Feier auf Domplatz zur Eröffnung des Katholikentags in Erfurt
Zur Eröffnung des Katholikentags kamen hunderte Menschen auf den Domplatz in Erfurt. Bildrechte: MDR/Sophie Hartmann

Kirchenfest Katholikentag auf dem Domplatz in Erfurt feierlich eröffnet

29. Mai 2024, 19:27 Uhr

Gottesdienste, Diskussionsrunden, offene Kirchen und kulturelle Veranstaltungen - fünf Tage lang wird in der Thüringer Landeshauptstadt der Katholikentag gefeiert. Erwartet werden mehr als 20.000 Besucher. Das Festival soll aber nicht nur Christen ins Gespräch bringen, sondern alle Menschen unabhängig von Religion und Herkunft.

Mit Appellen zu Frieden und Demokratie hat in Erfurt am Mittwochabend der 103. Katholikentag begonnen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dankte bei der Eröffnung den Christen für ihren Beitrag für die Gesellschaft. Diese werde vom vielfältigen Dienst von Christen mit getragen, sagte Steinmeier in seiner Eröffnungsrede auf dem Domplatz. "Das ist für unsere ganze Gesellschaft ein Glück", betonte das Staatsoberhaupt. Bei vielen Christen stehe nach dem Vorbild der Heiligen Elisabeth von Thüringen (1207-1231) die Sorge um die Armen im Mittelpunkt.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei Katholikentag in Erfurt
Zur Eröffnung des 103. Katholikentags reiste auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Erfurt. Bildrechte: MDR/Sophie Hartmann

Der Katholikentag findet zum ersten Mal in Erfurt statt. In den östlichen Bundesländern sind Christen eine kleine Minderheit, in Thüringen nur sieben Prozent der Menschen katholisch. Ihnen stärkte Steinmeier den Rücken: Trotz des epochalen Vertrauensverlusts der Kirchen durch den Missbrauchsskandal tragen Christen nach seiner Ansicht weiterhin stark zum Zusammenhalt in Deutschland bei.

Katholikentag 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Religiöse und kulturelle Veranstaltungen geplant

Mit einem Gottesdienst zu Fronleichnam mit Bischof Ulrich Neymeyr geht das mehrtägige Fest am Donnerstagmorgen weiter. Bei dem fünftägigen Katholikentag in der Landeshauptstadt werden etwa 20.000 Besucher erwartet. Angekündigt sind außerdem zahlreiche Spitzenvertreter aus Kirche, Politik und Wirtschaft, unter ihnen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und mehrere Minister.

Galerie Die Bilder vom Katholikentag in Erfurt

Bundeskanzler Olaf Scholz auf dem Kirchentags-Podium im Theater Erfurt
Bundeskanzler Olaf Scholz war eine der Politgrößen auf dem Kirchentags-Podium am Freitag im Theater Erfurt. Bildrechte: IMAGO / Chris Emil Janßen
Bundeskanzler Olaf Scholz auf dem Kirchentags-Podium im Theater Erfurt
Bundeskanzler Olaf Scholz war eine der Politgrößen auf dem Kirchentags-Podium am Freitag im Theater Erfurt. Bildrechte: IMAGO / Chris Emil Janßen
Eine Gruppe Klimaaktivisten steht am Rand des Theatersaals in Erfurt und halten ein Banner mit der Aufschrift "Letzte Generation" vor sich.
Klimaaktivisten der Letzten Generation unterbrachen Scholz' Auftritt kurzzeitig. Bildrechte: Julia Grimm
Olaf Scholz inmitten einer Gruppe Menschen beim Besuch der Synagoge in Erfurt
Zuvor hatte sich Scholz die Erfurter Synagoge angeschaut. Sie gehört seit Kurzem zum Unesco-Welterbe. Bildrechte: MDR/Stefanie Magiera
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr steht auf den Domstufen und ließt etwas vor. Neben ihm Stehen Messdienser die Regenschirme halten. Einer hält eine Bibel.
Beim Fronleichnamsgottesdienst am Mittwoch rief der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr zu mehr Engagement für den Frieden auf. Bildrechte: MDR/Sophie Hartmann
Viele Menschen stehen auf dem Domplatz. Weil es Regenet, tragen sie Regenjacken oder halten Schirme in der Hand.
Trotz Regens waren Tausende Gläubige zu dem Gottesdienst auf dem Domplatz gekommen. Bildrechte: MDR/Sophie Hartmann
Messdiener laufen über den Domplatz in Erfurt. Einer trägt ein großes Kreuz.
Die Katholiken feiern an Fronleichnam das sogenannte "Hochfest des Leibes und Blutes Christi". Sie erinnern damit an das Letzte Abendmahl, bei dem Jesu den Aposteln Brot und Wein gereicht hatte und dabei "Das ist mein Leib" und "Das ist mein Blut" sagte. Der Begriff Fronleichnam stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet in etwa "Leib des Herren". Bildrechte: MDR/Sophie Hartmann
Feier auf Domplatz zur Eröffnung des Katholikentags in Erfurt
Bereits am Mittwochabend hatten sich zahlreiche Menschen bei der Eröffnung des 103. Katholikentag auf dem Erfurter Domplatz gedrängelt. Bildrechte: MDR/Sophie Hartmann
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei Katholikentag in Erfurt
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war am Mittwoch in Erfurt. Er dankte bei der Eröffnung den Christen für ihren Beitrag für die Gesellschaft. Bildrechte: MDR/Sophie Hartmann
Am Fuße des Erfurter Doms steht eine große Bühne.
Der Katholikentag geht noch bis Sonntag. Erwartet werden in Erfurt mehr als 20.000 Besucher. Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch
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Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 30. Mai 2024 | 19:00 Uhr

