Ein Plakat in einer Ausstellung
Im Stadtmuseum in Halle wird aktuell das Klimatopia-Projekt im Rahmen der Stadtwende-Ausstellung vorgestellt. Bildrechte: Johanna Stolz

Studierende schreiben für den MDR Wie sich Halle an die Herausforderungen des Klimawandels anpassen kann

18. November 2022, 15:39 Uhr

Die Sommer werden immer heißer. In Halle bilden sich schon jetzt Hitzeinseln im Innenstadtbereich. Das Projekt Klimatopia hat untersucht, wie die Stadt sich an die Herausforderungen des Klimawandels anpassen kann. Ein Begrünungskonzept für die Altstadt ist in Planung. Ein Gastbeitrag einer Studentin aus Halle.

Dieser Text ist im Rahmen des Projekts "Studierende schreiben" in Zusammenarbeit mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg entstanden.

Ein ruhiger Dienstagmittag im Stadtmuseum Halle: Ein älteres Ehepaar besucht die Ausstellung "Stadtwende Halle". In einer kleinen Ecke wird dort unter anderem das Projekt "Klimatopia" vorgestellt. Das Ehepaar schaut sich die Plakate genau an. Darauf wird beschrieben, wie Halle sich in eine klimaresiliente Stadt verwandeln kann – also wie die Stadt den Herausforderungen der Klimakrise mit Dürren, Überschwemmungen und Überhitzung trotzen kann.

Klimaoasen sollen Temperaturen in Halle senken

Der Projektentwurf schlägt vor, flächendeckend sogenannte Klimaoasen in der Stadt anzulegen. Diese sollen zum einen die Temperatur in der Stadt senken und gleichzeitig Angebote für soziale und kulturelle Aktivitäten schaffen. So soll es beispielsweise Kultur- oder Erlebnisoasen geben, die auch für die jüngere Generation Platz zum Spielen bieten.

Das Ehepaar, das im Stadtmuseum zu Besuch ist und aus Halle-Neustadt kommt, würde sich besonders freuen, wenn auch in ihrem Stadtteil eine Kulturoase entstehen würde. Aber auch eine Umgestaltung des Marktplatzes wäre ihnen wichtig, denn dort sei es im Sommer für sie oft zu heiß gewesen. Das Projekt sieht für den Marktplatz mehr Begrünung und Verschattung durch Solarbäume vor, die gleichzeitig Strom liefern. Außerdem soll ein Wasserspiel entstehen.

Modell des Marktplatzes mit Oasen
So könnte der Marktplatz in Halle mit mehr Grün, Sitzmöglichkeiten und den Solarbäumen aussehen. Bildrechte: Klimatopia

Studierende aus Kassel haben Klimaprojekt erarbeiten

Harald Kegler ist Professor für Städtebau- und Planungsgeschichte an der Universität Kassel. Er hat mit seinen Studierenden aus dem Studiengang Stadt- und Regionalplanung das Klimatopia-Projekt erarbeitet. Halle hätten sie für das Projekt ausgewählt, weil es eine Stadt im Umbruch sei und es kontroverse Diskussionen über die zukünftige Gestaltung gebe, so Kegler.

Zusätzlich ergeben sich in Halle laut Kegler Probleme durch die dichte Bebauung: Die Frischluftzufuhr werde dadurch behindert und die heiße Luft staue sich im Sommer vor allem in der Innenstadt an. Außerdem gebe es sehr wenig Grünflächen und eine hohe Versiegelung, was dazu führe, dass sich in der Stadt Hitzeinseln bilden, erklärt Kegler. Sein Fazit: "Die Stadt Halle ist für den Klimawandel nicht ausreichend vorbereitet."

Die Stadt Halle ist für den Klimawandel nicht ausreichend vorbereitet.

