Tierschutz Kaum Spenden, hohe Kosten: Thüringens Tierheime in Not
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Steigende Tierarztkosten, hohe Gaspreise und teures Futter stellen Thüringens Tierheime vor große Probleme. Gleichzeitig haben sich Spenden aus der Bevölkerung stellenweise halbiert. Der Landestierschutzverband fordert deshalb ein Rettungspaket. Ein Besuch in Nordthüringer Tierheimen.

- Landestierschutzverband warnt vor einer Pleitewelle der Tierheime ab 2023
- Thüringer Tierheime erhalten wegen Inflation weniger Spenden
- Tierarztbesuche werden auch für Tierheime teurer
- Landestierschutzverband fordert staatliche Hilfe
Kevin Schmidt zeichnet ein düsteres Bild: Ohne Finanzhilfen für Tierheime und Vereine drohe ab 2023 eine Pleitewelle, sagt der Vorsitzende des Landestierschutzbundes Thüringen. Schmidt spricht für 24 Tierheime und 32 Tierschutzvereine im ganzen Land.
Und er warnt vor den Konsequenzen: "Gehen Tierheime flächendeckend insolvent, drohen bei uns Zustände, wie wir es nur aus anderen Ländern kennen. Hungernde Streuner auf den Straßen, Kadaver am Wegesrand und eine ungesteuerte Fortpflanzung. Das ist nicht nur Tierquälerei, sondern auch eine andere öffentliche Ordnung, als wir es bisher gewohnt sind."
Spenden an Tierheime gesunken
Die Tierschützer werden wirtschaftlich von zwei Seiten in die Enge getrieben: Aufseiten der Spendeneinnahmen und der Versorgungskosten. Der Tierschutzverein Nordhausen bekommt etwa über Facebook nur noch halb so viele Spenden wie vor der Zeit, als die Inflation anzog, sagt Kassenwartin Lena Heitgreß. Auch die Zahl der Futter-, Sach- und Spielzeugspenden sei zurückgegangen.
Tierarztkosten erhöhen sich drastisch
Gleichzeitig galoppieren die Preise. Heitgreß sagt, die Tierarztkosten des Vereins für Impfungen, Entwurmung oder Untersuchungen belaufen sich auf 3.000 bis 5.000 Euro im Monat. Gas- und Strompreise bedrohen die wirtschaftliche Existenz, wie den Rest des Landes.
"Richtig teuer wird es ab November. Die Tierärzte haben das erste Mal seit zehn Jahren ihre Gebühren erhöht. Dann drohen uns doppelte oder dreifache Rechnungsbeträge", so Schmidt. Der Tierschutz Nordhausen ist gerade erst knapp an der Insolvenz vorbeigeschrammt. Weil Tierarztrechnungen gestundet werden konnten, entging der Verein der Pleite.
Tierfutter als Kostentreiber
Ein weiterer Kostentreiber ist das Tierfutter. Beim Tierschutz Nordhausen müssen 50 Katzen plus Kleintiere versorgt werden. Ähnlich beim Tierheim in Heiligenstadt. Leiterin Irene Sander und ihr Team haben derzeit 70 Katzen und sechs Hunde bei sich.
Vergangenes Jahr habe ich für die gleiche Palette Hundefutter 1.500 Euro bezahlt, für die ich jetzt 2.500 Euro hinlegen muss.
Der Preis für Hundenassfutter ist deutlich gestiegen. "Vergangenes Jahr habe ich für die gleiche Palette Hundefutter 1.500 Euro bezahlt, für die ich jetzt 2.500 Euro hinlegen muss", so Sander. Als Glücksfall in der Krise hat sich die Wärmepumpe des Tierheims herausgestellt. Die Einrichtung verbraucht für seine Wärme zwar Strom, aber kein Gas.
Tierschützer fordern staatliche Hilfe
Aus Kevin Schmidts Sicht braucht es zwei Säulen, um die Notlage abzumildern: eine mit der Corona-Pauschale vergleichbare Finanzspritze für die gestiegenen Kosten und eine höhere Fundtierpauschale seitens der Kommunen.
Der Landesverband empfiehlt zwei Euro pro Einwohner, um Tierheime und ihr Personal solide aufzustellen. Das Tierheim Heiligenstadt erhält derzeit eine Pauschale von 1,30 Euro. "Es gibt auch Einrichtungen in Thüringen, die müssen mit 30 Cent pro Einwohner auskommen", so Schmidt. Staatliche Hilfen gibt es derzeit nur für Tierheime, die ukrainische Tiere aufnehmen.
MDR (jw)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 13. Oktober 2022 | 18:43 Uhr