Bundesgartenschau Erfurter Stadträte sprechen sich erneut gegen Buga 2026 aus

25. Januar 2023, 21:25 Uhr

Stadträte mehrerer Fraktionen lehnen eine Bundesgartenschau 2026 in Erfurt ab. Stattdessen wollen sie sich für eine erneute Buga-Bewerbung der Landeshauptstadt in den Jahren 2035 oder 2041 einsetzen. Ende Januar wollte Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) die Buga 2026 im Stadtrat zunächst dennoch auf die Tagesordnung setzen lassen. Doch kurz zuvor wurde das Thema vertagt.

Erfurter Stadträte mehrerer Fraktionen wollen im Jahr 2026 eine weitere Bundesgartenschau in der Landeshauptstadt verhindern. Es sei ein "Schnellschuss ohne langfristige Effekte", hieß es am Mittwoch von CDU, Mehrwertstadt und Grünen. Die Stadträte wollen sich stattdessen mit einem gemeinsamen Antrag für eine erneute Buga-Bewerbung 2035 oder 2041 einsetzen.

CDU-Fraktionschef Michael Hose sagte, in nur drei Jahren sei ein solches Großprojekt nicht noch einmal zu stemmen, zumal es keinerlei Finanzzusagen gebe. Das Sanieren der Erfurter Schulen und die nachhaltige Entwicklung des Petersberges etwa mit Musikfestivals hätten derzeit Priorität.

Spätere Bewerbung hat Chance auf erneuten großen Wurf

Den drei Fraktionen gehe es nach eigener Aussage nicht um ein einmaliges Sommerevent - wie es eine Buga ist - sondern um nachhaltige Konzepte. Mit einer "Wiederholungs-Buga" würde die Stadt ihre Chance auf eine reguläre Bundesgartenschau verspielen und damit die Chance auf einen erneuten großen Wurf für die Stadtentwicklung. 

Zitadelle Petersberg in Erfurt
Nach Ansicht der Fraktionen von CDU, Mehrwertstadt und Grünen sollte der Petersberg nachhaltig entwickelt werden - etwa mit Musikfestivals. Bildrechte: IMAGO/blickwinkel

Für eine spätere Buga hat sich auch die Erfurter Ortsgruppe des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) ausgesprochen. Sprecher Falco Stolp sprach von "Blauäugigkeit" und "Realitätsferne". Schon wegen der letzten Bundesgartenschau seien viele Aufgaben liegen geblieben.

Stolp forderte die Verantwortlichen auf, den Fokus auf andere Dinge zu legen, etwa auf die Verkehrswende. Außerdem verwies Stolp auf Rostock. Die Stadt habe die Buga abgesagt, dafür habe sie aber einen für Schülerinnen und Schüler eine kostenfreie Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs ermöglicht. Diesem Beispiel sollte Erfurt folgen.

Buga 2026 zunächst doch nicht erneut Thema im Stadtrat

Hintergrund ist, dass Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) Ende Januar eine zweite Bundesgartenschau 2026 in Erfurt erneut auf die Tagesordnung im Stadtrat setzen lassen wollte. Doch das Thema wurde vor der Sitzung wieder von der Tagesordnung genommen und soll zunächst im Hauptausschuss diskutiert werden.

Bereits Ende September vergangenen Jahres hatte der Stadtrat mit 16 Nein- gegen 16 Ja-Stimmen eine erneute Buga in Erfurt abgelehnt. Laut Satzung gilt im Erfurter Stadtrat, dass ein Antrag bei Stimmengleichheit abgelehnt ist. Neben den drei Fraktionen hatte sich damals auch die AfD, die sieben Stadträte hat, dagegen ausgesprochen. Im Erfurter Stadtrat sitzen 51 Stadträte. Die Fraktionen von CDU, Mehrwertstadt und Grünen haben zusammen 20 Sitze. Nach der Absage der Stadt Rostock für die Buga 2025 hatte der Erfurter Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) Erfurt ins Gespräch gebracht.

Kontra-Argument: Stadtverwaltung für zweite Buga unterbesetzt

Die Ablehnung wurde auch damit begründet, dass die Stadtverwaltung unterbesetzt, das Personal überlastet und damit keine weitere Buga zu stemmen sei. Außerdem würden nicht noch einmal so große Fördersummen fließen wie für die Bundesgartenschau 2021.

Dagegen sehen Vertreter des Stadtmarketings und der Wirtschaft mit einer Buga 2026 die Möglichkeit, Erfurt erneut bundesweit zu präsentieren. An den Bedenken der Verwaltung dürfe eine Wiederauflage nicht scheitern, hatte der Präsident der Industrie- und Handelskammer, Dieter Bauhaus, erklärt. In der verbleibenden Zeit sollten vielmehr finanzielle und förderrechtliche Fallgruben geschlossen und die erneute Bewerbung vor allem als Chance sehen werden.

MDR (kir/co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 18. Januar 2023 | 18:00 Uhr

12 Kommentare

MamaEF am 20.01.2023

Erfurt hat genau so viele oder so weinige Probleme wie andere Städte, veraltete Verwaltung, marode Schulen und Gebäude, Straßenschäden, Baustellen....
mehr oder weniger fähige Politiker.
Dennoch wäre es eine Chance gewesen, Dinge die 2021 nicht fertig waren zu präsentieren, die Stadt zu präsentieren ohne Coronamaßnahmen und vielleicht auch viele von den "Rahmenveranstaltungen" nachzuholen, die wegen Corona weggefallen sind.
Wieder wären Touristen in die Stadt gekommen, Handel und Gewerbe und nicht zuletzt die Einwohner hätten profitiert... auch wenn es "nur", wie viele meinen eine "Buga light" gewesen wäre.
Leider scheint es immer mehr so, dass die Menschen sich nur noch an Dingen festklammern, die nicht oder schlecht laufen und vergessen, dass es auch so viele Dinge gab die schön waren, die man genossen hat, über die man sich gefreut hat und auf die man als Erfurter auch ein bißchen stolz war ...

martin am 19.01.2023

Ich bin auch eher für eine Buga 2035 oder 2041 - bis dahin könnte der Kronenpfad vielleicht fertig werden. Oder ob die Brücke dann schon verrostet ist?

MAENNLEiN-VON-DiESER-WELT am 19.01.2023


Die Nachhaltigkeit von "Musikfestivals am Petersberg"
- wie von der CDU ins Spiel gebracht - bezweifeln wir !

Für Konzerte und Festivals gibt es den » ZUGHAFEN « , der sich als Austausch
gegen das einst städtische Schauspielhaus im Klostergang nunmehr im Besitz
der Stadt Erfurt befindet und als Konzertort auch eine gewisse musikalische Vorprägung ( Tradition / Folklore ) aufweist.

Bei ungünstigen Witterungsverhältnissen bietet dieser
kommunale Veranstaltungsort Publikum und Bands
optimalen Schutz . Zudem ist er verkehrstechnisch
und mit dem neuen Prominentendeck bestens
an den ÖPNV und an den ICE und an die
Weiße Flotte angebunden ,
» Hafen « eben . . .


Was eine mögliche » BUGA '26 « und die nachhaltige Nutzung des Erfurter Petersbergs betrifft, profitiert letzter schon längst von den Anliegern
und mit der Umnutzung der Defensionskaserne als Hotel, ist Nach-
haltigkeit garantiert .


Sanfter Tourismus und Sicherheit über das gesamte Jahr ist vorrangig !

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