Azubis üben an Wänden für Elektroinstallation das Anschließen von Pumpen und Reglern.
In Sachsen-Anhalt fehlen immer mehr Arbeits- und Fachkräfte. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Waltraud Grubitzsch

Arbeitsmarkt und Migration Koalition setzt bei Fachkräftemangel auf Zuwanderer

26. Juli 2023, 14:24 Uhr

Der Fachkräftemangel in Sachsen-Anhalt wird größer. In den nächsten Jahren werden viele Arbeitnehmer in den Ruhestand gehen. Der Landtag diskutiert über Lösungen. Die schwarz-rot-gelbe Koalition setzt vor allem auf Fachkräfte aus dem Ausland. Die Linke fordert vor allem eine bessere Bildungspolitik, während die AfD Zuwanderung begrenzen und für eine familienfreundliche Politik eintreten will.

Der Mangel an Arbeitskräften in Sachsen-Anhalt nimmt zu. Viele Arbeitnehmer gehen in den Ruhestand, Stellen können teilweise lange nicht nachbesetzt werden. Besonders Fachkräfte fehlen. Die Bundesagentur für Arbeit teilte mit, die Stellen würden länger unbesetzt bleiben. Im Juni 2023 waren bei den Agenturen für Arbeit in Sachsen-Anhalt 20.500 Arbeitsstellen zur Besetzung gemeldet, davon waren 12.900 Fachkraft-Stellen. Im Landtag diskutierten die Fraktionen über Lösungen.

Regierungskoalition setzt auf Zuwanderung

Katja Pähle am Rednerpult im Landtag von Sachsen-Anhalt.
Katja Pähle (SPD) spricht sich für Zuwanderung als Lösung aus. (Archivbild) Bildrechte: MDR/Engin Haupt

Die Regierungskoalition, bestehend aus CDU, SPD und FDP, will die fehlenden Arbeitskräfte vor allem durch Zuwanderung ins Land holen. Die SPD-Fraktionschefin Katja Pähle sagte: "Wir werden den Bedarf an Arbeitskräften ohne Zuwanderung nicht decken können". Es gehe nicht nur um IT-Experten, betonte Pähle. "Wir brauchen genauso Zuwanderung in die Pflege, ins Handwerk, in unsere Kinder-Tageseinrichtungen." Dazu brauche es eine andere Willkomenskultur. Wichtig sei zudem, die Quote der Schulabbrecher zu senken.

Der Finanzpolitiker Guido Heuer (CDU) spricht während einer Sondersitzung im Landtag von Sachsen-Anhalt.
Guido Heuer (CDU) betonte, Familienpolitik sei neben ausländischen Fachkräften ein wichtiger Faktor. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Ronny Hartmann

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Guido Heuer sagte, es könne ein Ziel sein, den Mangel an Arbeitskräften durch gesteuerte Fachkräftezuwanderung zu lindern. Zudem sprach Heuer über Familienpolitik als wichtigen Faktor: "Wir müssen zusehen, dass wir die 80 Millionen Einwohner, auf die unser Gesellschafts- und Wirtschaftssystem ausgelegt ist, auch halten. Und natürlich muss zu allererst das Ziel sein, das wieder ohne Zuwanderung hinzukriegen".

Andreas Silbersack
Andreas Silbersack (FDP) ist optimistisch, dass die Ansiedlungen von Unternemen sich positiv auswirken werden. (Archivbild) Bildrechte: imago/VIADATA

Die FDP ist überzeugt, dass sich auch Unternehmens-Ansiedlungen positiv auf die Lage in Sachsen-Anhalt auswirken werden. Fraktionschef Andreas Silbersack sagte: "Anker-Investitionen wie Intel oder andere werden dafür sorgen, dass wir wieder jünger werden, dass wir mehr werden in Sachsen-Anhalt".

Opposition geteilter Meinung

Die Opposition in Sachsen-Anhalt zeigte sich uneins über mögliche Lösungen für den Mangel an Arbeitskräften. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Cornelia Lüddemann, setzt ebenfalls auf Zuwanderung. Sie sagte, angesichts der jetzt schon unbesetzten Fachkraft-Stellen in Sachsen-Anhalt brauche man Zuwanderung auch von außerhalb der Europäischen Union.

Eva von Angern
Eva von Angern (Die Linke) betonte, es brauche eine bessere Bildungspolitik. (Archivbild) Bildrechte: IMAGO / Christian Schroedter

Die Linke setzte den Fokus auf eine bessere Bildungspolitik. Fraktionsvorsitzende Eva von Angern sagte, man könne sich keinen einzigen Schulabbrecher mehr leisten. Das Land müsse die Schul-Sozialarbeit verstetigen. Es brauche ein Netzwerk, dass Schülerinnen und Schüler auffängt und unterstützt.

Ulrich Siegmund (AfD, Sachsen Anhalt)
Ulrich Siegmund (AfD) sagte, es brauche strengere Regeln für die Zuwanderung und mehr eigene Geburten. (Archivbild) Bildrechte: IMAGO / Christian Schroedter

Die AfD will hingegen strengere Regeln für die Zuwanderung. Co-Fraktionschef Ulrich Siegmund sagte, die AfD sträube sich nicht gegen eine geregelte Einwanderungspolitik mit strengen Voraussetzungen. Allerdings sei das Grundproblem, dass es zu wenig eigene Geburten gebe. Deshalb sei eine familienfreundliche Politik entscheidend. "Die Regierung tut viel zu wenig dafür, dass wir uns als Land in dieser Situation selber helfen können", so Siegmund.

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dpa, MDR (Leonard Schubert)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. Juli 2023 | 13:00 Uhr

210 Kommentare

Thommi Tulpe vor 42 Wochen

Vor fiktiv hundert Jahren hatten 5 Leute den Lebensabend von einem Ruheständler zu sichern. Wenn heute ein Arbeitender den Lebensabend von 5 Ruheständlern "sichern" soll, müsste mit Sicherheit mehr am Generationenvertrag geändert werden, als bereits geändert worden ist!?
Alles, was Sie da an Gesetzen aufführen: Sachlich richtig.
Würde man alles aber an die heutige Zeit angleichen ... Das traut sich keine einzige Regierung, da die Ruheständler immer noch ein äußerst beträchtliches Potential an Wählern stellt.
Vielleicht sollte auch mal jemand Finanzminister oder/ und Bundeskanzler werden, der so zwischen 20 und 30 Jahren alt ist - jemand, der nicht nur Bedürfnisse der "Alten" nachvollziehen kann?
Dass Sie aber viele Leute beleidigen, ist unumstritten. Mitunter treffen auch mich Ihre Beleidigungen. Als toleranter Mensch tue ich sowas als Sarkasmus oder Ironie ab. Auch ein vom Leben Enttäuschter, als den ich Sie einschätzen würde, ist zu respektieren.

Wessi vor 42 Wochen

Ich denke solidarisch @ Mischka...aber ich werde NIEMALS "national" denken."Muß zusehen wo er bleibt" ist Diktatur.Nennen Sie mir die Länder, in denen es so zugeht.Polen,Ungarn?Oben sagten Sie, daß Sie neimandem das Existenzminimum stehlen wollen...also, was nun?

emlo vor 42 Wochen

@Mischka: Dann fragen Sie doch bitte mal die Betriebe, warum die das nicht tun! Aber trotzdem noch einmal: Sie können nicht jeden Menschen für jeden x-beliebigen Job qualifizieren. Und für gering qualifizierte Tätigkeiten gibt es nur einen begrenzten Bedarf.

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