Carl Reinecke Komponist
Der Komponist Carl Reinecke (1824 - 1910) Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Jubiläumsjahr 2024 Carl Reinecke zum 200. Geburtstag

18. Januar 2024, 15:52 Uhr

Carl Reinecke (1824 - 1910) war als Komponist und Pianist sowie als Gewandhauskapellmeister in Leipzig eine prägende Musikerpersönlichkeit seiner Zeit, und doch ist er heute nur wenigen bekannt. 2024 feiern wir seinen 200. Geburtstag.

Er war mit Robert Schumann befreundet, Hans Christian Andersen schrieb ein Gedicht für ihn, und in seiner Wahlheimat Leipzig prägte er über 30 Jahre lang das Musikleben in verschiedenen Funktionen: Carl Reinecke, geboren 1824, war einer der wichtigsten Musiker seiner Zeit. Als Gewandhauskapellmeister, Professor am Leipziger Konservatorium, Pianist, Komponist sowie Autor war er in der Leipziger Musikszene eng vernetzt und übte vielfältigen Einfluss auf die kulturellen Entwicklungen der Stadt.

Carl Reinecke: Kurzbiografie

Carl Reinecke Komponist
Carl Reinecke Bildrechte: IMAGO / imagebroker

In Altona wurde der Musiker am 23. Juni 1824 als Carl Heinrich Carsten Reinecke geboren, hier erhielt er bei seinem Vater auch die Ausbildung als Pianist. Bereits als 15-Jähriger veröffentlichte er seine erste Komposition und war fortan als Musikpädagoge tätig. Während seines Studiums in Leipzig zählte Gewandhauskapellmeister und Konservatoriumsgründer Felix Mendelssohn Bartholdy zu Reineckes Förderern und ermöglichte dem jungen Musiker unter anderem Auftritte im Gewandhaus. Nach Stationen als Hofpianist in Kopenhagen und Dirigent in Bremen arbeitete er als Pädagoge am Kölner Konservatorium, bevor es ihn für die Stelle seines Lebens zurück nach Leipzig zog: 1860 wurde er, mit nur 36 Jahren, Gewandhauskapellmeister und blieb es bis 1895 - die Dauer seiner Amtszeit ist bis heute unübertroffen. Als Pianist, Komponist und Lehrer am Leipziger Konservatorium war er weiterhin tätig. Bis ins hohe Alter trat er auf und beschäftigte sich auch mit theoretischen Fragen wie dem Urheberrecht oder der Festlegung eines einheitlichen Kammertons. Am 10. März 1910 starb Carl Reinecke in Leipzig und wurde auf dem Südfriedhof beerdigt.

Kontakte und Beziehungen zu anderen Künstlern

Robert Schumann
Robert Schumann war ein Freund und Förderer von Carl Reinecke Bildrechte: Daguerreotypie von Johann Anton Völlner, Dresden 1850

Auf seinen Reisen quer durch Europa traf Carl Reinecke zahlreiche bedeutende Kollegen und knüpfte Kontakte, die ihn auch künstlerisch beeinflussten. Franz Liszt lobte sein Klavierspiel und seinen "schönen, weichen, gebundenen und gesungenen Anschlag", in Paris ließ er sogar seine Tochter von Reinecke unterrichten. In Leipzig wurde nicht nur Mendelssohn, sondern auch Robert Schumann auf Reinecke aufmerksam. Schumann wurde ihm zum engen Freund und bezeichnete ihn als "jüngeren Komponisten nach meinem Sinne". Zu weiteren Weggefährten gehörten Ferdinand Hiller, Johannes Brahms, Edvard Grieg und der dänische Schriftsteller Hans Christian Andersen, der den Pianisten Reinecke in einem Gedicht von 1847 mit einem Zauberer verglich.

Wirken und Bedeutung

Gewandhauskapellmeister, Professor am Leipziger Konservatorium, Komponist, Pianist - Carl Reinecke war ein sehr vielseitiger Musiker. Darüber hinaus arbeitete er als Gutachter beim Musikverlag Breitkopf & Härtel, als Herausgeber von Klavierkonzerten, veröffentlichte musikwissenschaftliche Schriften und widmete sich auf Fachkonferenzen, unter anderem mit Richard Strauss, den aktuellen Fragen in der Musikwelt. Dafür erhielt er zahlreiche Ehrungen, wurde beispielsweise zum Ehrendoktor der Universität Leipzig und zum Königlich Sächsischen Professor ernannt.

Unübertroffen ist jedoch seine kompositorische Tätigkeit: Sein Werkverzeichnis umfasst sagenhafte 288 Titel. Neben abendfüllenden Opern- und Bühnenmusiken enthält es vor allem Klavier- und Kammermusik, aber auch Sinfonien, Ouvertüren, Chöre und Oratorien. Künstlerisch empfand Reinecke sich als Bewahrer der Romantik, der Musikentwicklung in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts stand er distanziert bis ablehnend gegenüber. Sein Flötenkonzert, das er 1908 im Alter von 84 Jahren schrieb, atmet fast anachronistisch noch ganz den romantischen Geist von Schumann, Mendelssohn und Brahms, während um ihn herum Komponisten wie Strauss und Schönberg längst mit ganz anderen Tonsprachen experimentierten.

Reinecke-Gedenken im Jubiläumsjahr

2024, zu seinem 200. Geburtstag, steht die Musik von Carl Reinecke auf vielen Konzertprogrammen, zum Beispiel bei MDR KLASSIK: Das MDR-Sinfonieorchester spielt sein Flötenkonzert am 27. Januar im CCS in Suhl, Solist ist MDR-Flötist Christian Sprenger.

In Leipzig befasst sich die Carl-Reinecke-Gesellschaft mit dem Erbe des Komponisten. Außerdem gibt es ein Museum rund um Reinecke.

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