Lieferroboter 2 min
Video: Sehen Sie hier einen Beitrag zum Lieferroboter aus Gera. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Mobiles Einkaufen Gute Voraussetzungen für Lieferroboter "Robbie" in Gera

30. Januar 2024, 20:50 Uhr

Senioren sollen länger in den eigenen vier Wänden leben können. Damit sie dort auch gut versorgt sind, sollen sie zukünftig ihre Einkäufe bequem nach Hause geliefert bekommen. Am Dienstag wurden in Gera erste Testergebnisse für den Einkaufsroboter Robbie vorgestellt.

Im Gedränge vor dem Supermarkt könnte man das kleine gelbe Fahrzeug fast übersehen. Langsam fährt "Robbie" vor den Kassen entlang bis zur Theke für die Online-Bestellungen. Hier packt eine Mitarbeiterin die bestellten Artikel in eine Thermobox. Dann setzt sich der kleine Helfer wieder in Bewegung.

Seit einem knappen Jahr ist Robbie unterwegs in Geras größtem Stadtteil Lusan und bringt Einkäufe vom Supermarkt zu den Senioren im Nachbarschaftstreff Eichenhof. Ein Pilotprojekt, gestartet von der Hochschule Schmalkalden und Geras größtem Vermieter TAG Wohnen. Die Partner wollen testen, wie das Angebot bei den Senioren ankommt, und wie Robbie unter Alltagsbedingungen zurechtkommt.

Eine Verkäuferin packt Lebensmittel in einen Roboter
Die Mitarbeiter im Supermarkt packen die bestellte Ware in eine Thermobox. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Eine komplexe Aufgabe, denn Robbie muss viele Dinge lernen. Später soll er im normalen Verkehr unterwegs sein. Dann muss er auch Hauptstraßen ohne Probleme überqueren können. Während der ersten Testphase legt er die 700 Meter lange Strecke zwischen Supermarkt und Eichenhof über Fußwege zurück. Dabei muss er nur kleinere Nebenstraßen kreuzen. Dort haben Stadt und TAG extra die Bordsteine abgesenkt.

Eine Präsentation in Gera
In Gera wurden die Ergebnisse der ersten Testphase vorgestellt. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Alleine fahren darf der Roboter noch nicht

Begleitet wird Robbie von Studenten der Hochschule Schmalkalden, die den gelben Roboter immer im Blick behalten. Alleine fahren darf er auch heute noch nicht. Dafür fehlt aktuell noch die Zulassung. Das letzte Jahr haben die Studenten genutzt, viele Daten zu sammeln und daraus Bewegungsmuster zu programmieren. Etwa, was der richtige Abstand zu Personen ist und mit welcher Geschwindigkeit Robbie fahren darf. Auch, welche Strecken überhaupt geeignet sind und wie Räder und Aufbau beschaffen sein müssen, damit Robbie mit seiner Ware problemlos ans Ziel kommt.

30 Kilometer legte Robbie allein in Lusan zurück. Sein Schwestermobil fuhr in der Freiberger Innenstadt etwa die gleiche Strecke. Bei den praktischen Tests ging es auch um die Akzeptanz der Fahrzeuge bei den Passanten.

Einkaufsroboter Robbie fährt auf einem Gehweg
Die Studenten der Hochschule Schmalkalden haben inzwischen mehrere Test-Roboter im Einsatz. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Großes Interesse bei Senioren in Gera

Beim Zwischenfazit am Dienstag im Eichenhof ging es auch um die Ergebnisse einer Umfrage unter den Seniorinnen und Senioren im Wohngebiet. Sie wurden zum Beispiel zu Einkaufsgewohnheiten und zum Umgang mit digitalen Medien befragt. Überraschend: Rund 80 Prozent der Befragten nutzen ein Smartphone und bestellen zumindest ab und zu online über das Internet. Die meisten bündeln ihre Einkäufe. Gute Voraussetzungen für Lieferroboter wie Robbie, denn zumindest 30 Prozent der Befragten haben körperliche Einschränkungen.

