ADFC-Umfrage Schlechte Noten für Mitteldeutschland bei Fahrradklima-Test

24. April 2023, 20:42 Uhr

Der ADFC hat am Montag die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests veröffentlicht. Deutschland ist der Umfrage zufolge kein besonders fahrradfreundliches Land. In Großstädten gibt es zwar Verbesserungen, aber der ländliche Raum schneidet schlecht ab. Sachsen kämpft seit 2012 mit der Sicherheit, Sachsen-Anhalt verschlechtert sich im Gegensatz zum Bundestrend und in Thüringen fehlen die Fahrradwege oft sogar.

Deutschland ist weiterhin kein besonders fahrradfreundliches Land. Zu diesem Ergebnis kommt der sogenannte Fahrradklima-Test, eine Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Zwar seien in den vergangenen zwei Jahren vor allem in den Großstädten einige Fortschritte erreicht worden, doch das Fahrradklima in Deutschland bleibe "ausbaufähig", teilte der ADFC am Montag mit.

Die fahrradfreundlichste Großstadt ist der Umfrage zufolge Bremen mit einer Bewertung von 3,6. Bei den mittelgroßen Städten schnitt Münster mit der Note 3,04 am besten ab.

In Sachsen ist man unsicher

In Sachsen fühlen sich Dreiviertel der Radfahrerinnen und Radfahrer gefährdet. Die Auswertungen des ADFC zeigten, dass sich das Sicherheitsgefühl seit 2012 stetig verschlechtere. "Die Menschen wollen mehr Wege mit dem Rad zurücklegen. Doch im Moment wird ihnen das schwergemacht", sagte ADFC-Geschäftsführer Konrad Krause. Stress, Angst und Unsicherheit dominierten auf den sächsischen Straßen.

Innerhalb Sachsens gibt es beim Sicherheitsgefühl erhebliche Unterschiede. Vor allem in den Städten Dresden und Leipzig werde zunehmend von Konflikten mit Autofahrern berichtet, hieß es. In Dresden betrifft das Unsicherheitsgefühl 80 Prozent der Leute, in Plauen und Radeberg sogar knapp 90 Prozent.

Sachsen-Anhalt schneidet besonders schlecht ab

Sachsen-Anhalt schneidet in der Umfrage besonders schlecht ab. Während sich das Fahrradklima bundesweit im Schnitt verbessert hat, fühlen sich Radfahrerinnen und Radfahrer in Sachsen-Anhalt unsicherer als noch vor zwei Jahren. Drei von vier Befragten gaben an, dass sie sich eher unsicher fühlen – 2020 waren es noch zwei von drei Personen.

Die Städte Halle und Magdeburg befinden sich unter den schlechtesten 6 von 26 Städten. Besonders schlechte Noten vergaben die 4.600 Befragten für die Führung an Baustellen. Auch die Breite und Oberflächenbeschaffenheit von Radwegen tragen dem ADFC zufolge zum schlechten Ergebnis bei.

Der Ausbau der Radwege geht nach Ansicht des ADFC nur schleppend voran. Die Landesregierung hatte sich vorgenommen, jedes Jahr 50 Kilometer neue Radwege zu bauen. Doch die Landesregierung hat das Ziel weit verfehlt: zwischen 2018 und 2022 wurden nach Angaben der Regierung nur 28 Kilometer neue Radwege gebaut.

Thüringen: Kaum Fahrradwege im ländlichen Raum

Auch in Thüringen ist Fahrradfahren mit Frust verbunden. Thilo Braun, Vorsitzender des ADFC Thüringen, sprach am Montag von einem "völlig unbefriedigendem Ergebnis". Die Befragten fühlten sich im Verkehr wenig akzeptiert.

Besonders frustrierend seien unbefriedigende Umleitungen an Baustellen. Im ländlichen Raum fehlten Radwege häufig zwischen den Ortschaften. Das führe zu einem verringerten Sicherheitsgefühl und dazu, dass weniger Menschen aufs Rad steigen.

Als positiv sei gewertet worden, dass die Mitnahme von Fahrrädern innerhalb Thüringens im Regionalschienenverkehr kostenfrei ist. Damit mehr Menschen aufs Fahrrad steigen, muss aber noch einiges passieren. Braun plädierte etwa dafür, das Parken im Ort für Anwohner teurer zu machen. Autofahrer seien die Einzigen, die gerade in Städten noch Platz abgeben könnten.

Deutschlandweite Umfrage

In der nicht repräsentativen Umfrage wurden deutschlandweit rund 245.000 Menschen befragt. Sie vergaben im Durchschnitt die Schulnote 3,96. Damit habe sie das Zufriedenheitsniveau bei Radfahrerinnen und Radfahrern seit der letzten Umfrage 2020 nicht verändert.

Die Umfrage sei offen für alle, richte sich jedoch speziell an Radfahrende, teilte der ADFC mit. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden könnten, müssen pro Stadt mindestens 50, bei größeren Städten ab 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern mindestens 75 Leute mitgemacht haben. Die Umfrage wird alle zwei Jahre durchgeführt.

dpa (lhi)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 24. April 2023 | 17:00 Uhr

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