Ein Mann hält ein Kind fest am Arm (gestellte Szene).
Rund 62.300 Kinder in Deutschland galten 2022 durch Vernachlässigung oder Gewalt als gefährdet. Bildrechte: picture alliance/dpa | Annette Riedl

Statistisches Bundesamt Höchststand bei Vernachlässigung und Gewalt gegen Kinder

02. August 2023, 12:46 Uhr

Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen in Deutschland hat 2022 einen Höchststand erreicht. Laut Bundesstatistik stellten Jugendämter bei mehr als 62.000 Kindern Gefährdungen durch Vernachlässigung sowie körperliche, psychische oder sexuelle Gewalt fest – so viele Fälle wie nie zuvor.

Die Kindeswohlgefährdung hat in Deutschland einen Höchststand erreicht. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, meldeten die Jugendämter im vergangenen Jahr so viele Fälle wie nie zuvor. Demnach stieg die Zahl im Vergleich zu 2021 um rund vier Prozent auf 62.300. Kindeswohlgefährdung liegt vor bei Vernachlässigung sowie bei psychischer, körperlicher oder sexueller Gewalt.

Großteil der betroffenen Kinder jünger als 14 Jahre

Den Angaben zufolge waren etwa vier von fünf der betroffenen Kinder jünger als 14 Jahre, etwa jedes zweite sogar jünger als acht Jahre. Knapp die Hälfte der betroffenen Jungen und Mädchen (47 Prozent) nahm zum Zeitpunkt der Gefährdungseinschätzung bereits eine Leistung der Kinder- und Jugendhilfe in Anspruch, stand also schon in Kontakt zum Jugendamt.

Mehr als die Hälfte vernachlässigt

Bei knapp 60 Prozent der Fälle stellten die Behörden Vernachlässigung fest. In über einem Drittel, nämlich 35 Prozent der Fälle, gab es Hinweise auf psychische Misshandlungen, bei 27 Prozent auf körperliche. Bei fünf Prozent habe es Anzeichen für sexuelle Gewalt gegeben. Bei einem Teil der Fälle lagen mehrere Gefährdungen gleichzeitig vor.

Mehr als 200.000 Hinweise auf mögliche Gefährdung

Geprüft hatten die Jugendämter im Vorfeld insgesamt 203.700 Hinweismeldungen, bei denen der Verdacht auf eine mögliche Gefährdung von Kindern oder Jugendlichen im Raum stand – ein Plus von drei Prozent. Der Impuls kam in 30 Prozent der Fälle von der Polizei oder den Justizbehörden. 23 Prozent der Hinweise auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung kamen aus der Bevölkerung – also von Verwandten, Bekannten, Nachbarn oder anonym. Dahinter folgten Einrichtungen und Dienste der Kinder- und Jugendhilfe oder der Erziehungshilfe mit 13 Prozent.

dpa (kkö)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 02. August 2023 | 11:00 Uhr

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