Ein Baum wirft einen Schatten auf den Theaterplatz vor dem Theater Erfurt.
Das Theater Erfurt soll in den nächsten Jahren laut Kulturdezernet Tobias Knoblich in Team-Leitung. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Kultur Team statt Intendant: Neue Führung für Theater Erfurt geplant

13. Juni 2023, 20:48 Uhr

Guy Montavon hat als Intendant des Theaters Erfurt einen Vertrag bis 2027. Jetzt hat das städtische Kulturdezernat Pläne für die Zeit danach vorgestellt: Statt einer Person soll ein Team das Haus führen. Nur: Es wäre teurer.

Porträt von MDR THÜRINGEN-Regionalkorrespondentin Anna Hönig
Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

Das Erfurter Theater soll ab 2027 nicht mehr von einem Intendanten geführt werden. Wie Kulturdezernent Tobias Knoblich am Montagabend mitteilte, soll es stattdessen ein siebenköpfiges Leitungsgremium geben. Das ist der Vorschlag, den das Kulturdezernat den Stadtratsfraktionen präsentieren möchte, um ihn weiterzuentwickeln. Im Leitungsgremium sollen Technik, Verwaltung, Produktion, kulturelle Bildung, Musiktheater und Schauspiel vertreten sein. Statt des Intendanten gebe es dann eine sogenannte Geschäftsführende Leitung, die aber demokratisch mit den anderen Teilen des Gremiums Entscheidungen trifft, so Knoblich.

Idee mit Bürger und Kulturschaffenden entwickelt

Das Konzept steht noch nicht final, ist aber das Ergebnis eines knapp anderthalbjährigen Beteiligungsprozesses mit Erfurter Bürgern und Kulturschaffenden. In der nächsten Ebene sollen nun die Details in einer Arbeitsgruppe mit den Stadtratsfraktionen besprochen werden. Noch im November dieses Jahres soll über eine entsprechende Vorlage im Stadtrat abgestimmt werden.

Theater Erfurt soll offener werden - Fokus auf Tanztheater

Weitere Ergebnisse aus dem Beteiligungsprozess sind, dass das Theater Erfurt wieder eine Schauspielsparte bekommen soll. Hier sei auch eine Zusammenarbeit mit Akteuren aus der freien Erfurter Theaterszene angedacht, so Knoblich. Auch soll der Fokus wieder verstärkt auf das Tanztheater gelegt werden. Dementsprechend soll die bestehende Kooperation mit dem Theater Gera ausgeweitet werden. Insgesamt soll sich das Theater Erfurt mehr öffnen - gegenüber der Stadtgesellschaft, aber auch was kulturelle Bildungsangebote anbelangt.

Guy Montavon, Intendant des Theaters Erfurt
Guy Montavon, Intendant des Theaters Erfurt, hat einen Vertrag bis 2027. Er soll keinen Nachfolger bekommen. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance / Zentralbild/dpa-Zentralbild/dpa | Zentralbild

Finanzierung unklar: Leitungsgremium laut Stadt teurer

All diese Vorstellungen sind im Moment jedoch noch Zukunftsmusik. Insbesondere die Fragen zur Finanzierung sind noch nicht geklärt. Hier wartet die Stadt noch auf Absprachen auf Landesebene. Klar ist: Die Umstrukturierung wird teurer als der bisherige Betrieb.

Sollte der Stadtrat den Vorschlägen aus dem Beteiligungsprozess zustimmen, könnte die Stadt die Stellen für das Leitungsgremium bereits im kommenden Jahr ausschreiben. Um einen möglichst reibungslosen Wechsel an der Theaterspitze zu gewährleisten, könne das Gremium bereits vor 2027 zusammenkommen und seine Arbeit aufnehmen, so Kulturdezernent Knoblich.

MDR (ls)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 13. Juni 2023 | 22:00 Uhr

4 Kommentare

MAENNLEiN-VON-DiESER-WELT vor 47 Wochen

Im Grunde erkennen wir gar keinen Unterschied
der im Beteiligungsprozess neu (?) gewonnenen
" revolutionären " Erkenntnisse zu den aktuellen
Arbeitsweisen im funktionierenden Eigenbetrieb
" Theater der Landeshauptstadt Erfurt " !

Die Theater-Leitung eines Stadt-Theaters ist immer eine kollektive !

Anders geht das an einem solchen festen Haus mit seinen Werkstätten, Verwaltungsabteilungen, Rechenzentren, Telefonzentralen, Marketing-Instrumenten, Bühnenbetrieb und Besucherorganisation und nicht zu
vergessen "mit der Kunst" gar nicht !

Was nun die künstlerische Intention der neu zu bestimmenden Theaterleitung betrifft und ob eine städtische Verwaltung (ein gewählter Stadtrat) künstlerische
Vorgaben machen und sich damit auch in gewisser Weise in die Freiheit der
Künstler unzulässig einmischen darf - sollte an anderer Stelle bedacht
werden ....

Bei aller Demokratie bleibt der Fakt :
ein Theater - ist ein Theater , bleibt
(m)ein T H E A T E R !!

( Hoffentlich . )

Musikus vor 47 Wochen

Es kommt immer noch darauf an WER das Theater leitet und nicht WIE VIELE das tun. Die Macht ist immer da, egal wie die verteilt wird. Idealerweise bekommt man die künstlerische Kompetenz auch noch dazu...

Ludwig58 vor 47 Wochen

Als ich diese Meldung gestern im Rundfunk gehört habe, war mein erster Gedanke: das ist wieder mal typisch für Erfurt!
Da sind mir die meines Erachtens völlig unsinnige Diskussion über eine erneute Bundesgartenschau eingefallen und die auf unwürdige Art geführte Absetzung der Zooleitung. Um nur zwei Beispiele zu nennen.
Und jetzt soll das Theater von einem Kollektiv geleitet werden.
Etwas ketzerisch formuliert sage ich dazu: Quantität ersetzt nicht fehlende Qualität!
Um es ernsthaft auszuführen: wenn ich Kultur möchte ist Erfurt für mich keine Adresse. Ich genieße mein Abo in Meiningen, das ich seit meinem Umzug nach Thüringen vor gut zwei Jahren habe. Hier stimmen Preis und Leistung. Dann besuche ich immer wieder in meiner alten Heimat in Nbg. die Oper, Ballett ist Stuttgart erste Wahl und nicht zu vergessen die Semperoper. Klassische Inszenierungen auf hohen Niveau zu rel. günstigen Preisen bietet auch Prag.
Erfurt: Domstufen - naja... imposante Kulisse, aber das wars schon...

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