TAG-Regionalchef Claudius Oleszak ist begeistert über die Resonanz des Roboters bei den Bewohnern im Stadtteil: "Es gibt ja manchmal noch Gedanken: Ist das denn was mit der neuen Technik, wo die Senioren sich auch drauf einlassen? Und da können wir ganz klar sagen: ja. Größtes Interesse, und da freuen wir uns sehr drüber."

Ein Einkaufsroboter fährt in einen Supermarkt
Robbie bringt die bestellte Ware vom Supermarkt zum Seniorenzentrum Eichenhof. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Weitere Einsatzmöglichkeiten werden ausgelotet

Auch beim Seniorenbeirat gab es von Anfang an großes Interesse an dem Projekt. Jetzt ginge es darum, dass sich die älteren Menschen auf die neue Technik einstellen. Seniorenbeauftragter Günter Domkowsky sieht allerdings in naher Zukunft noch keinen Alltagseinsatz für Robbie: "Wenn eingekauft wird, ist es nicht so, dass man das nur von der Einkaufsstelle bis nach Hause geliefert bekommt. Sondern man möchte es ja möglicherweise noch bis ins Stockwerk hoch transportiert haben."

Viel Arbeit also noch für TAG und die Studenten der Hochschule. Sie wollen jetzt im nächsten Schritt weitere Einsatzmöglichkeiten für Robbie ausloten. Im Gespräch sind die Lieferroboter auch als Hilfe für nicht mobile Personen oder zum Transport schwerer Güter, wie Werkzeuge und Material für Handwerker. Und vielleicht gibt bald noch ganz neue Ideen für Robbie und seine Geschwister.

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MDR (jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 30. Januar 2024 | 19:00 Uhr

4 Kommentare

easeX vor 12 Wochen

Klar, dass der Fall nicht 100% passt, da bin ich voll Ihrer Meinung.

Aber das ist in dem Forschungsstadium ja auch nicht so wichtig. Eine Rampe, ein elektrischer Türöffner und der Ping für den Fahrstuhl wären am Ende nun wirklich nicht das Problem, für einen Testbetrieb aber ziemlich viel Vernetzung und Aufwand. Die Uni hat klar gesagt, dass es ihr ums Fahren (z. B. Abstand halten und Straßen überqueren) geht. Und wenn es in 10 Jahren dann mal ganz salopp Thermobox runter und Stuhl drauf heißt, wird der kleine "Robbie" statt Omas Einkauf auch die ganze Oma zum Rewe fahren. :-D

Hobby-Viruloge007 vor 12 Wochen

Natürlich kann man an autonom fahrende Roboter forschen. Man kann sich dazu aber einen besseren Anwendungsfall aussuchen.

Oma braucht den Einkauf oben in ihrer Wohnung. Das wird dieser Rad-Roboter nicht schaffen. Da brauchen sie etwas mit zwei oder vier Beinen.

Aber egal, ob humanoider Roboter oder Rewe-Mitarbeiter, dieser Service kostet Geld. Schaun wir mal, wie das Ganze in 10 Jahren aussieht, mit immer mehr älteren Menschen.

easeX vor 12 Wochen

Auf den ersten Blick scheinen solche Projekte sinnfrei, ja. Da würde ich auch mal die 1:1 Übertragung in den Alltag bezweifeln.

Nur: Der REWE Lieferdienst (Beispiel) ist teurer, weil er ja Personal braucht. Das darf natürlich nicht rumsitzen und warten. Genauso wie Flaschenpost oder Flink (Beispiele) funktioniert sowas in der Großstadt, aber nicht in der Provinz.

Außerdem vermitteln solche Projekte Praxis in der theoretischen Hochschul-Ausbildung. Und manchmal "entdecken" die auch zufällig was, das an anderer Stelle genutzt werden kann.

Die Gesellschaft ist halt ein wenig komplexer als Licht an - Licht aus. Aber bestimmt wird die Balkon-Drohne eher kommen als der Lieferroboter. Denn Amazon und Co. haben weitaus mehr Kohle, die sie in die Forschung (die läuft aber oft auch an Hochschulen) und ins Roll-Out investieren können.

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