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Eine Frau hilft ihrer 93-jährigen Mutter beim Aufstehen und Ankleiden. 4 min
Audio: Pflege von Angehörigen bleibt zumeist an Frauen hängen. Bildrechte: IMAGO / epd

Care-Arbeit Frauen leisten jährlich 72 Milliarden Stunden unbezahlte Arbeit

28. Februar 2024, 14:27 Uhr

Frauen leisten deutlich mehr unbezahlte Arbeit für Familie, Pflege und Haushalt als Männer. Einer Studie zufolge übernehmen sie rund 62 Prozent aller anfallenden häuslichen Aufgaben. Männer investierten in den Bereichen Gartenarbeit und Reparaturen mehr Zeit als Frauen.

Beim gleichberechtigten Einsatz von Männern und Frauen für Familie, Haushalt und Kinder gehen Anspruch und Wirklichkeit nach wie vor weit auseinander: Frauen leisten im Jahr 72 Milliarden Stunden unbezahlte Care-Arbeit – Männer engagieren sich deutlich weniger in Haushalt und Familie. Das sind zwei der wichtigsten Ergebnisse einer neuen Studie des Wirtschaftsforschungsunternehmens Prognos. Der Begriff Care-Arbeit lässt sich auf Deutsch mit Sorgearbeit übersetzen.

Demnach leisten Frauen nach wie vor einen erheblich größeren Teil der unbezahlten häuslichen Care-Arbeit, 72 von insgesamt 117 Milliarden Stunden, also knapp 62 Prozent.

Weit vorn liegen die Frauen den Angaben zufolge in den Kategorien Kinderbetreuung, Haushalt und Pflege. Die Männer dagegen investierten nur in den Bereichen Gartenarbeit und Reparaturen mehr Zeit als Frauen.

Eine Frau hängt frisch gewaschene Textilien auf einen Wäscheständer
Auch im Haushalt übernehmen Frauen mehr Aufgaben als Männer. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jens Kalaene

Equal Care Day am Donnerstag

Mit Blick auf den "Equal Care Day" am Donnerstag fordert die Frauenrechtsorganisation der Vereinten Nationen (UN), Sorgearbeit in Familien gerechter zu verteilen und aufzuwerten. Die ungleich verteilte unbezahlte Arbeit für Haushalt, Kinderbetreuung, Pflege sei "eine der hartnäckigsten Bremsen für die Gleichstellung der Geschlechter", erklärte UN Women Deutschland.

Equal Care Day Der Equal Care Day wird in Schaltjahren am 29. Februar begangen, in den anderen Jahren am 1. März. Mit dem Datum soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass der überwiegende Teil der sogenannten Care-Arbeit wie der 29. Februar zumeist "unsichtbar" ist.

Geleistete Arbeit im Wert von 1,2 Billionen Euro

Der Studie zufolge wäre allein die von Frauen und Männern geleistete Care-Arbeit in den Bereichen Kinderbetreuung und Altenpflege mit 1,2 Billionen Euro entlohnt worden, wenn sie mit durchschnittlichem Stundenlohn bezahlt worden wäre. Auch hier wäre mit 826 Milliarden Euro ein Großteil an die Frauen gegangen. Grundlage für die Berechnungen, die sich auf das Jahr 2021 beziehen, waren Prognos zufolge Daten aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP).

2022 neun Stunden mehr unbezahlte Arbeit

Im Jahr 2022 haben Frauen jede Woche im Durchschnitt neun Stunden mehr unbezahlte Arbeit geleistet als Männer. Das geht aus der Zeitverwendungserhebung 2022 des Statistischen Bundesamts vor, wonach Frauen knapp 30 Stunden die Woche unbezahlt arbeiten, Männer knapp 21 Stunden. Prozentual leisten Frauen damit 43,8 Prozent mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Vor zehn Jahren lag der sogenannte Gender Care Gap den Statistikern zufolge noch bei gut 52 Prozent.

Nimmt man die bezahlte und die unbezahlte Arbeit zusammen, arbeiten Erwachsene im Durchschnitt statistisch gesehen 44,5 Stunden pro Woche, davon 19 Stunden bezahlt und 25,5 Stunden unbezahlt. Wird nur die Verteilung der Arbeit zwischen Erwerbstätigen betrachtet, zeigen sich die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Im Jahr 2022 arbeiteten Frauen insgesamt rund anderthalb Stunden länger als Männer, vor zehn Jahren war es eine Stunde.

Für die Analyse haben rund 10.000 Haushalte mit 20.000 Personen von zehn Jahren an aufwärts vom 1. Januar bis 31. Dezember 2022 an drei Tagen ein Zeit-Tagebuch geführt. Die aktuelle Erhebung ist die vierte seit Beginn der 1990er-Jahre im Abstand von jeweils zehn Jahren.

KNA/epd/AFP (lik)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 28. Februar 2024 | 11:00 Uhr

50 Kommentare

MDR-Team vor 21 Wochen

Liebe Nutzer und Nutzerinnen, vielen Dank, dass Sie sich so fleißig geäußert haben. Wir schließen an dieser Stelle die Kommentarspalte. Anlässlich zum Egual Care Day gibt es einen Artikel, der sich mit eben diesem Thema befasst. Wir laden Sie herzlich ein, unter diesem Artikel weiter mitzudiskutieren: https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/equal-care-day-geschlechtergerechtigkeit-hausarbeit-sorgearbeit-100.html
Liebe Grüße aus der MDR.de-Redaktion

MDR-Team vor 21 Wochen

Hallo Pitty, es ist schön, dass Sie das zuhause so handhaben. Das ist jedoch nicht in jedem Haushalt der Fall. Eine Studie arbeitet oft mit Durchschnittswerten oder Häufigkeiten (beispielsweise beim Auftreten von Aussagen). So erhält man einen Gesamtüberblick oder gesellschaftliche Tendenzen. Jeder individuelle Fall kann so nicht abgedeckt werden bzw. bedeuten derartige Studien nicht, dass es keine individuellen Ausnahmengeben kann, in denen es anders läuft.

randdresdner vor 21 Wochen

Das ist eine gute Darstellung der aktuellen Situation. Und meiner Meinung sollte sich bei der finanziellen Abhängigkeit was ändern, damit beide Partner oder Partnerin selbst und frei entscheiden können, wer sich wie und worum kümmert.

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