Das Sophien- und Hufeland-Klinikum Weimar im Mai 2020.
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Arbeitsstreit Kirche gegen Verdi: Streiks an Klinikum Weimar sollen vor Gericht verhindert werden

23. Juli 2024, 08:52 Uhr

Weil die Gewerkschaft Verdi immer wieder zu Streiks am Klinikum in Weimar aufruft, gehen die Verantwortlichen dort nun juristische Schritte. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM), die Diakonie und das Sophien- und Hufeland-Klinikum als Arbeitgeber argumentieren, Streiks seien nicht erlaubt, da die Beschäftigten kirchlich angestellt sind.

Beschäftigte des Sophien- und Hufeland-Klinikums in Weimar fordern seit Monaten mehr Geld und Mitbestimmung, es drohen Streiks an dem kirchlichen Krankenhaus. Den wollen nun die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM), die Diakonie und das Sophien- und Hufeland-Klinikum als Arbeitgeber verhindern - mit juristischen Mitteln.

Klage am Arbeitsgericht eingereicht

In einer gemeinsamen Pressemitteilung von Montag heißt es, gegen die Gewerkschaft Verdi sei beim Arbeitsgericht Erfurt Klage eingereicht worden. Grund seien anhaltende Streikaufrufe durch die Gewerkschaft. Streiks seien in kirchlichen Einrichtungen nicht zulässig. Zudem sei das evangelische Krankenhaus nicht befugt, mit der Gewerkschaft über Tarife zu verhandeln. Verdi unterstützt die Beschäftigten bei deren Forderungen. Laut Verdi liegen die Löhne zum Teil erheblich unter den Tarifen des öffentlichen Dienstes.

Eine protestierende Menschenmenge steht vor dem Weimarer Klinikum. Einige haben Verdi-Fahnen und gelbe Warnwesten.
Aktive Mittagspause am Weimarer Klinikum: Rund 200 Beschäftigte forderten bereits Mitte Juni bessere Arbeitsbedingungen und schließen auch einen Streik nicht aus. Bildrechte: MDR/Conny Mauroner

Kirche, Diakonie und Klinikum berufen sich in ihrer Klage auf das Kirchenrecht und den sogenannten dritten Weg - das Arbeitsrecht der Kirchen. Gewerkschaften seien jedoch eingeladen, sich in die Tarifgestaltung einzubringen. Sie könnten sich in den Arbeitsrechtlichen Kommissionen beteiligen, heißt es, allerdings ohne Arbeitskampf. Zuletzt waren Mitte Juni rund 200 Beschäftigte des Krankenhauses dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi gefolgt und hatten sich an einer sogenannten aktiven Mittagspause beteiligt.

Diakonie-Vertrag sieht Lohn-Plus 2025 vor

Laut Kirche, Diakonie und Klinikum gelten die Arbeitsvertragsrichtlinien der Diakonie Mitteldeutschland. Anfang des Jahres seien die Löhne um 4,9 Prozent angehoben und die Wochenarbeitszeit von 40 auf 39 Stunden reduziert worden. Im kommenden Jahr gebe es ein weiteres Lohn-Plus von 5,4 Prozent sowie einen zusätzlichen Urlaubstag. Seit 2019 wurden den Angaben nach Lohnerhöhungen von insgesamt 30,6 Prozent beschlossen.

MDR (jhi/dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 23. Juli 2024 | 07:30 Uhr

47 Kommentare

Lumberjack vor 28 Wochen

Meiner Meinung nach sind Gewerkschaft schon lange nicht mehr das, was sie sein sollten. Die Gewerkschaft verdi beschäftigt bundesweit rund 3400 Mitarbeiter (davon 560 Beschäftigte in der Bundesverwaltung) und nimmt durch Beitragszahlungen jährlich etwa 512 Millionen Euro ein. (div. Quellen)
So ein "Unternehmen" muss finanziert werden und zwar mit Mitgliedsbeiträgen.

Lumberjack vor 28 Wochen

Fakt ist: viele Beschäftigte in Weimar waren und sind nach wie vor nicht unzufrieden mit ihrem Einkommen und den Arbeitsbedingungen im SHK Weimar. Fakt ist auch, dass einige pivate Klinikverbände mehr bezahlen. Was nützt es aber, wenn ich nicht mehr mit Fahrrad oder ÖPNV in die Weimarer Klinik zum Arbeiten fahren kann, sondern mir ein Auto anschaffen und unterhalten muss? Dann sind ein paar hundert Euro Einkommen schnell verpufft, werden bei genauer Betrachtung eventl. zu Negativeinkommen.
Davon abgesehen: 2 Stunden tägliche Fahrzeit sind bei Vollbeschäftigung etwa 400 Stunden pro Jahr bzw. über 16 "Tage" pro Jahr auf der Straße - oft zu unchristlichen Zeiten, bei Wind und Wetter.

Lumberjack vor 28 Wochen

Selten so viele zusammenhanglose Kommentare wie zu diesem Beitrag gelesen, völlig frei von kaufmännischem Sachverstand und Hintergrundwissen. Vielleicht ist der/die eine oder andere in ein paar Jahren froh, überhaupt noch eine Klinik in der Nähe zu finden anstatt lost places.

Mehr aus der Region Weimar - Apolda - Naumburg

Mehr aus Thüringen