Leuchtzikaden
Eine neue Studie sagt: Im Nordharz gibt es kaum noch fliegende Insekten. (Symbolbild) Bildrechte: imago/blickwinkel

Neue Studie Fast keine fliegenden Insekten mehr im Nordharz

09. November 2023, 09:58 Uhr

Weniger fliegende Insekten, dafür mehr Pflanzenschädlinge: Das ist das zentrale Ergebnis einer neuen Studie des Quedlinburger Julius-Kühn-Instituts im Nordharz. Gründe für die Entwicklung sind demnach die intensive Landwirtschaft und der Klimawandel.

Im Nordharz gibt es fast keine fliegenden Insekten mehr. Das hat eine Langzeitstudie des Quedlinburger Julius-Kühn-Instituts (JKI) ergeben. Als Grund für den 95-prozentigen Rückgang nannten die Forscher die intensive Landwirtschaft sowie gestiegene Temperaturen durch den Klimawandel.

Vergleichsbasis für die Studie des Instituts waren demnach Daten von vor 24 Jahren. Zugenommen hat der Studie zufolge dagegen der Anteil von Pflanzenschädlingen wie Blattläusen oder Zikaden.

Nahrung für Blattläuse auf dem Silbertablett

Entomologe und Erstautor Tim Ziesche vom JKI erklärte: "Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Blattläuse auf den großen und strukturarmen Landwirtschaftsflächen der Region Nahrung auf dem Silbertablett serviert bekommen, während vielen potenziellen Gegenspielern dort Nahrung und Nistmöglichkeiten fehlen."

Vergleich mit Rostock, Göttingen und Stuttgart

Für die Studie wurden die Saugfallen-Fänge in Quedlinburg ausgewertet und mit Daten aus Groß Lüsewitz (bei Rostock), Göttingen und Stuttgart verglichen. Die landwirtschaftliche Flächennutzung der Region um Quedlinburg liegt laut Institut bei mehr als 60 Prozent mit durchschnittlichen Schlaggrößen von rund 41 Hektar.

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MDR (Christoph Dziedo, Mario Köhne)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. November 2023 | 15:00 Uhr

2 Kommentare

geradeaus vor 27 Wochen

Die Zahl der Insekten in Deutschland ist nicht nur zurückgegangen, sie ist regelrecht eingebrochen: 3/4 aller Fluginsekten ist im Verlauf von ~30 Jahren verschwunden, so dass schockierende Ergebnis einer der relevantesten Studien zum Thema. In nur 27 Jahren nahm demnach die Gesamtmasse der gezählten Insekten um 76 Prozent ab, berichten Wissenschaftler aus Deutschland, England und Holland im Fachmagazin "PLOS ONE"

Ich kann/muss das bestätigen. Das fing vor knapp 3 Jahren an und dieses Jahr war extrem. Wenn ich abends spazieren ging war es sehr selten das ich nicht in min 1 Spinnennetz lief. Andauernd wische ich mir die Fäden aus dem Gesicht. Gestern abend erst wieder. Ich ging hinten übern Hof ins Haus und kurz vor der Tür, bäm ^^.

Ja selbst mit Fahrrad auf Hauptstraßen passiert mir das. Es muss nur 1 Baum am Straßenrand stehen. Die lassen ihre Netze viel tiefer hängen als gewöhnlich. Und es macht Sinn da ja viel mehr ihrer Hauptnahrung fehlt, also erweitern sie ihr Jagdrevier.

weils so nicht unwidersprochen bleiben darf vor 27 Wochen

1.: Zikaden fliegen. Borkenkäfer fliegen. Nur Blattläuse eher nicht.
2.: Die Einteilung "fliegende Insekten" versus "Pflanzenschädlinge" ist reine Willkür und wissenschaftlich vollständig unsinnig.
3.: Die Strukturgrössen der Äcker im Nordharz dürfte sich seit den Vergleichszeiten vor 24 Jahren kaum wesentlich verändert haben und liefern somit KEINERLEI Erklärungsbeitrag für einen "95prozentigen Rückgang".
4.: "Insektenzählungen" aus Einzeljahren (heute - vor 24 Jahren) zu Vergleichen heranzuziehen ist bei sehr vielen Arten (die stark zum
Wechsel zwischen Massenvermehrungs- und "Normal"-Jahren neigen) völlig unsolide.
5.Schlüsse auf "Klimawandel" als Ursache der SO beobachteten Phänomene wären aus den gleichen Gründen ebenso unsolide.

Man kann nur hoffen, dass die Studie besser ist als die Zusammenfassung und Interpretation in der Meldung. Solche Meldungen sind nicht geeignet, den vielbeklagten Vertrauensverlust "in die Wissenschaft" abzubauen. Ganz und gar nicht! Im Gegenteil.

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