Nato-Manöver in der Oberlausitz DEU/Sachsen
Militärkonvois werden in den nächsten Wochen verstärkt auf Deutschlands Straßen zu sehen sein. Bildrechte: imago images / Rainer Weisflog

Militär Manöverserien "Steadfast Defender" und "Quadriga 24": Nato übt Truppenverlegung

04. März 2024, 18:00 Uhr

Mit insgesamt 80.000 Soldaten und Soldatinnen veranstaltet die Nato in den nächsten Wochen und Monaten unter dem Namen "Steadfast Defender" eine Manöverserie. Im Kern geht es daraum, großere Truppenkontingente innerhalb des Bündnisgebietes mit ihren Waffen und Material zu verlegen - und das möglichst schnell. Auch Deutschland beteiligt sich mit 12.000 Mann und der Manöverserie "Quadriga 24". Der Fokus dieser Manöverserien liegt auf Osteuropa.

Porträt Autor Dirk Reinhardt
Bildrechte: MDR/Dirk Reinhardt

Die Nato macht ernst: Unter dem Namen "Steadfast Defender" startet das westliche Militärbündnis in diesen Tagen eine Serie von großangelegten Manövern und Übungen in ganz Europa. 19 Mitgliedsstaaten sind mit insgesamt rund 80.000 Soldaten und Soldatinnen beteiligt. Schwerpunkt der Manöver: Die Nato will das schnelle Verlegen von Kampfverbänden über große Entfernungen trainieren. 

Corona-Pandemie stoppte US-Übungen

Das ist nicht neu: Schon vor einigen Jahren übten beispielsweise die US-Streitkräfte einmal jährlich unter dem Namen "Defender" die Verlegung von größeren Einheiten - jeweils bis zu 8.000 Mann - aus den USA nach Europa. Der Ausbruch der Corona-Pandemie machte dem jedoch ein vorläufiges Ende - die für 2020 geplante "Defender"-Übung wurde deshalb abgesagt, auch in den folgenden Jahren gab es keine derartige Übung.

Übungsserie "Quadriga" in Deutschland

Nun also "Steadfast Defender". Bei genauer Betrachtung - und Nachfrage etwa bei der Bundeswehr - ist "Steadfast Defender" eine Art Sammelbegriff für Übungen und Manöver auf nationaler Ebene. In Deutschland hat die Bundeswehr die Übungsserie "Quadriga 24" aufgelegt, die hauptsächlich von März bis Mai stattfindet. Sie besteht aus vier großen Komplexen und einer größeren Anzahl von kleinen Übungen etwa auf Brigadeebene (eine Brigade besteht aus bis zu 3.000 Mann) oder Bataillonsebene (500 bis 1.000 Mann). Die vier großen Komplexe heißen "Grand North", "Grand South" und "Grand Center" und "Grand Quadriga". 

Gebirgsjäger üben in Norwegen - Fallschirmjäger in Rumänien

Den Auftakt bildet die Übung "Grand North" in Norwegen, an der von der Bundeswehr die in Bayern stationierte Gebirgsjägerbrigade 23 teilnimmt. Diese Übung hat bereits mit der Verlegung von Material und Truppen der Gebirgsjäger nach Skandinavien im Februar begonnen. Die Übung "Grand South" konzentriert sich auf die südosteuropäischen Nato-Staaten Ungarn und Rumänien. Dort wird die Division Schnelle Kräfte (DSK) der Bundeswehr mit ihren Fallschirmjägern und dem Kommando Spezialkräfte (KSK) beteiligt sein. 

Gleichzeitig werden Einheiten der Panzergrenadierbrigade 41 bei "Grand Center" in Polen und in Litauen dabei sein, unter ihnen das in Havelberg in Sachsen-Anhalt stationierte Panzerpionierbataillon 803. Das verlegt in diesen Tagen rund 400 Soldaten und Soldatinnen mit ihren Fahrzeugen auf den Truppenübungsplatz Hohenfels in Bayern, wo vom 9. bis 17. März die multinationale Übung "Allied Spirit" stattfinden wird - eine der oben erwähnten Teilübungen von "Quadriga 24". 