Harald Kegler, Professor für Städtebau- und Planungsgeschichte an der Universität Kassel

Halle hat aber einen Plan: Das Klimaschutzkonzept der Stadt bündelt verschiedene Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels. Auch bezüglich der Stadtentwicklung gibt es Vorhaben: Durch Hochwasserschutz und Durchgrünung soll Halle an die Folgen des Klimawandels angepasst werden. Allerdings soll das Konzept, das 2018 verabschiedet wurde, erst 2024 wieder fortgeschrieben werden.

Idee: Eine Seite der Hochstraße zum Park umbauen

Kegler und seine Studierenden haben für das Projekt eng mit der Stadtverwaltung zusammengearbeitet: "Die Stadtverwaltung hat diese Aktivitäten als sehr bereichernd angesehen – also der Impuls und der Blick von außen", erzählt der Professor. Auch Bürgermeister Egbert Geier (SPD) habe die Handlungsangebote des Projekts positiv aufgegriffen.

Als "ein Reallabor für die Gestaltung künftiger Transformationsprozesse" bezeichnet Christiane Lütgert, Abteilungsleiterin für Stadterneuerung in Halle, das Projekt. "Mit Beispielen wie diesen kann die Stadtplanung wichtige stadtgesellschaftliche Diskussionsprozesse mit einem positiven Blick in die Zukunft anstoßen." Dabei bezieht sich Lütgert auf die Hochstraße in Halle, die in dem Projektentwurf nur noch einseitigg für den Verkehr genutzt werden soll, während auf der anderen Trasse ein Park entstehen soll.

Harald Kegler sieht das ähnlich: "Es wäre wirklich gut, wenn erste Vorschläge der Studierenden sichtbar gemacht würden: also die Solarbäume, die erste Oase. Und dass dieser Prozess durch unseren Beitrag eine Verstärkung und einen Impuls erfährt."

Begrünung der Altstadt soll vorangetrieben werden

Die erste Oase ist in Halle derzeit aber nicht in Planung. Lütgert sieht das Klimatopia-Projekt eher als eine Diskussionsgrundlage für Veränderungen in der Stadt. Allerdings beinhalte das Konzept Ideen, die an bereits laufende Überlegungen anknüpften: Dies betreffe beispielsweise einige Ideen zur Begrünung der Altstadt, die vorangetrieben werden sollen.

Ein Plakat in einer Ausstellung
In einer kleinen Ecke im Stadtmuseum werden die Ergebnisse des Projekts vorgestellt. Bildrechte: Johanna Stolz

Das Grün- und Freiraumkonzept Altstadt befinde sich aktuell noch in der Umlaufrunde für den Stadtrat und sei deswegen noch nicht öffentlich. Lütgert betont: "Die Stadtplanung sieht hier ihre eigenen Überlegungen durch die jungen Kolleginnen und Kollegen der Uni Kassel bestätigt und wir freuen uns, dass wir hier gemeinsame Ansätze verfolgen können."

Ob das umgesetzt wird, ist aber noch unklar. Auch das Ehepaar, das sich das Klimatopia-Projekt im Stadtmuseum angesehen hat, ist skeptisch. "Wer soll das eigentlich alles bezahlen?", fragt sich der Mann. Die Ideen und insbesondere die Oasen sagten ihnen zwar zu, an die Umsetzung glauben sie aber nicht: "Vielleicht, wenn wir nochmal auf die Welt kommen", scherzen sie.

Junge Frau lächelt in die Kamera
Bildrechte: Sophie Tiedemann

Über die Autorin Johanna Stolz studiert aktuell den Master Multimedia und Autorschaft an der Universität Halle und hat ihren Bachelor in Kommunikations- und Medienwissenschaften in Leipzig gemacht. Dort hat sie den Weg zum Journalismus über das Lokal- und Ausbildungsradio mephisto 97.6 gefunden, wo sie ein Teil der Chefredaktion war. Neben dem Studium arbeitet sie für MDR AKTUELL und ist Host des Podcasts "Solidarität – Was können wir tun?".

MDR (Sarah-Maria Köpf)

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