Ein Mann geht an Schneeresten entlang über die Schuderbachswiese.
Mit der Entscheidung gegen den Golfplatz auf der Oberhofer Schuderbachswiese sind nicht alle zufrieden. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Tourismus Nach Aus für Oberhofer Golfplatz: Golfclub wirft Stadt Versagen vor

12. Februar 2024, 19:17 Uhr

Anfang Februar entschied sich die Stadt Oberhof nach zehn Jahre andauernder Debatte gegen einen möglichen Golfplatz auf der Oberhofer Schuderbachswiese. Der lokale Golfclub wirft der Stadt nun Fehlverhalten vor.

Seit diesem Monat steht fest: Auf der Schuderbachswiese bei Oberhof wird kein Golfclub entstehen. Nach der Entscheidung kritisiert der Golfclub nun das vermeintliche Versagen der Stadt Oberhof. Vorstandsmitglied Ulrich Klösser sagte MDR THÜRINGEN, die Stadt habe einen gravierenden politischen und planerischen Fehler gemacht. Oberhof werde das noch merken. Die Winter würden immer kürzer und damit müssten sich alle Wintersportorte um alternative Sportarten kümmern, so Klösser.

Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und Bürgermeister Thomas Schulz (Freie Wähler) seien "umgefallen", obwohl sie immer intensivste Lippenbekenntnisse gemacht hätten. Die Stadt habe den Golfplatz und das ganze Ensemble Schuderbachswiese zugunsten anderer Projekte "geopfert", sagte Klösser wörtlich.

Eine Fläche mit Knöterich auf der Schuderbachswiese bei Oberhof.
Gegenstand der Debatte seit über zehn Jahre: die Schuderbachswiese bei Oberhof. Bildrechte: Landschaftspflegeverband Thüringer Wald

Ramelow: "Mieser Stil" des Golfclubs

Ministerpräsident Ramelow reagierte auf X auf die Vorwürfe des Golfclubs. Ramelow zufolge sei der Golfclup "nie bereit" gewesen, "das alte Areal inclusive dem leer stehenden Golfhotel zu übernehmen, zu entwickeln und zu sanieren, bzw. zu betreiben. Selbst keine Verantwortung übernehmen, aber der öffentlichen Hand dann 'umfallen' vorwerfen. Mieser Stil!"

Neuer Plan: Touristisches Angebot im Sommer verboten

Hintergrund des Streits ist, dass die Stadt seit längerer Zeit an einem Flächennutzungsplan arbeitet. Dieser bildet den rechtlichen Rahmen für weitere Investitionen im Stadtgebiet. Zuletzt hatte der Stadtrat beschlossen, den Plan erneut öffentlich auszulegen. Laut dem neuen Entwurf darf ein Teil der Schuderbachswiese nur noch landwirtschaftlich genutzt werden.

Der andere Teil der Wiese kann demnach im Winter weiter als Ski- und Rodelhang genutzt werden. Ein touristisches Angebot im Sommer ist laut Bürgermeister Schulz jedoch nicht möglich. Das Thema Golf auf der Schuderbachswiese sei damit "gestorben", so Schulz nach der Entscheidung des Stadtrates.

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Golfplatz-Aus soll Weg freimachen für andere Projekte

Der Flächennutzungsplan wurde bereits einmal öffentlich ausgelegt. Danach gab es zahlreiche Einwände von Behörden und Naturschützern. Bürgermeister Schulz sagte, das Aus für die Golfplatz-Pläne sei auch ein Kompromiss, um anderen Investitionen im Ort nicht im Weg zu stehen. Mehrere Investoren warteten auf den endgültigen Flächennutzungsplan, damit sie Baugenehmigungen für ihre Projekte beantragen können. In Sachen Golfplatz auf der Schuderbachswiese habe er in den letzten Jahren viel von den Gegnern des Vorhabens gehört, die Befürworter seien aber leise geworden, so Schulz.

Der Flächennutzungsplan soll nun erneut öffentlich ausgelegt werden, voraussichtlich ab Anfang März. Jeder hat damit erneut die Möglichkeit, sich zu äußern. Danach werden die Einwände bewertet. Entweder muss der Plan dann noch einmal angepasst werden oder er wird im Anschluss zur Genehmigung an das Landesverwaltungsamt gegeben.

