Genanalyse Herdenschutzhund in Thüringen wohl von Wolf getötet

01. März 2023, 05:01 Uhr

Anfang Februar war in Thüringen ein toter Herdenschutzhund gefunden worden. Nun liegt das Ergebnis der Genanalyse vor. Offenbar wurde das Tier Opfer eines Wolfs.

Der Anfang Februar in Espenfeld im Ilm-Kreis entdeckte Herdenschutzhund ist mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Wolf getötet worden. Das teilte das Thüringer Umweltministerium am Montag mit - auch wenn die Genetikanalyse des Senckenberg Instituts den Wolf als Verursacher nicht eindeutig feststellen konnte. Das Kompetenzzentrum Wolf, Biber, Luchs geht aufgrund des Rissgutachtens in Verbindung mit dem Ergebnis der genetischen Analyse davon aus, dass die Verletzungen mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Wolf verursacht wurden.

Hund verteidigte wohl Schafe

Nach Angaben des Besitzers hatten zwei Herdenschutzhunde in der Nacht zu Donnerstag, dem 9. Februar, auf die 16-köpfige Schafherde bei Espenfeld aufgepasst. Am Morgen habe der Zaun an der Seite gelegen. Der tote Hund lag unweit der Weide. Den Einschätzungen nach könnte der Hund einige Schafe außerhalb des Zauns verteidigt haben, während der andere bei der Herde blieb und sie beschützte.

Herdenschutzhund verhinderte bisher Übergriffe durch Wolf

Die drei vermissten Schafe konnten nach Informationen des Umweltministeriums bislang nicht gefunden werden. In der Vergangenheit waren bei dem Weidetierhalter in Espenfeld bereits mehrfach Schafsrisse durch Wölfe genetisch nachgewiesen worden. Seit dem Einsatz von Herdenschutzhunden im Jahr 2020 konnten bis zum aktuellen Vorfall weitere Übergriffe durch den Wolf bei dem betroffenen Schäfer verhindert werden.

Expertin: "Unglückliche Verkettung von Ereignissen"

Die Kombination von mindestens zwei Herdenschutzhunden und einem aufgestellten Zaun als Schutz gegen den Wolf waren im Fall des getöteten Herdenschutzhundes in Espenfeld gegeben. "Nach derzeitiger Kenntnis handelt es sich um eine unglückliche Verkettung von Ereignissen, bei dem die beiden Herdenschutzhunde ihrer Aufgabe nach bester Möglichkeit nachgekommen sind", erklärte Britta Krämer vom Thüringer Kompetenzzentrum Wolf, Biber, Luchs. Der Einsatz von Herdenschutzhunden gilt als bewährte Strategie gegen den Wolf. Sie agieren innerhalb des Zaunes. Wie der Zaun umfallen konnte, blieb ungeklärt.

Wir haben Angst um unsere Hunde.

Jens-Uwe Steuding Agrarprodukte Schwabhausen

In den vergangenen zwei Jahren sind insgesamt neun Betriebe, überwiegend rund um den Truppenübungsplatz Ohrdruf, durch das Pilotprojekt "Fachstelle Herdenschutzhunde Thüringen" betreut und mit Herdenschutzhunden ausgestattet worden. In den geförderten Betrieben konnte dadurch verhindert werden, dass Wölfe weitere Schafe töten konnten.

Thüringer Schafzüchter: "Herber Rückschlag"

Dass nun ein Herdenschutzhund getötet wurde, verunsichert die Schäfer: "Wir haben Angst um unsere Hunde", sagte Gerd Steuding, Bereichsleiter für die Schafe der Agrarprodukte Schwabhausen in Wechmar. Auch der Vorsitzende des Thüringer Schafzuchtverbandes, Jens-Uwe Otto, bezeichnete den Fall als herben Rückschlag. Der aktuelle Fall in Espenfeld zeige, dass es keinen 100-prozentigen Schutz vor Wölfen gebe. Zudem sei die Richtlinie Wolf/Luchs vom Umweltministerium unzureichend.

Ein Wolf durchstreift eine winterliche Landschaft.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Patrick Pleul

Steuding bezeichnete die Richtlinie als "Schritt in die richtige Richtung" - da nicht nur Anschaffung, Haltungskosten, sowie Ausbildung und Qualifikation von Personen, die mit Herdenschutzhunden arbeiten, gefördert werden Auch der zusätzliche Arbeitsaufwand, der mit der Errichtung und Pflege des Zaunes verbunden ist, wird mit 1.230 Euro pro Kilometer Zaunlänge pro Jahr unterstützt. Allerdings sei das Geld für den zusätzlichen Arbeitsaufwand keinesfalls kostendeckend, so Steuding. Auch die Haltung der Herdenschutzhunde stelle die Betriebe vor Herausforderungen.

Nach Angaben des Kompetenzzentrums wird in Thüringen der durch EU-Vorgaben vorhandene Handlungsspielraum bei den Fördermöglichkeiten derzeit ausgeschöpft. Da Herdenschutz grundsätzlich ein dynamischer Prozess sei, der von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und technischen Entwicklungen geprägt sei, werde es in Zukunft Anpassungen und Verbesserungen der Thüringer Richtlinie Wolf/Luchs geben, heißt es.

MDR (wdy/jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 27. Februar 2023 | 18:30 Uhr

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