Stadtrat Erfurt: Partyfläche am Lutherstein wird weiter getestet

21. April 2023, 13:13 Uhr

Damit junge Menschen ungestört feiern können, hat die Stadt Erfurt im vergangenen Jahr ein freie Fläche für Veranstaltungen zur Verfügung gestellt. Für die Wiese beim Lutherstein nahe des Erfurter Ortsteils Stotternheim gab es von Ende Juli bis Ende Oktober eine Testphase. Wie geht es jetzt weiter?

Die Testphase für die Partyfläche am Lutherstein wird verlängert. Einem entsprechenden Antrag der Stadtverwaltung hat der Erfurter Stadtrat am Mittwochabend zugestimmt. Eigentlich waren für die Testphase im verganenen Jahr sieben Veranstaltungen angemeldet worden. Stattfinden konnten wegen schlechten Wetters allerdings nur drei. Eine davon war das Elektromusikevent "Springinsfeld", das Georg Meyer-Hoeven und seine Freunde organisiert haben.

Ein eigenes Elektromusikevent

"Wir haben sowas zum ersten Mal gemacht", erzählt der 25-Jährige. Die Idee für ein eigenes Open-Air-Event hatten sie schon länger, durch das Angebot am Lutherstein haben sie den Plan dann in Angriff genommen. "Es war schon sehr viel zu organisieren", sagt Meyer-Hoeven. Von der Stadt werden lediglich die Toiletten gestellt - Stromaggregat, Beleuchtung, Bühne, Technik, Sitzmöglichkeiten und alles weitere müssen die Veranstalter selbst organisieren.

Die Nutzung der Fläche muss im Vorfeld per Formular beantragt werden. Es gibt diverse Vorgaben, die erfüllt werden müssen. Zwar ist die Fläche kostenlos, allerdings müssen 100 Euro Kaution hinterlegt werden. Vor und nach der Veranstaltung muss die Fläche mit Fotos dokumentiert werden. So kann die Kulturdirektion nachvollziehen, ob alles sauber hinterlassen wurde. Außerdem darf die Lautstärke einen gewissen Pegel nicht überschreiten. Dafür gibt es von der Stadt ein Schallpegelmessgerät.

Unterstützung durch die Kulturdirektion

Und trotz der vielen Vorgaben ist Meyer-Hoeven der Kulturdirektion dankbar. "Sie haben uns wirklich sehr unterstützt beim Ausfüllen und uns alle Vorgaben genau erklärt", sagt er. Und die ganze Arbeit hat sich gelohnt: Zu "Springinsfeld" kamen zwischen 300 und 400 Menschen - natürlich ohne Eintritt, denn auf dem Lutherstein sind aktuell nur nicht-kommerzielle Veranstaltungen erlaubt.

Zur Finanzierung von Technik und Musik haben Meyer-Hoeven und seine Freunde Unterstützung von der Jugendbeteiligungsstruktur "BÄMM!" und dem Lokalen Aktionsplan gegen Rechtsextremismus (LAP) bekommen. "Es hat wirklich total Spaß gemacht, das alles zu organisieren - auch wenn es stressig war", sagt Meyer-Hoeven zusammenfassend.

Und auch die Kulturdirektion ist zufrieden: Bei allen drei Veranstaltungen, die bisher am Lutherstein stattgefunden haben, wurde die Fläche wieder ordentlich verlassen und bisher gab es auch keine Beschwerden wegen Lärmbelästigung - so das Zwischenfazit im Verlängerungsantrag für die Testphase. Alles super also, beim Lutherstein?

Fehlende Infrastruktur

Auf die Nachfrage, ob Meyer-Hoeven dort nochmal so eine Veranstaltung machen würde, zögert der 25-Jährige. "Es war halt der Zauber vom ersten Mal", sagt er. "Es ist cool und wichtig, dass es die Fläche gibt, aber für eine private kleine Feier mit Freunden ist das einfach zu viel Aufwand", sagt Meyer-Hoeven. Vielleicht würde er es nochmal machen, wenn es für die Veranstaltungsplanung selbst Unterstützung geben würde - von der Kulturdirektion oder auch einer Jugendorganisation aus Erfurt.

