Lehrerin arbeitet im Lehrerzimmer.
Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt sollen bald ein Arbeitszeitkonto führen und darin ihre zusätzlich geleisteten Unterrichtsstunden erfassen. (Symbolbild) Bildrechte: imago images/photothek

Eine Stunde mehr Unterricht Lehrerinnen und Lehrer bekommen Arbeitszeitkonto

31. Januar 2023, 12:07 Uhr

Lehrer und Lehrerinnen in Sachsen-Anhalt sollen bald eine Stunde mehr geben müssen. Das ist eines der wichtigsten Ergebnisse des Bildungsgipfels Ende Januar. Dazu will die Landesregierung nun ein Arbeitszeitkonto einführen. Dort sollen die zusätzlichen Stunden angerechnet werden können. Zudem teilte die Bildungsministerin mit, dass Lehrkräfte über 62 und mit einer Behinderung über 50 Prozent von der neuen Regel ausgenommen werden sollen.

Lehrerinnen und Lehrer in Sachsen-Anhalt sollen in Zukunft mit einem Arbeitszeitkonto arbeiten. Das will die Landesregierung nach den Winterferien einführen. Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) sagte, so solle die zusätzliche Unterrichtsstunde mit verankert werden, die Lehrerinnen und Lehrer bald leisten müssen. Die neue Regelung soll Feußner zufolge am Dienstag im Kabinett beschlossen werden.

Alte und behinderte Lehrkräfte von Mehrarbeit ausgenommen

Lehrerinnen und Lehrer ab 62 Jahren sowie Lehrkräfte mit einer Behinderung von mehr als 50 Prozent müssten die zusätzlich angeordnete Stunde nicht leisten. Ein Abstimmungsprozess dazu, wer ausgenommen wird, laufe noch, doch die beiden Personengruppen stünden fest.

Auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT teilte ein Sprecher des Bildungsministeriums mit, dass die zusätzliche Unterrichtsstunde eine "vorübergehende Maßnahme" sei, immer verbunden mit "einer zusätzlichen Vergütung oder der Möglichkeit des Ansparens und späteren Abtragens von Zeiten". Mit der bisherigen Zahl an Unterrichtsstunden liege Sachsen-Anhalt im Übrigen bisher deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt.

Barmer: Lehrer in Sachsen-Anhalt am häufigsten krank

Brisant ist die Mehrarbeit vor dem Hintergrund der Gesundheit der Lehrer. Schließlich ist hohe Arbeitsbelastung oft ein Faktor für gesundheitliche Beschwerden. Fakt ist: Nirgendwo in Deutschland sind Lehrerinnen und Lehrer an allgemeinbildenden Schulen so häufig krank wie in Sachsen-Anhalt, teilt die Barmer auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT mit. Wie aus dem Gesundheitsreport der Krankenkasse hervorgeht, nimmt Sachsen-Anhalt mit 137 Krankschreibungen je 100 Versicherten den negativen Spitzenplatz im Ländervergleich ein.

Mehr Stunden für alle Lehrer, mehr Geld für Grundschullehrer

Dass Lehrkräfte eine Stunde mehr arbeiten sollen, um dem Lehrermangel im Land entgegen zu steuern, hatte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nach dem Bildungsgipfel angekündigt. An Grundschulen würden Lehrerinnen und Lehrer dann insgesamt 28 Unterrichtsstunden leisten, an Sekundarschulen und Gymnasium 26 Unterrichtsstunden.

Für Grundschul-Lehrkräfte soll zudem das Gehalt stufenweise angehoben werden. Ein weiteres Ergebnis des Gipfels war, dass Schulen mehr Geld erhalten sollen, um Lehrermangel durch andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kompensieren und somit Unterrichtsausfall zu vermeiden.

Die Linke im Landtag kritisierte indes am Donnerstag, der Schul-Gipfel sei schlecht vorbereitet gewesen. Lehrkräfte seien unzufrieden mit den Ergebnissen. Haseloff wies die Kritik zurück. Lehrer würden überall in Deutschland fehlen. Die beschlossenen Maßnahmen müssten nun die Koalitionsfraktionen im Rahmen der Beratungen zum Haushalt umsetzen. Der Landeshaushalt 2023 soll im Frühjahr beschlossen werden.

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dpa, MDR (Julia Heundorf) | Zuerst veröffentlicht am 26.01.2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. Januar 2023 | 16:00 Uhr

9 Kommentare

Grund1.schule am 28.01.2023

.....Ein weiteres Ergebnis des Gipfels war, dass Schulen mehr Geld erhalten sollen, um Lehrermangel durch andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kompensieren und somit Unterrichtsausfall zu vermeiden....???
Hier stellt sich Frage ... sollen jetzt alle Schulsekretärinnen, vlt. schon viele Jahre in den Schulen beschäftigt, ihren Arbeitsplatz räumen und arbeitslos werden? Denn diese stehen ebenso jeden Tag ihren Mann und gucken verdiensttechnisch auch in die Röhre....

stein_le am 28.01.2023

Es ist unglaublich auf was für haarsträubende Ideen unsere Politik so kommt. Und das findet dann auch noch Einzug in den Schulen??? Da wird bestimmt der Krankenstand erheblich sinken, bei noch mehr Mehrbelastung. Auch für junge neue Kollegen wird der Beruf dadurch gleich nochmal viel attraktiver, NICHT.
Wirklich sehr gut überlegt! Echt ne gute Lösung. Hoffentlich fliegt dem Bundesland diese Idee richtig um die Ohren...

Denkschnecke am 27.01.2023

"Wegen des Höchststeuersatzes" ist dann sehr missverständlich. Ja, natürlich zahlt man für Zulagen einen höheren Steuersatz. (Aber auch nicht "die Hälfte". ) So ist unser Steuersystem gebaut. Für Ihre ersten in diesem Jahr verdienten € 10 000 zahlen Sie dafür auch null Steuern, genau wie die auf Mindestlohn beschäftigte Reinigungskraft.

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