Bis Sonntag sind rund 500 Veranstaltungen geplant, darunter zahlreiche Diskussionen zu aktuellen gesellschaftspolitischen und kirchlichen Fragen. Der Katholikentag steht unter dem biblischen Leitwort: "Zukunft hat der Mensch des Friedens." Die Themen Krieg und Frieden, Demokratie, Klimawandel, soziale Gerechtigkeit und der Umgang mit Extremismus bestimmen das inhaltliche Programm.

Neben einem umfangreichen religiösen Angebot sind auch rund 150 Kulturveranstaltungen mit Musik, Theater, Tanz und Kabarett geplant. Die Aufregung und die Freude bei allen Mitarbeitern und Helfern ist groß, sagte Pressesprecherin Cosima Jagow-Duda. In den vergangenen Tagen wurden in der ganzen Erfurter Innenstadt Zelte und Bühnen aufgebaut.

Straßensperrungen und Staus möglich

Autofahrer und Anwohner müssen sich aufgrund des fünftägigen Festivals ab Mittwoch auf vereinzelte Straßensperrungen einstellen. Schwerpunkte sind vor allem der Willy-Brandt-Platz am Hauptbahnhof und auch der Domplatz. Laut Organisatoren wird unter anderem die Maximilian-Welsch-Straße zwischen Lauentor und Theaterplatz vollständig gesperrt.

Nur zeitweise sollen die Straße am Domplatz und ein Teil der Meister-Eckehart-Straße vor der Predigerkirche gesperrt werden. Besuchern des Katholikentages werde empfohlen, die Park- und Ride-Parkplätze am Stadtrand zu nutzen und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Veranstaltungen zu fahren.

Erfurter Bischof Neymeyr bekräftigt Ablehnung der AfD

Der Katholikentag findet alle zwei Jahre an wechselnden Orten statt. Erfurt richtet zum ersten Mal einen Katholikentag aus. In Ostdeutschland fand das christliche Großevent zuletzt 2016 in Leipzig statt. In Thüringen sind nur etwa ein Viertel der Bevölkerung Christen.

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr betonte, dass der Katholikentag nicht nur Christen ins Gespräch bringen soll, sondern alle Menschen unabhängig von Religion und Herkunft. Neymeyr bekräftigte erneut seine Ablehnung gegenüber der AfD. Trotz des starken Abschneidens der Partei bei den jüngsten Kommunalwahlen in Thüringen seien weiterhin keine AfD-Vertreter zu den politischen Foren des Treffens eingeladen, sagte Neymeyr am Mittwoch im "ZDF-Morgenmagazin".

Bischof Ulrich Neymeyr
Bischof Ulrich Neymeyr Bildrechte: IMAGO / epd

"Wir haben die Erfahrung gemacht, dass mit den Vertretern der AfD kein wirklich fruchtbares Gespräch möglich ist." Diesen gehe es nur darum, ihre radikalen Botschaften zu vermitteln. So komme kein Dialog zustande. Ziel des Katholikentags sei es, ohne politische Aggressivität einen Beitrag zur Debattenkultur in Deutschland zu leisten. Dass die katholische Kirche völkisches Gedankengut ablehne, sei überdies bekannt.