Es ist cool und wichtig, dass es die Fläche gibt, aber für eine private kleine Feier mit Freunden ist das einfach zu viel Aufwand.

Georg Meyer-Hoeven

Dafür müsste es feste Strukturen vor Ort geben, meint er. Insbesondere einen festen Stromanschluss, aber auch Möglichkeiten, um Lichter, Planen, Dekoration anzubringen. "Bis auf ein paar Bäume gibt es dort halt nichts", berichtet er.

Und dann ist da natürlich noch die Lage: Der Lutherstein ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln - insbesondere abends, nachts und am Wochenende - nur schwer zu erreichen. Vom Bahnhof in Stotternheim sind es rund 20 Minuten zu Fuß - auf einem unbeleuchteten Weg.

Ist der Lutherstein als Partyfläche zukunftsfähig?

Für ein spontanes Treffen und Tanzen mit Freunden ist die mobile Musikbox für den Stadtpark sicher die schnellere Lösung. Doch eigentlich sollte der Lutherstein ja genau für das Problem der Jugendgruppen in der Erfurter Innenstadt die Lösung sein. Die verlängerte Testphase wird zeigen, ob das Angebot am Lutherstein vielleicht doch noch angenommen wird. Trotz aller Vorgaben und der fehlenden Infrastruktur.

MDR (anh)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 20. April 2023 | 08:20 Uhr

5 Kommentare

Slino am 21.04.2023

Ich war selbst da. Wunderbar organisiert, tolles Team, es war eine Nacht zum wohl fühlen. Ich es schön und wichtig, dass es eine Fläche auch für größere Events gibt. Also eine Fläche wo die Veranstaltungen auch angemeldet werden. Aber die Rahmenbedingungen dafür sind trotzdem eine Farce. Die Musik war viel zu leise. Wenn es keine Beschwerden gab, kann da gerne der Pegel nach oben verändert werden. Es gab keinen Stromanschluss. Neben der Musik war immer das Dröhnen des Generators zu hören und die Abgase konnte man auch riechen. Dass die Stadt Dixis stellt ist ja ein Anfang. Ein Toilettenwagen wäre da sicher die bessere Variante gewesen. Und dass die Sitzgelegenheiten selbst mitgebracht werden müssen ist halt echt ein Ding. Lasst doch einfach ein Kollektiv da was vernünftiges hinbauen und das steht dann da. Ein bezahlter Shuttlebus wäre auch hilfreich.
Zu guter Letzt, durch die Fläche werden in der Stadt sicher nicht weniger Party sein, aber sie ist eine Bereicherung für die Kulturszene.

Jan Will am 21.04.2023

Politikversagen spricht aus jeder Zeile, unfassbar. ------ Da wird eine Fläche gesucht, auf der Jugendliche spontan zusammen Bier trinken können ohne zu stören, wie es auch am Ende des Artikels steht. ------ Und statt einer Lösung, wird eine Fläche für angemeldete Festivals bereitgestellt. Ein super Test, selten so gelacht.

Harka2 am 21.04.2023

Die Jugendlichen suchen einen Ort, an dem sie sich locker und je nach Wetterlagen treffen können. Die wollen keinen Genehmigungsmarathon, keine Kaution und keine vorher-nachher Beurteilung. Die gehen dazu nicht an einen Ort, der praktisch gar nicht zu erreichen ist, an dem es weder Toiletten noch Strom gibt. Die nehmen ihre Smartphone, ihre Bluetooth-Lautsprecher und gehen in den nächsten Park, in dem es sogar Sitzmöglichkeiten gibt, die am Lutherstein ja auch noch fehlen.

Ganz ehrlich? Die gewünschte Lösung stammt ganz gewiss von völlig weltfremden Oberlehrern, die keine Ahnung von der Realität haben.

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