Insektenreste vom Autolack entfernen
Um Insekten vom Lack zu bekommen, empfiehlt es sich den Schmutz vorher einzuweichen. (Symbolbild) Bildrechte: Colourbox.de

Der Redakteur | 05.05.2023 Autopflege: Wie entferne ich hartnäckige Insektenreste vom Auto?

05. Mai 2023, 15:31 Uhr

Geheimrezepte sind rar oder eben geheim. Der wichtigste Tipp aus Sicht eines Lack-Herstellers: Der Zeitfaktor in doppelter Hinsicht. Zügig handeln, aber trotzdem Zeit nehmen. Und das ist kein Widerspruch.

Die Klassiker neben den hartnäckigen Insektenresten im Frontbereich sind die Hinterlassenschaften von Vögeln und Bäumen. Vor allem hier gilt: Im möglichst frischen Zustand entfernen, denn in Zusammenarbeit mit der Sonne laufen chemische Reaktionen ab, die zu Abbeizeffekten führen können.

Schmutz anweichen

Welche Mittel Autofahrer oder Autofahrerin letztlich wählt, das kann jeder mit seinem Öko-Bewusstsein ausmachen. Anweichen mit oder ohne Chemie ist in jedem Falle geboten. Hier spielt wieder der Zeitfaktor eine Rolle: Zeit nehmen, nur keine Gewalt, keine abgestandenen oder vielleicht sogar sandigen Flüssigkeiten benutzen.

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Benjamin Goldbach ist Leiter Anwendungstechnik beim Lackhersteller MIPA-Paints aus Zeitz in Sachsen-Anhalt. Im Interview gibt er Tipps, was zu beachten ist, wenn die Insekten am Lack kleben bleiben.

MDR THÜRINGEN - Das Radio Fr 05.05.2023 17:10Uhr 16:21 min

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Stattdessen frisches Wasser, je nach innerer Überzeugung Produkte aus dem Autopflegebereich oder auch nur etwas Spülmittel,  aber bloß nichts Aggressives wie Toilettenreiniger.

Ich empfehle ein weiches Mikrofasertuch und dann sanft arbeiten mit viel frischem Wasser.

Benjamin Goldbach Autolack-Experte, Leiter Anwendungstechnik MIPA-Paints

Ganz falsch ist auch der Hochdruckreiniger, der sozusagen spanabhebend mit scharfem Strahl nur wenige Zentimeter über der Lackoberfläche schwebt. Gerade im Frontbereich, wo sich ja die Insekten naturgemäß befinden, sind auch die Steinschläge. Erwischt man diese Stellen mit dem scharfen Strahl, ist der Lack ab.

Mit einem Tuch wird ein Auto poliert.
Mit einem Mikrofasertuch und sauberem Wasser sollte man sanft über den Lack wischen. (Symbolbild) Bildrechte: colourbox

Empfehlungen des Herstellers beachten

Autolacke sind nicht alle gleich und der Autohersteller weiß, was er verarbeitet hat. Gerade die letzte Schicht ist entscheidend. Es gibt weichere und härtere Klarlacke. Einige sind sogar in der Lage, ganz feine Kratzer von selbst wieder auszugleichen, erzählt Benjamin Goldbach. Bei Sonneneinstrahlung "verfließt" der Klarlack quasi etwas.

Andere Lacke basieren auf Nanotechnik und sind sehr hart. Nachträgliche Versiegelungen, die heute auch oft mit Nano daherkommen, sind auch völlig in Ordnung, etwas mehr Schutz schadet dem Lack nicht.

Lack darf moderne Sicherheitssysteme nicht irritieren

Lacke sollen ja grundsätzlich das Auto schützen und dann auch noch gut aussehen, dafür lassen sich die Hersteller auch einiges einfallen. Sie müssen aber gleichzeitig auch aufpassen, dass ihre Glanzelemente und –partikelchen nicht dazu führen, dass die modernen Abstands- und Warnsysteme irritiert werden bzw. aussteigen.

Und wenn der Autoverkäufer dazu rät, mit dem Wagen im ersten halben Jahr nicht in die Waschanlage zu fahren, dann sollte man sich auch daran halten. Denn mit neuen Lacken kommen auch immer neue Empfehlungen.

Neue Lacke brauchen andere Pflege als alte

Deutschland ist im Lackbereich Vorreiter, was Lacke auf Wasserbasis betrifft, die mit wenigen Lösungsmitteln auskommen. Auch sind die Möglichkeiten, bei Schäden den Originallack sehr genau zu treffen, ziemlich beeindruckend und ein Ergebnis modernster Technik.

Auch für die Hersteller von Reparaturlacken ist es kein Problem, mit Hilfe von Farbtonmessgeräten, Farbcodes, Mischbänken und viel Wissen über Pigmente tausende von originalen Farbtönen zu treffen und das auch unter Berücksichtigung der Zeit, die der benachbarte Originallack schon die Sonne gesehen hat.

Wir haben mehr als 30 Töner und Rezeptierer beschäftigt, die machen den ganzen Tag nichts anderes, als neue Farbtöne an unseren Mischlack anzupassen, so dass wir jeden möglichen Farbcode reproduzieren können.

Benjamin Goldbach Autolack-Experte, Leiter Anwendungstechnik MIPA-Paints

Produkte mit wenig Energieaufwand sind gefragt

Ein ganz großes Thema ist aus naheliegenden Gründen die Energie. Bisher war es nicht das ganz große Problem, dass Lackierkabinen mit Gas oder Öl beheizt wurden.

Plötzlich sind aber Produkte sehr gefragt, die vielleicht etwas anspruchsvoller und teurer sind in der Herstellung, aber eben nicht mehr bei 60 Grad getrocknet werden müssen. Bestenfalls kommen sie ganz ohne Energiezufuhr aus.

Damit kann ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, denn erstens habe ich keine Heizkosten und zweitens ist das Auto des Kunden schneller fertig.

Benjamin Goldbach Autolack-Experte, Leiter Anwendungstechnik MIPA-Paints

Kurioser Tipp: Auto mit Duschgel reinigen?

Nun müssen wir vermeiden, an dieser Stelle Werbung für ein ganz bestimmtes Duschgel zu machen, aber der Schwiegervater von Benjamin Goldbach fährt einen Oldtimer, der sehr sanft und sorgfältig mit Duschgel gewaschen wird.

Und das schon, seit er fahren kann, erzählt er im Interview mit MDR THÜRINGEN. Das Ergebnis ist ein Auto, das man am Duft erkennt und das immer noch glänzt, wie am ersten Tag.

MDR (jw)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 05. Mai 2023 | 16:40 Uhr

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