Hans-Georg Maaßen (CDU), ehemaliger Verfassungsschutz-Chef, kommt als Zeuge zu einem Untersuchungsausschuss im Thüringer Landtag.
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"Linksextremisten regierten" Thüringer Landtag: Befragung von Maaßen in Ausschuss abgebrochen

24. Oktober 2023, 19:30 Uhr

Der Untersuchungsausschuss des Thüringer Landtags zu politisch motivierter Gewaltkriminalität hat die Befragung des früheren Bundesverfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen abgebrochen. Grund sind Aussagen von Maaßen über Ministerpräsident Bodo Ramelow und seine Partei, die als "Linksextremisten in diesem Land regierten".

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Der frühere Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, hat Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow und dessen Partei Die Linke in einem Untersuchungsausschuss des Landtags als "linksextrem" bezeichnet. Dem Verfassungsschutz habe der Linksextremismus in seiner Zeit als Präsident der Behörde große Sorge bereitet.

(...) da mit Bodo Ramelow und seiner Partei Linksextremisten in diesem Land regierten.

Hans-Georg Maaßen in seinem Eingangsstatement im U-Ausschuss

Hans-Georg Maaßen (vorn, r, CDU), ehemaliger Verfassungsschutz-Chef, sitzt als Zeuge zu einem Untersuchungsausschuss im Thüringer Landtag.
Hans-Georg Maaßen (vorne rechts) sitzt als Zeuge im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss "Politische Gewalt". Dieser soll klären, wie sich die politisch motivierte Kriminalität in Thüringen in den vergangenen zehn Jahren entwickelt hat. Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Der Ausschuss brach die Befragung Maaßens daraufhin ab, sagte der Vorsitzende Raymond Walk (CDU). Maaßens Rechtsbeistand sagte, es handele sich um eine tatsachenbasierte Meinungsäußerung. Die AfD, auf deren Antrag Maaßen vor den Untersuchungsausschuss geladen worden war, machte klar, nicht für den Abbruch gewesen zu sein. Die CDU enthielt sich nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa.

Scharfe Kritik an Kramer

Maaßen kritisierte zudem den Präsidenten des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan Kramer. Er bemängelte, dass der Landesverfassungsschutz in Thüringen im Vergleich zu anderen Bundesländern unterdurchschnittlich aufgestellt gewesen sei, insbesondere nach dem Auffliegen des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU).

Stephan Kramer spricht bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes 2020.
Stephan Kramer, Präsident des Thüringer Amtes für Verfassungsschutz Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Bodo Schackow

Maaßen sagte: "Verschärft wurde das Ganze aus meiner Perspektive auch dadurch, dass die Leitung der Landesbehörde für Verfassungsschutz an Stephan Kramer übertragen wurde, einer Persönlichkeit, die nicht über die notwendigen fachlichen Voraussetzungen für die Leitung einer Landesbehörde verfügt."

Die Abgeordnete der Linken, Katharina König-Preuss, warf Maaßen daraufhin vor, die Landesregierung und Kramer zu diskreditieren. Sie betonte, dass man nicht die Zeit habe, jede einzelne Aussage von Herrn Maaßen auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.

Der Untersuchungsausschuss bietet kein Podium für Fakenews-Schleudern.

Linke-Abgeordnete Katharina König-Preuss

Katharina König-Preuss
Katharina König-Preuss warf Maaßen vor, Kramer zu diskreditieren. Bildrechte: imago images/Jacob Schröter

Der heute 60-jährige Maaßen war zwischen Mitte 2012 und Herbst 2018 Präsident des Bundesverfassungsschutzes. Im Bundestagswahlkampf 2021 wurde er von mehreren CDU-Kreisverbänden in Südthüringen als Bundestagskandidat aufgestellt, scheiterte jedoch in dem Wahlkreis.

Ramelow wurde 2014 zum ersten und bislang einzigen linken Ministerpräsidenten in Deutschland gewählt. Er ist seitdem mit kurzer Unterbrechung Regierungschef in Thüringen. Ramelow war jahrelang vom Bundesverfassungsschutz beobachtet worden. Das Bundesverfassungsgericht entschied jedoch, dass dies verfassungswidrig war.

Bodo Ramelow
Der Bundesverfassungsschutz hatte Ramelow jahrelang beobachtet - zu Unrecht, wie das Bundesverfassungsgericht entschied. Bildrechte: picture alliance/dpa | Michael Reichel

MDR (ifl)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 24. Oktober 2023 | 19:00 Uhr

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