Zentralkomitee der Katholiken: Mehr Tempo bei Kirchenreformen

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken beschrieb die schwierige Lage der Kirche in Deutschland und forderte mehr Tempo bei Reformen. "Der Abbruch der Volkskirche ist Land auf, Land ab Realität", sagte Zdk-Präsidentin Irme Stetter-Karp am Mittwoch vor der Eröffnung Katholikentags. Die Kirche sei in einer Krise, die nicht nur vom Glaubenswandel zeuge. "Sie ist in einer Krise, die sie selbst mitverschuldet hat." Zu lange habe sie auf die Wahrung des Status Quo gesetzt, habe kritische Fragen nicht an sich herankommen lassen. "Dann hat der Missbrauchsskandal im großen Maße Vertrauen zerstört."

Irme Stetter-Karp, Praesidentin des Zentralkommitees der Katholiken
Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkommitees der Katholiken. (Archivfoto) Bildrechte: IMAGO/epd

Die Kirche reagiere auf diese Probleme zu langsam. Zwar gebe es Reformvorstöße, um etwa den Machtmissbrauch in der Kirche einzudämmen und mehr Gleichberechtigung zu schaffen. "Es quält mich, dass wir mit der Umsetzung dieser Ziele nicht schnell genug vorankommen", räumte Stetter-Karp ein. Nicht nur ihre Ungeduld sei groß. 

Sie ist in einer Krise, die sie selbst mitverschuldet hat.

Zdk-Präsidentin Irme Stetter-Karp über die Kirche

Mit Blick auf das im säkular geprägten Ostdeutschland gelegene Erfurt als Ausrichtungsort für den Katholikentag sagte die ZdK-Präsidentin: "Wir haben hier kein Heimspiel. Aber gibt es überhaupt noch Heimspiele für Katholiken in Deutschland? Ich denke: nein." 

Zahlen zur katholischen Kirche Weltweit gibt es laut Deutscher Bischofskonferenz 1,4 Milliarden Katholiken. 20,9 Millionen von ihnen lebten 2022 in Deutschland, was etwa einem Anteil von 25 Prozent der deutschen Bevölkerung entsprach. Rund 137.000 Kirchenmitglieder zählte das Bistum Erfurt.

Einen umfassenden Überblick und Berichte zum Katholikentag finden Sie auf der Übersichtsseite des MDR.

Mehr zum Katholikentag in Erfurt

Ein Prister beim Gottesdienst in einer Kirche. 30 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
30 min

Der Katholikentag 2024 findet in Thüringens Hauptstadt Erfurt statt, dabei spielt Religion in Ostdeutschland eine eher untergeordnete Rolle. Wir haben die Stadt und das katholisch geprägte Eichsfeld besucht.

3sat Ländermagazin Sa 25.05.2024 14:05Uhr 29:30 min

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

MDR (soh/jml/maf)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 29. Mai 2024 | 19:00 Uhr

50 Kommentare

Rainer Kirmse vor 27 Wochen

KATHOLIKENTAG ERFURT ✝️

Wieder mehr Religion wagen,
die Botschaft in diesen Tagen.

Katholikentag im Thüringer Land,
wo Luther der Papstkirche widerstand.
Im Land der friedlichen Revolution
beklagt die Kirche große Erosion.

Katholiken, sowie Protestanten,
fehlt's im Osten an Sympathisanten.
Christen in der Diaspora vereint,
doch darob wird keine Träne geweint.

Es wird allerorten Flagge gezeigt.
Gläubige bringen ihre Stärken ein,
woll'n aktiver Teil der Gesellschaft sein;
den weltlichen Dingen nicht abgeneigt.

Die Christen stellen sich viele Fragen.
Wie wollen wir in der Zukunft leben?
Wie kann es Friede auf Erden geben?
Klimadebatten an allen Tagen.

Wie bringen Frauen Religion voran?
Wie ist's um die Ökumene bestellt?
Christen geh'n die großen Probleme an,
beten und kämpfen für unsere Welt.

Lasst die weißen Tauben fliegen,
Aggression und Hass besiegen.
Jeder kann glauben, was er will,
Frieden und Freiheit unser Ziel.

Rainer Kirmse , Altenburg

Herzliche Grüße aus Thüringen

Nudel81 vor 27 Wochen

@Wessi: Man könnte jetzt sagen typisch westdeutsche Arroganz! Der Osten wurde angeschlossen weder gab es ein Volksabstimmung noch ein Wahl.

Aber Adolf Hitler war Mitglied der katholische Kirche bis zu seinem Tod und arbeitete mit ihr zusammen.

Sie machen es zu einfach oder sie wissen zu wenig darüber.

Nudel81 vor 27 Wochen

@kleiner.klaus77: Zum Beispiel die Rattenfänger! Wo hochrangige Nazis nach dem Krieg mit Hilfe der katholische Kirche nach Südamerika geflüchtet sind. Bis heute werden die Akten im Vatikan unter Verschluss gehalten.

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