Verdi-Aufruf Warnstreik im kommunalen Nahverkehr am Freitag in Sachsen

20. März 2024, 18:11 Uhr

Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten der kommunalen Nahverkehrsunternehmen in Sachsen zum ganztägigen Warnstreik am Freitag, dem 22. März 2024, aufgerufen. Beteiligen sollen sich die Beschäftigten in Chemnitz, Dresden, Leipzig, Plauen und Zwickau. Erst Anfang März hatten die Beschäftigten für ihre Interessen gestreikt.

OB Jung sieht Schäden für Buchmesse und Stadt Leipzig

Auf die Buchmesse Leipzig hat der Warnstreik enorme Auswirkungen, informierten die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB). Für Freitag werde ein Notfahrplan-Angebot erstellt. Die Straßenbahnlinie 16 zur Neuen Messe soll trotz des Streiks ab Hauptbahnhof Leipzig alle fünf Minuten fahren, anstatt wie angekündigt alle drei Minuten.

Straߟenbahnen stehen im Depot Angerstraߟe der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) in Leipzig.
Geht es nach dem Willen der Gewerkschaft Verdi, sollen am Freitag Busse und Bahnen der kommunalen Verkehrsbetriebe in Dresden, Chemnitz, Leipzig, Plauen und Zwickau den ganzen Tag in den Depots stehen bleiben. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sieht für den Warnstreik während der Messe "keinen vernünftigen Grund". Jung sagte: "Dieser Arbeitskampf beschädigt die Leipziger Messe und die gesamte Stadt. Zur Buchmesse empfangen wir in Leipzig hunderttausende Gäste, auf deren Rücken jetzt dieser Tarifkonflikt ausgetragen wird."

Verdi: Beschäftigte sehen sich nicht wertgeschätzt

Der Aufruf erfolgt nach Gewerkschaftsangaben als Reaktion auf die bislang ergebnislosen Tarifverhandlungen am Dienstag. Die Tarifparteien hatten sich auf eine Fortsetzung der Verhandlungen am 28. März geeinigt. Die kurzfristigen Warnstreiks in Sachsen beziehen sich auf ein Papier, das die Arbeitgeberseite, der Kommunale Arbeitgeberverband (KAV) Sachsen vorgelegt habe, "dass zahlreiche Gegenforderungen enthält und jede Wertschätzung für die Arbeit der Beschäftigten vermissen lässt", kritisierte Verdi.

Bis zu 44-Stunden-Woche?

"Statt für Entlastung zu sorgen, fordern die Arbeitgeber, dass die Beschäftigten zukünftig bis zu 44 Stunden pro Woche arbeiten. Diese Mehrarbeit soll anders als bisher aber nicht mehr in Freizeit, sondern ausschließlich in Geld abgegolten werden", sagte der Verdi-Verhandlungsführer Paul Schmidt. Das hieße, die schon stark belasteten Kollegen würden "noch schneller verschlissen". Das sei angesichts hoher Krankenstände und Nachwuchsmangel nicht zu vermitteln.

Was sind die Knackpunkte?

  • Verdi kritisiert, dass die kommunale Arbeitgeberseite die Arbeitsbedingungen vom öffentlichen Dienst abkoppeln wolle. Lohnsteigerungen oder Arbeitszeitveränderungen im öffentlichen Dienst (TVöD) wie etwa bei Beschäftigten in Kitas oder Stadtreinigungen sollen für den Nahverkehr nicht mehr gelten. "Das ist schlicht und ergreifend ungerecht", sagt Verdi-Verhandlungsführer Paul Schmidt.
  • In der aktuellen Tarifrunde verlangt Verdi für die Beschäftigten im kommunalen Nahverkehr Sachsen u.a. eine Erhöhung des Urlaubsanspruchs auf 33 Arbeitstage, Zeitzuschläge fürs Arbeiten an Sonnabenden, mehr Zuschläge für Sonntags- und Nachtarbeit und mehr Regelungen für Erholungszeiten - vor allem für die Fahrerinnen und Fahrer nach Nachtfahrten.

MDR (kk)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 20. März 2024 | 16:00 Uhr

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