Baum vor Theater in Erfurt.
Das Theater in Erfurt. Ob es nach mehr als 20 Jahren wieder eine Schauspielsparte in der Landeshauptstadt geben wird, steht in den Sternen. Bildrechte: MDR/Tariku Krause

Kulturpolitik Thüringen will neue Schauspielsparte in Erfurt nicht mitfinanzieren

20. Oktober 2022, 16:34 Uhr

Erfurt prüft aktuell, ob es wieder eine Schauspielsparte in der Stadt geben kann. Doch nun gibt es einen größeren Rückschlag.

Bei einer möglichen Wiedereröffnung der Schauspielsparte in Erfurt kann die Stadt nicht auf Landeshilfe hoffen. Wie Thüringens Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) der "Thüringer Allgemeinen" sagte, muss die Stadt Erfurt selbst entsprechende Rahmenbedingungen schaffen.

Erfurt einzige Landeshauptstadt ohne Schauspiel

Im Juli hatte der Stadtrat Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) beauftragt, mit dem Land zu verhandeln, eine Schauspielsparte ab 2027 zu etablieren. Seit 2003 ist Erfurt die einzige Landeshauptstadt in Deutschland, die kein eigenes Schauspielensemble besitzt.

Die Schauspielsparte war mit der Eröffnung des Theaterneubaus in Erfurt 2003 geschlossen worden, die Bühne konzentriert sich in erster Linie auf Musiktheater.

Land will Theater bis 2032 weiter mitfinanzieren

Kulturminister Hoff erklärte jedoch, dass er die laufenden Verträge, die aktuell bis Ende 2025 laufen, zur Finanzierung der Theater im Freistaat bis einschließlich 2032 fortschreiben will. Auch das Thüringer Finanzministerium sei dazu bereit, sagte Hoff der "Thüringer Allgemeinen".

Aktuell laufen die Finanzierungsverhandlungen zwischen Land und den Kommunen. Ziel sei, die Verträge im ersten Halbjahr 2023 im Landtag zu behandeln, sagte Hoff.

Land verhandelt mit Kommunen über Theater-Finanzierung nach 2025

Im Zuge dieser Verhandlungen hatte der Geraer Oberbürgermeister Julian Vonarb (parteilos) für das Theater Gera-Altenburg als einziges Thüringer Fünf-Sparten-Theater in Thüringen eine Beteiligung des Landes vorgeschlagen, da die Stadt Gera ab 2025 wohl erhebliche Finanzierungsprobleme habe. Den Vorschlag hatte das Land aber abgelehnt. Gera besitzt 60 Prozent der Anteile am Theater. Das Land beteiligt sich aktuell schon zu rund 60 Prozent an der Finanzierung des Theaters.

In Thüringen gibt es Theater in Weimar, Erfurt, Meiningen, Eisenach, Rudolstadt, Gera, Altenburg, Nordhausen und Jena. Sie kooperieren teilweise miteinander.

MDR (dpa/rom)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 20. Oktober 2022 | 14:30 Uhr

5 Kommentare

StefanS am 20.10.2022

Diese Historie ist mir bekannt. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass es eigentlich einen zufriedenstellenden Ist- Zustand gibt, was das Repertoire des Theaters betrifft, den man jetzt nicht auf Teufel komm raus auf den Kopf stellen muss.

MAENNLEiN-VON-DiESER-WELT am 20.10.2022

Das passiert, wenn man einer ganzen Generation ein Stück Theater-Kultur vorenthält !


Das Theater Erfurt existiert weitaus länger als der heutige Theater-Ersatz-Neubau
im Erfurter Stadtteil Brühl . Die Älteren unter uns wissen, dass bereits zu DDR-
Zeiten über einen Kulturzweckneubau im Hirschgarten nachgedacht und dieser
( im Volksmund als » Schiffshebewerk « verschriene Bau ) auch begonnen
worden ist, als Theater aber eben so gar nicht mal ansatzweise taugte.

Dieser Fehler wurde nach 1990 erkannt — und ( stadtbildbereinigend ) korrigiert.

Bis zur Entscheidung über den ( teuren ) Neubau im Brühl verfügte die Stadt
Erfurt über mehrere ( sanierungsbedürftige ) Theaterhäuser ( Altes Opernhaus, Schauspielhaus, Theater Waidspeicher, Theater am Moskauer Platz ) , die den unterschiedlichen Bedingungen der Theaterkünste Rechnung trugen und
unter der gängigen Bezeichnung „Städtische Bühnen Erfurt“ firmierten.

Wer das Theater nicht verstanden hat — versteht die Demokratie auch nicht !

MAENNLEiN-VON-DiESER-WELT am 20.10.2022

Der Verkauf der einst städtischen Kultur-Immobilie „Schauspielhaus“ zugunsten des Erwerbs des Erfurter Zughafens durch die Stadt Erfurt zeugt neuerlich vom totalen
Sach- und Fachunverstand im Stadtrat und in der landeshauptstädtischen
Verwaltung in den wahren Theater-Fragen.

Die Kreativwirtschaft hat mit dem klassischen Stadt-Theater-Betrieb, den wir
zum Immateriellen Kulturerbe unter schutzbedürftiges Kulturgut gestellt
wissen, eben nicht ansatzweise etwas zu tun !

Auch die Tatsache, dass es die Stadt Erfurt bis heute unterlassen hat, an ihre einstigen Theater-Beschäftigten die tarfifvertraglich vereinbarten Abfindungszahlungen zu leisten,
zeugt vom despektierlichen Verhalten der Stadträte gegenüber den Theater-Künsten und
den Menschen, auf deren Rücken die Spartenabwicklungen einst erfolgt sind !

Mehr aus der Region Erfurt - Arnstadt

Mehr aus Thüringen