn es ein Mangel an Fachkräften gibt (was seit Jahrzehnten erzählt wird), dann müssen die Preise für jene natürlich steigen.
Oder greifen hier nicht die Gesetze des Marktes?

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