Mate Rimac
Der E-Auto-Pionier Mate Rimac spricht auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in München. Bildrechte: IMAGO / Lackovic

Elektromobilität Mate Rimac: Der "kroatische Elon Musk"

30. März 2022, 17:00 Uhr

Der Kroate Mate Rimac begann als Tüftler in der elterlichen Garage. Seine Elektro-Sportwagen können es heute mit Elon Musks Tesla und auch mit Porsche aufnehmen. Wenn auch auf je unterschiedliche Art und Weise.

Man nannte ihn den "kroatischen Elon Musk" noch bevor seine Firma Rimac Automobili Autokonzernen wie VW oder Hyundai-Kia ins Zeitalter der Elektromobilität verhelfen sollte. Der Kroate Mate Rimac (34) ist in der Welt der E-Autos ein Popstar. Seine Landsleute vergleichen ihn stolz mit dem in Kroatien geborenen Erfinder des Wechselstroms Nikola Tesla, nach dem Musk seine Autofirma benannt hat.

Die akkubetriebenen Sportwagen von Rimac brechen allerdings die Rekorde von Musks Tesla. Das Äußere des Modells Rimac Nevera (2021) vergleicht die deutsche "Auto Zeitung" mit dem BMW i8, doch was drinnen steckt ist spektakulär: 1.914 PS und 2.360 Newtonmeter Drehmoment. Damit beschleunigt der Zweisitzer in nur 1,85 Sekunden auf Tempo 96 (60 mph), 300 km/h erreicht er nach nur 9,3 Sekunden. In der Spitze soll der Nevera 412 Kilometer pro Stunde erreichen, schreibt die "Auto Zeitung", und mit bis zu 550 Kilometern auch noch eine alltagstaugliche Reichweite haben. Basis für die sensationellen Fahrleistungen ist ein eigens entwickelter 120-kWh-Akku. Wer braucht da noch Sprit.

Mate Rimac
Mate Rimac bei der Vorstellung des Nevera. Bildrechte: IMAGO / Pixsell

Den Zweisitzer kann man für zwei Millionen Euro kaufen. Doch der Verkauf von Sportautos ist gar nicht das primäre Ziel von Rimac. Die Autos seien, erklärt er, nur ein "Schaufenster" für einzelne eigens entwickelte Komponenten, die er anderen Autokonzernen verkauft. Nämlich an solche, die mit dem Elektroauto-Weltmarktführer Tesla aus Kalifornien mithalten wollen.

Eine einzigartige Erfolgsstory im postjugoslawischen Raum

Die Geschichte von Mate Rimac ist eine einzigartige Erfolgsstory im postjugoslawischen Raum. Er wurde 1988 in der bosnischen Kleinstadt Livno geboren, in einer armen Region im sozialistischen Jugoslawien. Als der Bürgerkrieg ausbrach, flüchteten seine Eltern 1991 mit dem damals 13-Jährigen nach Frankfurt am Main. In einem Interview für den kroatischen Rundfunk erzählte Rimac, dass sein Vater "auf der Baustelle", und seine Mutter als Putzfrau arbeitete. Im Jahr 2000 zog die Familie zurück nach Kroatien. Im Ort Samobor gründete sein Vater eine Baufirma und dort begann auch der Aufstieg von Mate – natürlich in einer Garage.

"Mit 17 war ich Landesmeister in Elektrotechnik, mit 18 hatte ich zwei Patente, mit 20 habe ich in meiner Garage mein erstes Elektroauto gebaut, mit 22 hatte ich fünf Weltrekorde gebrochen", erzählt Rimac im kroatischen Staatsrundfunk.

Rimac soll 2006 im Alter von 18 Jahren einen 1984er BMW E30 günstig gekauft haben, weil er in den Motorsport einsteigen wollte. Als der Benzinmotor während eines Rennens explodiert war, begann er mit 19 den BMW zu einem Elektrofahrzeug umzurüsten. Ob er eine "Waschmaschine" auf die Rennstrecke bringen wolle, witzelte man anfangs über ihn.

