Bildung Fehlende Schulplätze in Erfurt: Neues Gymnasium als Lösung?

26. April 2023, 17:38 Uhr

Die Stadt Erfurt hat ein Platzproblem: Für 116 Schülerinnen und Schüler mussten für das kommende Schuljahr 2023/24 neue Kapazitäten geschaffen werden. Das Resultat: Fünf neue Klassenzüge an verschiedenen Schulen. Eine Lösung zwar, aber nur eine kurzfrisitige. Wie geht es im folgenden Schuljahr weiter?

Es ist eine komplexe Aufgabe gewesen, alle Schülerinnen und Schüler für das neue Schüljahr Ende August unterzubringen, berichtet Werner Ungewiß, Leiter des Amtes für Bildung der Stadt Erfurt. Insgesamt fünf neue Klassenzüge mussten geschaffen werden: am Gutenberg-Gymnasium, am Heinrich-Hertz-Gymnasium, an der Kooperativen Gesamtschule (KGS), am Albert-Schweitzer-Gymnasium und an der Jenaplan-Schule am Nettelbeckufer. An diesen Schulen wird es demnach enger - denn mehr Räumlichkeiten stehen nicht zur Verfügung.

Lösung für kommendes Schuljahr muss noch abgesegnet werden

"Nach den anfänglichen Schwierigkeiten schaue ich jetzt trotzdem optimistisch auf das kommende Schuljahr", sagt Ralph Leipold, Leiter des staatlichen Schulamts Mittelthüringen. Noch stehen allerdings die Gespräche zu den Aufstockungsplänen mit den jeweiligen Schulkonferenzen aus.

Und auch mit Kritik der Eltern rechnen Stadt und Schulamt - denn bei der Schülerverteilung konnten nicht immer die individuellen Schulwünsche berücksichtigt werden. "Für das nächste Jahr wird das so nicht mehr funktionieren", sagt Leipold und meint damit, dass die Erfurter Schulen nicht weiter vollgestopft werden können.

Einen, besser zwei Neubauten

"Ich brauche mindestens zwei Schulgebäude, mehr ist dazu nicht zu sagen", sagt Bildungsamtsleiter Ungewiß. Aber in einem Jahr eine neue Schule zu bauen, sei unrealistisch. Zwei Standorte, in der Greifswalder Straße und in der Blumenstraße, sind schon länger im Gespräch. Doch der Architektenentwurf für die Greifswalder Straße sei mittlerweile zu teuer geworden.

Eine Alternative wäre laut Bürgermeisterin Anke Hofmann-Domke (Linke) ein Zweckbau in modularer Bauweise, wie er ähnlich bereits beim Schulbau in Kerspleben umgesetzt wurde. Laut Baudezernent Matthias Bärwolff (Linke) könnte dieser bis 2026 stehen. Dafür brauche es allerdings noch verschiedene Absprachen und Genehmigungen. Aber so lange können die Schüler nicht warten.

Wir haben uns in eine Situation gebracht, in der es keine gute Lösung mehr gibt. Wir müssen jetzt einfach die am wenigsten schlechte nehmen.

Michael Hose CDU-Stadtrat Erfurt

Als Übergangslösung könnte das neugegründete Gymnasium in einem der Ausweichobjekte, die im Rahmen des Schulsanierungsprogramms zur Verfügung stehen, untergebracht werden. Denkbar wäre der Standort in der Herrmann-Brill-Straße. Dieser stünde dann jedoch nicht mehr für die Schulsanierung zur Verfügung und würde den eng getakteten Plan durcheinanderbringen.

Doch auch wenn für das neue Gymnasium ein Platz gefunden wird, werden die damit verbundenen drei neuen Klassenzüge nicht ausreichen. Laut aktuellen Prognosen fehlen im Schuljahr 2024/25 161 Schulplätze - rund zweieinhalb Mal so viele, wie für das kommende Schuljahr 2023/24 prognostiziert waren. Eine weitere Neugründung steht im Raum, aber auch Containerlösungen werden nicht ausgeschlossen.

Absprachen mit Stadtrat und Baudezernat

Die finalen Entscheidungen muss letztlich der Erfurter Stadtrat treffen. Hofmann-Domke möchte in diesem Zuge auch einen aktualisierten Schulnetzplan einreichen. An diesem wird laut der Bürgermeisterin aktuell gearbeitet. Und auch mit dem Baudezernat müssten weitere Absprachen erfolgen, was das Schulsanierungsprogramm betrifft.

Laut dem Vorsitzenden der CDU-Stadtratsfraktion Michael Hose ist das alles längst überfällig, die Fraktion fordert schon seit längerem eine Gymnasiums-Neugründung. "Wir haben uns in eine Situation gebracht, in der es keine gute Lösung mehr gibt. Wir müssen jetzt einfach die am wenigsten schlechte nehmen", sagt er. Hose fordert erneut, auf externe Unterstützung beim Bauen zurückzugreifen, damit es schneller vorangeht.

Nach dem gerade gelösten Platzproblem für das kommende Schuljahr wird es für Schulamt und Bildungsamt also keine Verschnaufpause geben - damit auch in den kommenden Jahren alle Erfurter Schüler einen Platz bekommen.

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MDR (cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 26. April 2023 | 18:00 Uhr

4 Kommentare

DIT am 27.04.2023

Es scheint gewiß zu sein, was Herr Ungewiß sagt: Erfurt braucht zwei neue Schulen ab Klasse 5. Das ist nichts Neues und Überraschendes: Unkontrollierter Geschosswohnungsbau trifft auf nicht mitwachsende Infrastruktur.

OB Bausewein und seine Verwaltung wirken mittlerweile überfordert. Wahrscheinlich ist mal frischer Wind erforderlich.

Realist2020 am 27.04.2023

Das dieses und in den kommenden Jahren Plätze fehlen ist nicht neu. Aber offenbar lagen die Prioritäten der Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren bei Großprojekten.
Das der Schulneubau in der Greifswalder Straße nun zu teuer sei, liegt vermutlich an der Tatsache, dass die Kosten mit denen aus Vorcoronazeiten und mit Zweckbauten wie in Hochheim und Kerpsleben verglichen werden. Letztere sind zwar zur Unterbringung von Kindern geeignet- es ist rocken und hoffentlich auch warm- für neue bzw. fortschrittliche Bildungskonzepte bieten sie allerdings keine Raum.
Ich hoffe das Problem wird schnell gelöst!!!

Don.Domenico am 26.04.2023

Der beste Schulnetzplan nützt nichts, wenn die Stadtverwaltung ihn nicht umsetzt. Und selbst wenn die Stadt als zuständiger Schulträger die nötigen Gebäude und Räume hätte, kämen dann auch die erforderlichen Lehrer? Da ist das Schulamt in der Pflicht. Die staatlichen Strukturen sind nicht in der Lage, bedarfsgerecht zu agieren. Aber wir haben uns daran gewöhnt und erdulden alles. Gute Nacht.

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