Kritik an ursprünglichem Golfclub-Plan durch Umweltschützer

Seit mehr als zehn Jahren versuchen Golf-Begeisterte, den Platz auf der Schuderbachswiese wiederzubeleben. Der Herzogliche Golfclub Oberhof war schon 1907 gegründet worden, er gehört damit zu den ersten Golfclubs in Deutschland. Naturschützer hatten das Golf-Vorhaben auf der Schuderbachswiese aber immer wieder heftig kritisiert. Der Golfclub versuchte daraufhin, das Vorhaben mit dem Naturschutz in Einklang zu bringen. Laut Vorstandsmitglied Ulrich Klösser wurde das Projekt in den letzten zwei Jahren mit Unterstützung der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (LEG) vorbereitet. Vier Golfbahnen sollten direkt auf der geschützten Schuderbachswiese angelegt werden und die restlichen Bahnen im angrenzenden Wald.

Naturschützer hatten das Projekt aber kategorisch ausgeschlossen, um die Wiese zu erhalten. Laut Naturschutzbund Thüringen (Nabu) ist die Schuderbachswiese bei Oberhof eine der bedeutendsten Bergwiesen Thüringens. Unter anderem würden hier Arnika, mehrere Orchideenarten sowie weitere geschützte und gefährdete Pflanzenarten gedeihen. Diese wären nach Ansicht des Nabu durch den Bau eines Golfplatzes bedroht gewesen. Eine breite Allianz verschiedener Naturschutz-Verbände hatte das Ende der Golfplatz-Pläne begrüßt.

Landrätin hätte Golfplatz für Touristen-Magnet gehalten

Für das Vorhaben hatte sich zuletzt die Landrätin des Kreises Schmalkalden-Meiningen ausgesprochen. Peggy Greiser (parteilos) sagte, sie hätte sich sehr gut an diesem historischen Ort einen Golfplatz vorstellen können. Ein Golfplatz, insbesondere in Verbindung mit einem Golfhotel und interessierten Investoren hätten ein absolutes touristisches Alleinstellungsmerkmal bedeutet. Die jetzige Entscheidung des Oberhofer Stadtrats sei nach dem jahrelangen Streit aber nachvollziehbar.

Nach dem Aus für den Golfplatz überlegt der Herzogliche Golfclub Oberhof, sich aufzulösen. Der Vorstand habe sich erneut mit einem Brief an Ministerpräsident Ramelow gewandt. Die Antwort sei aber ernüchternd gewesen, sagte Klösser.

MDR (tig, ost)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten Südthüringen | 12. Februar 2024 | 16:00 Uhr

5 Kommentare

Battermann vor 13 Wochen

@ Der Pegauer
Golf kein Sport? Das sehen ca. 40 Millionen Menschen weltweit anders.
Golf ist olympisch und der deutsche Golfverband DGV ist der acht größte olympische Sportverband Deutschlands. Was den Golfsport ausmacht: einfach mal „Ryder Cup 2023“ googeln.

Ludwig58 vor 13 Wochen

Es ist zwischenzeitlich wohl Mode geworden, die öffentliche Hand für alles was nur geht heranziehen zu wollen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Golfclub Oberhof.
Wenn sie einen neuen Golfplatz wollen, so sollten sie, also die Mitglieder des Golfclubs, selbst was dazu beitragen. Das ist zumindest meine Meinung.
Aber ganz offensichtlich scheinen sie dazu nicht bereit oder gewillt zu sein.
vielmehr erheben sie Forderungen, dass die öffentliche Hand, egal ob jetzt Stadt, Land oder sonst wer, das tun soll.
Man überlege sich mal, wozu das führen würde, wenn dieser Stil zur Regel werden würde: jeder Sportverein verzichtet auf die Eigenleistung bei der Instandhaltung seiner Anlagen und hält nur noch die Hand auf...
Das wäre nicht zu finanzieren. Und deshalb leisten Fuß- und Handballer, Turner etc.etc. jährlich tausende Stunden ehrenamtlichen Einsatzes.
Das gilt wohl nicht für den Golfclub Oberhof. Der schimpft lieber auf die Politiker.
Ein sehr schlechter Stil.

Der Pegauer vor 13 Wochen

Golf? Elitäre Freizeitbeschäftigung reicher Snobs. Braucht kein Mensch. Von einem Loch zum anderen zu laufen ist kein Sport. Das kann man in einem Wald genauso tun. Ohne Schläger und ohne Ball.

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