Von der Garagen-Firma zum Großunternehmen

Mit 21 gründete Mate Rimac 2009 sein Start-up Rimac Automobili. Als er sein erstes selbstentwickeltes Auto "Concept One" vorstellte, hatte er gerade einmal elf Angestellte. Außer dem Designer Adriano Mudri hatte kurioserweise niemand im Unternehmen Erfahrung in der Autoindustrie.

Heute arbeiten mehr als 1.000 Menschen für Mate Rimac. Ansässig ist sein Unternehmen in Sveta Nedelja, in der Nähe von Zagreb. Neben Supersportwagen mit E-Antrieb entwickelt die Tochterfirma Greyp Bikes Elektrofahrräder, deren Bestandteile ausnahmslos im Haus entwickelt worden sind. "Alles ist unmöglich, bis es jemand baut", lautet das Motto von Mate Rimac.

Li-Ionen-Akkus
Was Autos antreibt, kann man auch in Fahrräder einbauen: Li-Ionen-Akkus für Mate Rimac Elektrofahrräder in der Fabrik bei Zagreb. Bildrechte: IMAGO / Joerg Boethling

Als Mate in der elterlichen Garage mit seinen Experimenten anfing, wollte ihm seine Mutter kein Geld geben für "diese Dummheiten, an denen er herumbastelt". Denn die Familie Rimac war arm. Als dann 2010 arabische Investoren erstmals 4,5 Millionen Euro in Mate Rimac Firma steckten, sagte auch seine Mutter: "Vielleicht ist doch was dran." Zuvor hatte sie ihm jahrelang geraten, er solle doch sein Studium abschließen "und einen anständigen Job finden."

Joint Venture mit Porsche

Gut, dass er nicht auf seine Mutter gehört hat: In nur zwölf Jahren legte er den Aufstieg von einem kleinen Start-up-Unternehmer zum Mehrheitseigentümer von Bugatti hin. Am 1. November 2021 nämlich haben Porsche, Bugatti und Rimac "ein neues Kapitel in der Historie der Automobilindustrie aufgeschlagen", steht auf dem Medien-Portal von Porsche. Das neu gegründete Joint Venture Bugatti Rimac wird seinen Sitz im kroatischen Sveta Nedelja haben. Und CEO wird "Elektro-Hypercar-Pionier" Mate Rimac.

Laut Porsche AG übe das deutsche Unternehmen die "starke Rolle des strategischen Gesellschafters" aus. Die Verhandlungen sollen hart gewesen sein und offenbar braucht Porsche Rimac mehr, als umgekehrt: Mehrheitseigentümer des Joint Ventures Bugatti Rimac ist mit 55 Prozent die Rimac Group – Mate Rimac behielt seine Selbstständigkeit.

Unter dem Dach des Joint Ventures werden Bugatti und Rimac Automobili weiterhin als eigenständige Marken und Hersteller agieren. Ihre jeweiligen Produktionsstätten sowie ihre Vertriebskanäle wollen sie beibehalten, verkündete Porsche.

Elektroantrieb mit Atomstrom?

Deutsche Naturschützer werden sich wahrscheinlich kaum für Rimac begeistern können. Zwar ist er Veganer, entwickelt Hochleistungs-Akkus und denkt an den Umweltschutz. In einem Gespräch mit dem Spiegel machte er sich allerdings auch für Atomenergie stark, denn ohne die sei eine "elektrische Revolution nicht klimaneutral zu machen". Es sei "viel besser, mit einer vergleichsweise kleinen Menge Atommüll zu hantieren, als mit Milliarden Tonnen CO2."

Rimac träumt von einer Welt mit autonomen Fahrzeugen, die nicht mehr dem Einzelnen gehören. Gesteuert werden sollen sie von seiner Software, scheibt der Spiegel. Denn das sei "der wahre Schlüssel zu weniger Emissionen." Private Pkw werden in Rimac Zukunftsvisionen zum Hobby, so ähnlich wie Reitpferde. Die brauche schließlich auch niemand mehr um von A nach B zu kommen.

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 30. März 2022 | 20:15 Uhr

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