Freibad Rübeland Teure Rettungsschwimmer – Probleme für Freibäder im Harz

02. April 2023, 08:43 Uhr

Vielen Freibädern in Sachsen-Anhalt droht die Schließung. Der Grund sind steigende Kosten und fehlende Rettungsschwimmer. Besonders im Harz ist das gerade ein Thema. Zum Beispiel in Rübeland, wo das Freibad von den Einwohnern selbst über einen Verein betrieben wird. Hier kämpfen die Einwohner seit Jahren für den Erhalt ihres Bades und nehmen dafür einiges in Kauf.

Mann mit grauen haaren und roten Fleece-Pullover macht ein Selfie vor einem Fachwerkhaus mit MDR-Logo
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Rübeland im Harz ist vor allem bekannt für seine Tropfsteinhöhlen, und auch für die ganz in der Nähe liegende Rappbodetalsperre mit ihren Attraktionen. Doch Rübeland hat auch ein in der Region bekanntes sehr schönes Freibad mit Namen "Bodeperle". Wegen dieses Bades hatten die Rübeländer im Jahr 1995 für landesweite Schlagzeilen gesorgt. Damals sollte das Freibad geschlossen werden. Zu teuer sei eine Sanierung, hieß es. In einem Bürgerentscheid entschieden sich die Einwohner dann für das Bad, und damit bewusst gegen schnelle Straßensanierungen und andere damals dringend nötige Investitionen.

Als dann im Jahr 2014 die Stadt Oberharz am Brocken, zu der Rübeland inzwischen gehörte, in finanzielle Schieflage geriet, und die Landesregierung verfügte, die Stadt müsse sämtliche Bäder abgeben oder schließen, entschieden sich die Einwohner erneut für ihr Bad. Sie gründeten einen Förderverein, der es seitdem betreibt.

Ehrenamtlicher Einsatz könnte nicht ausreichen

Jahr für Jahr wird in Arbeitseinsätzen im Frühjahr das Bad für die Saison schick gemacht. Auch jetzt ist es wieder soweit. Ein Dutzend Mitglieder des Fördervereins "Freibad Rübeland e.V." sind an diesem Mittwochnachmittag gekommen. Sie bearbeiten den Rasen, harken und fegen. Harald Hille ackert mit einem Vertikutierer auf der Liegewiese. Er tue das, weil es ihm Spaß mache, weil er gebürtiger Rübeländer sei und gern schwimmen gehe, erklärt er. "Ein solches Bad muss man suchen im Harz", findet er.

Und doch ist diesmal etwas anders. Er sei auch ein wenig frustriert, gibt Hille zu. Denn dieses Mal könnte die Arbeit umsonst sein. Es steht nicht fest, ob die "Bodeperle" in diesem Sommer öffnen kann. Der Grund sind enorm gestiegene Kosten. Der Verein kann die Rettungsschwimmer nicht mehr bezahlen.

Fehlende Rettungsschwimmer: Kosten verdreifacht

Vereinsvorsitzender Ronald Probek berichtet von 70.000 Euro, die nun verlangt werden, statt der zuletzt für eine Saison gezahlten 22.000 Euro. Mehr als dreimal so viel wie bisher soll der Förderverein "Freibad Rübeland" für Rettungsschwimmer und Technikbetreuung in dieser Saison bezahlen. "Wenn wir das bezahlen würden, müssten wir die Eintrittspreise auf über zehn Euro erhöhen. Das geht nicht. Das können wir nicht machen", sagt der Vereinsvorsitzende.

Das Vertragsangebot kommt von der Wernigeröder Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), die das Bad seit Jahren für den Verein betreut. Hier wird die Kostensteigerung mit dem Mangel an Rettungsschwimmern begründet. Für deren Dienste müsste nun sehr viel mehr gezahlt werden als früher. "Es gibt quasi keine ehrenamtlichen Rettungsschwimmer mehr", sagt Ralf Schult, Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Wernigerode. Insofern müsste sein Verein stärkere Anreize schaffen und höhere Löhne zahlen. Diese würden sich nun an den Löhnen in kommunalen Einrichtungen orientieren.

Probleme kein Einzelfall

Das Rübeländer Freibad ist dabei kein Einzelfall. Insgesamt 21 Bäder betreut die DLRG Wernigerode in ganz Sachsen-Anhalt. Für etwa die Hälfte dieser Bäder hätten sich die Kosten aktuell von einem Jahr zum anderen um mehr als 50 Prozent erhöht, so Schult. Ihm sei bewusst, dass das gerade für von Vereinen getragene Freibäder eine schwierige Situation ist. Doch der Bäderbetrieb der Wernigeröder DLRG sei im vergangenen Jahr aufgrund der allseits gestiegenen Kosten defizitär gewesen. Das habe man zum Anlass genommen, eine für alle Bäder einheitliche Kalkulation zu erstellen. Auch deshalb gebe es einige besonders große Preissprünge.

In der Stadt Oberharz am Brocken, zu der Rübeland gehört, hat man deshalb die neuen Verträge nicht unterschrieben. Neben Rübeland ist hier auch das Freibad im Ortsteil Elend von der Kostenexplosion betroffen. Der dortige Betreiberverein soll statt bisher 14.000 Euro jetzt 50.000 Euro zahlen, und ist damit überfordert.

Eigene Rettungsschwimmer als Lösung?

Die zwei Betreibervereine aus Rübeland und Elend sind nun gemeinsam mit der Stadt selbst auf der Suche nach Rettungsschwimmern. Bürgermeister Ronald Fiebelkorn (CDU) kann sich vorstellen, zwei oder drei Rettungsschwimmer einzustellen, vorbehaltlich der Zustimmung der Kommunalaufsicht, fügt er hinzu, denn das Stadtsäckel ist eigentlich leer. Ganz konkret werden derzeit über Anzeigen im Internet und in Social-Media-Kanälen Rettungsschwimmer für die Bäder in Elend und Rübeland gesucht.

Das wird sicher auch nicht preiswert. Doch alternativ bliebe nur die Schießung. Das will niemand im Oberharz. Die Hoffnung sterbe zuletzt, zitiert der Rübeländer Fördervereinschef Ronald Probek ein altes Sprichwort, und er glaubt, dass der Verein zumindest die Anfangsphase der Saison erst einmal stemmen könne. Immerhin wurde der Termin für den Saisonstart noch nicht abgesagt. Am Pfingstwochenende Ende Mai soll es losgehen. Und die fünf bis dahin noch geplanten Arbeitseinsätze stehen auch noch im Terminkalender.

MDR (Carsten Reuß, Leonard Schubert)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 31. März 2023 | 15:30 Uhr

2 Kommentare

hilflos am 02.04.2023

Trümper Tunnel statt 40 Millionen € knappe 200 Millionen € sind kein Problem und sicher gibt es noch viele andere Beispiele die nicht genannt werden dürfen

ElBuffo am 03.04.2023

Darf man sagen. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass das Dorf Rübeland keinen Zugriff auf den Haushalt der Stadt Magdeburg hat.

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