Ein Trauerzug hält eine LGBTQI-Flagge in der Hand
Thüringens Justizministerin Doreen Denstädt (Grüne / Erste von rechts) und Weimars Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos / Zweiter von rechts) gehen mit dem Gedenkzug in Richtung Gedenktafel. Bildrechte: MDR/Grit Hasselmann

Weimar Buchenwald: Gedenken an ermordete Rosa-Winkel-Häftlinge

02. Juli 2023, 19:04 Uhr

Am Sonntag wurde bei einer Gedenkveranstaltung der Rosa-Winkel-Häftlinge im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald gedacht. Zwischen 1937 und 1945 wurden 650 Menschen dorthin deportiert und gequält. Weimars Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos) betonte bei der Veranstaltung, dass Vielfalt, Toleranz und Demokratie auch heute keine Selbstverständlichkeit seien.

Am Sonntagnachmittag haben Vertreter der Aids-Hilfe Weimar und Ostthüringen, sowie Vertreter aus der Politik bei einer Gedenkveranstaltung der Rosa-Winkel-Häftlinge im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald gedacht.

Rosa-Winkel-Häftlinge wurden aufgrund ihrer Homosexualität verfolgt. 650 von ihnen wurden zwischen 1937 und 1945 nach Buchenwald und Mittelbau-Dora deportiert und dort gequält, etwa ein Drittel starb.

Blumen und eine LGBTQI-Flagge liegen rund um einen Gedenkstein.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer legten Blumen und Kränze am Gedenkstein nieder. Bildrechte: MDR/Grit Hasselmann

Gedenken traditioneller Bestandteil der CSD-Woche in Weimar

Die Ursprünge der Gedenkfeier liegen schon 30 Jahre zurück, erklärt Jessica Daschkeit von der Aids Hilfe Weimar, die die Veranstaltung organisiert hat. "Also schon damals haben sich Schwule und Lesben getroffen, die gesagt haben, es ist wichtig, dass wir dieser Opfer gedenken aus unserer Mitte. Weil das sonst keiner tut. Und deswegen ist es jetzt auch weitergetragen worden von uns. Bis heute."

Unter den Anwesenden befand sich auch Thüringens Justizministerin Doreen Denstädt (Grüne) und Weimars Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos). Vielfalt, Toleranz und Demokratie seien keine Selbstverständlichkeit, sagte Kleine. "Auf der einen Seite hat man die Feierlichkeiten zum Christopher Street Day gestern auch wieder in Weimar. Und gleichzeitig der Tag heute, der ein Innehalten bedeutet und auch das Erinnern, was mit Menschen gemacht worden ist, wegen ihrer sexuellen Orientierung."

Opfer wurden zu Lebzeiten nicht entschädigt

650 Häftlinge im KZ Buchenwald mussten einen Rosa Winkel tragen, waren dadurch auch im Lager Hass und Diskriminierung ausgesetzt. Und auch noch Jahrzehnte nach der Befreiung Buchenwalds ist die Stigmatisierung noch lange nicht beendet.

Die meisten Überlebenden wurden zu Lebzeiten nicht für ihr Leid entschädigt. "Ich glaube, umso wichtiger ist es auch solche Veranstaltungen zu machen, wie heute und gleichzeitig auch Flagge zu zeigen.", so Oberbürgermeister Kleine. Dem Schwur von Buchenwald, sagt er, dem seien wir alle verpflichtet.

Ausstellung zeigt Leid der Opfer

Noch bis 14. Juli zeigt auch eine Ausstellung im Hauptgebäude der Uni Jena die Lebensbedingungen unter denen homosexuelle Häftlinge im Konzentrationslager leben mussten. Diese wurde vom Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Christian Wagner, mitentwickelt und mitorganisiert. Sie zieht durch verschiedene Orte in Thüringen.

MDR (jw)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 02. Juli 2023 | 18:45 Uhr

27 Kommentare

Eulenspiegel1 vor 43 Wochen

"Am Sonntag wurde bei einer Gedenkveranstaltung der Rosa-Winkel-Häftlinge im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald gedacht. Zwischen 1937 und 1945 wurden 650 Menschen dorthin deportiert und gequält. Weimars Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos) betonte bei der Veranstaltung, dass Vielfalt, Toleranz und Demokratie auch heute keine Selbstverständlichkeit seien."
Und ich denke an der Stelle kann jeder seine Betroffenheit und Trauer so ausdrücken wie es ihm gefällt. Und da da eine Gedenkveranstaltung ja nicht nur eine Erinnerung an vergangenes Unrecht und Leid ist geht es dort auch um Vielfalt, Toleranz und Demokratie in Gegenwart und Zukunft.
Und mit dieser Vielfalt Toleranz und Demokratie haben einige Kommentatoren ihre Probleme. Ihr Weltbild ist an der Stelle offensichtlich ganz anders gelagert.

Seiler vor 43 Wochen

„lauert die Gefahr einer Unterordnung des Politischen unter eine moralische Instanz, die ebenso unangreifbar wie instrumentalisierbar ist.“ diesen Satz von Lothar Probst (Welche Zivilreligion braucht Europa? | Welt.de)

MDR-Team vor 43 Wochen

Erinnerungskultur ist die Kernaufgabe einer Gedenkstätte. Die Gestaltung derer ist vielfältig und obliegt den Leitungen und Mitarbeitern. Ob und wie Sie das als "politisch" bewerten, ist Ihre Sache. Das betreffende Gedenken fand selbstredend mit Fokus auf die Opfer statt. In diesem Fall mit Blick auf eine spezifische Opfergruppe. Was exakt "im Sinne" derer ist, können nur noch die wenigsten mitteilen.

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