Bildnis einer alten Dame und Bildnis eines alten Mannes in einer Collage zum Doppelporträt vereint. Ölgemälde aus dem 18. Jahrhundert
Bald wieder vereint: Jacob Samuel Becks alte Dame kehrt an die Seite ihres Mannes nach Schloss Friedenstein in Gotha zurück. Bildrechte: MDR / Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, Foto: Gunther Rothe

Nach 77 Jahren Verschollenes Gemälde: Alte Dame kehrt nach Gotha zurück

22. Dezember 2023, 13:37 Uhr

Gotha ist für spannende Kunstkrimis bekannt. Mit der Rückkehr einer betagten Dame (links) an die Seite ihres Gatten (rechts) ist wieder ein Vermisstenfall gelöst. 77 Jahre war das wertvolle Gemälde von Jacob Samuel Beck verschollen. Nun kam es zum Rückkauf des Porträts für die Kunstsammlungen auf Schloss Friedenstein. Mit Unterstützung des Freundeskreises gelang die Familienzusammenführung trotz Irrungen und Wirrungen. Im Frühjahr 2024 sollen beide Gemälde vereint zu sehen sein.

  • Seit 1946 war das wertvolle Bildnis einer alten Damen aus Gotha verschollen.
  • Die Wiederentdeckung gelang einer niederländischen Kunsthistorikerin trotz falscher Benennung des Werkes im Kunsthandel.
  • Im Frühjahr 2024 soll das Gemälde zusammen mit dem zugehörigen Pendant frisch restauriert auf Schloss Friedenstein zu sehen sein.

Die Gothaer Sammlungen erhalten nach 77 Jahren ein bedeutendes Gemälde zurück. Das kleine Bildnis einer betagten Dame aus dem 18. Jahrhundert war in der Nachkriegszeit verloren gegangen. Wie die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha mitteilte, konnte es mit Unterstützung des Freundeskreises der Kunstsammlungen nun zurückgekauft werden.

Lange verschollen: Bildnis einer betagten Dame

Bei dem Gemälde handelt es sich um die Darstellung einer alten Frau mit blauen Augen und einer Haube. Es wurde um 1750 von dem Erfurter Künstler Jacob Samuel Beck (1715–1778) geschaffen, zusammen mit dem Brustbildnis eines alten Mannes, das in der Friedenstein-Sammlung verblieben war. Als Direktor der Abteilung Wissenschaft und Sammlungen freute sich Timo Trümper über die baldige Zusammenführung der beiden Bildnisse, die nur durch hartnäckige Nachforschung gelungen sei:

"Möglicherweise blickt zukünftig der alte Mann nicht mehr so trübsinnig aus seinem Bild heraus, sondern erfreut sich über die Rückkehr seiner so lange vermissten und nun wieder korrekt bezeichneten Gattin", so Trümper.

Kunsthistorikerin spürt Gemälde aus Gotha im Kunsthandel auf

Laut Stiftung tauchte das Gemälde der alten Frau unter falscher Zuschreibung als Bildnis eines Mannes im Kunsthandel auf. Erst die Forschungen der niederländischen Kunsthistorikerin Lilian Ruhe führten demnach zur richtigen Identifizierung des Gemäldes und seiner Herkunft aus Gotha. Mit Hilfe des Freundeskreises der Kunstsammlungen von Schloss Friedenstein lassen sich die Kosten für den Rückkauf und die notwendige Restaurierung stemmen.

Vorsitzender Klaus Kleinsteuber erklärte dazu, der Verein engagiere sich seit 2001 für den Erhalt und die Erweiterung der Gothaer Sammlungen, um mitzuhelfen, "die enormen Verluste an Kunstobjekten aus der Nachkriegszeit zu minimieren". Der Freundeskreis sei stolz darauf, dass "seit 2020 in jedem Jahr ein Verlustgemälde aus den Gothaer Sammlungen" auf diesem Wege zurück erworben werden konnte.

Beck-Gemälde ab Frühjahr 2024 auf Schloss Friedenstein zu sehen

Allerdings läuft derzeit noch ein Spendenaufruf. Da die Originalrahmen der Bilder nicht mehr existieren, müssen neue finanziert werden. Ab Frühjahr 2024 sollen die beiden Gemälde laut Stiftung in den historischen Schlossräumen zu sehen sein.

Jacob Samuel Beck wurde in fürstlichen Kreisen insbesondere für seine Porträt- und Stillleben-Malerei geschätzt. Neben kirchlichen Würdenträgern gehörten vor allem Adelige aus dem thüringischen Raum zu seinen Auftraggebern. Hierzu zählte Gustav Adolf Graf von Gotter (1692–1762), der Beck auch mit dekorativen Arbeiten beim Umbau von Schloss Molsdorf bei Erfurt beauftragte. So könnten auch die beiden Charakterbildnisse nach Molsdorf gelangt sein, bevor sie in die Sammlung von Schloss Friedenstein integriert wurden, wie die Stiftung annimmt. Bei den Porträtierten handele es sich übrigens nicht um identifizierbare Personen, sondern um Studien zur Ausbildung des künstlerischen Vermögens – "etwa die besondere Hässlichkeit oder das Alter eines Menschen darstellen zu können".

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 22. Dezember 2023 | 12:30 Uhr

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