Schützenpanzer werden bei einer Übung der Bundeswehr mit Fähren über die Havel gebracht
Pioniere des Panzerpionierbataillons 803 weisen einen Marder-Schützenpanzer für eine Havel-Überquerung ein (Archivbild) Bildrechte: imago/Kai Horstmann

Einheiten aus Mitteldeutschland bleiben im Land

Die Mehrzahl der in Mitteldeutschland stationierten Bundeswehr-Verbände - wie etwa das Panzerbataillon 393 in Bad Frankenhausen oder das Aufklärungsbataillon 13 in Gotha - wird erst im Frühjahr beim Quadriga-Höhepunkt "Grand Quadriga" dabei sein. Hierbei wird die 10. Panzerdivision mit insgesamt rund 3.200 Soldaten und Soldatinnen nach Litauen verlegen. In dem baltischen Land sollen dann gemeinsame Übungen mit der Armee des Gastgeberlandes und weiterer Nato-Staaten stattfinden. Die Verlegung soll nach Auskunft der Bundeswehr Ende April beginnen und über Land, Luft und Seeweg erfolgen. Die Manöver in Litauen werden dann im Mai stattfinden. 

Die zur 10. Panzerdivision gehörenden Einheiten in Thüringen und Sachsen - sie unterstehen der Panzergrenadierbrigade 37 - werden allerdings nach Auskunft der Bundeswehr größtenteils nicht in Litauen dabei sein, sondern in Deutschland trainieren. So wird beispielsweise das Panzerbataillon aus Bad Frankenhausen mit seinen Leopard-2-Panzern auf einem Truppenübungsplatz in Sachsen-Anhalt den Gewässerübergang trainieren und das Gothaer Aufklärungsbataillon gemeinsam mit Einheiten aus Tschechien und Norwegen den Kampf in urbanem Gebiet. Überall mit dabei sind auch das Panzerpionierbataillon 701 aus Gera und das Versorgungsbataillon 131 aus Bad Frankenhausen.

Mit einer kleineren Anzahl von Soldaten und Soldatinnen wird sich das in Erfurt stationierte Informationstechnik-Bataillon 383 an "Grand Quadriga" und "Grand South" beteiligten. Die Einheit ist dem Kommando CIR (Cyber- und Informationsraum) der Bundeswehr unterstellt. Ihre Aufgabe ist es dafür zu sorgen, dass die Truppen bei Übungen oder im Einsatz sicher kommunizieren können. 

Logistikkommando in Erfurt spielt zentrale Rolle

Eine zentrale Rolle bei "Quadriga 24" spielt das Logistikkommando der Bundeswehr in Erfurt, das mit seinen unterstellten Einheiten Transporte von Material und Menschen organisiert oder unterstützt. So haben etwa Mitte Februar Spezialisten einer Hafenumschlagkompanie in Emden die Verladung von Material der bayerischen Gebirgsjäger auf Schiffe besorgt, ähnliches ist dann auch für andere Verlegungen etwa im Rahmen von "Grand Qudriga" vorgesehen.  

Signal an Russland

Rund 12.000 Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr werden nach Angaben der Streitkräfte an "Quadriga 24" teilnehmen - mit rund 3.000 Fahrzeugen und 30 Flugzeugen. Dass die Nato 2024 das Verlegen von Truppen zunehmend mit Schwerpunkt Osteuropa trainiert, hat seinen Grund im Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Schon die Annexion der zur Ukraine gehörenden Krim durch Russland hatte 2014 die Nato dazu veranlasst, solche Verlegeübungen auf ihren Trainingsplan zu setzen. Seit dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine im Februar 2022 werden solche Übungen noch intensiviert. 

Das Signal an Russland: Bei einem Angriff auf ein Nato-Land wird das Bündnis Truppen aus verschiedensten Gegenden der Welt zu dessen Verteidigung schicken. Weil der Fokus nach den jüngsten kriegerischen Entwicklungen vor allem auf Osteuropa liegt, bekommt Deutschland eine wichtige Rolle als Drehscheibe, Durchgangsland und logistischer Rückraum für Nato-Truppen, die nach Osteuropa geschickt werden. Häfen, Autobahnen, Truppenübungsplätze und andere Infrastruktureinrichtungen werden so zu wichtigen Einrichtungen der verbündeten Truppen - und zu strategisch wichtigen Zielen eines möglichen Gegners und dessen Raketen und Drohnen.  

Nicht zuletzt deshalb arbeiten Verteidigungsministerium, Bundeswehr und zivile Sicherheitsbehörden mit Hochdruck am sogenannten Operationsplan Deutschland. Der soll sicherstellen, dass das Land für solche Angriffe gewappnet ist.

MDR (dr)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Fakt ist! | 04. März 2024 | 22:05 Uhr

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