Nach Insolvenz Rettungsversuche gescheitert – Lungenklinik Ballenstedt schließt

07. Dezember 2023, 11:18 Uhr

Die insolvente Lungenklinik Ballenstedt im Harz schließt Ende Dezember. Trotz wochenlanger Gespräche hatte sich kein neuer Investor gefunden. Die verbliebenen rund 100 Mitarbeiter sind in der Folge ab Januar arbeitslos, falls sie keine neue Beschäftigung finden.

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Die Lungenklinik in Ballenstedt im Landkreis Harz wird zum Jahresende geschlossen. Das teilte der vorläufig eingesetzte Geschäftsführer, Georg Bernsau, MDR SACHSEN-ANHALT mit. Für die insolvente Lungenklinik habe sich trotz wochenlanger Gespräche kein Investor gefunden.

Angebot bis Dezember nötig gewesen

Nach Aussage des Rechtsanwaltes Dirk Becker hätten bis Anfang Dezember konkrete Angebote vorliegen müssen, weil die insolvente Lungenklinik GmbH wieder die monatlichen Personalkosten im hohen sechsstelligen Bereich übernommen hatte. Das sei aber wirtschaftlich nicht möglich. Bis zum 30. November hatte noch die Bundesarbeitsagentur Insolvenzgeld für die Beschäftigten gezahlt.

Becker gehört zur Kanzlei "Flöther und Wissing", die für das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung als Sachwalter eingesetzt worden war.

Rund 100 Mitarbeiter ab Januar arbeitslos

Geschäftsführer Georg Bernsau zufolge sind von den ehemals 150 Beschäftigten der Lungenklinik aktuell noch etwa 100 Mitarbeiter übrig. Sie sollen noch für diesen Monat Geld bekommen, ab Januar sind sie nach aktuellem Stand arbeitslos. Bernsau zeigte sich aber zuversichtlich, dass sie schnell einen neuen Job fänden. So würden in der Region überall Fachkräfte gesucht.

Das Harzklinikum und die Evangelischen Stiftung Neinstedt sind Träger der Lungenklinik Ballenstedt. Sie war wegen zu geringer Auslastung nach der Corona-Pandemie in die roten Zahlen gerutscht und zahlungsunfähig geworden. Nach Angaben des Harzklinikum-Aufsichtsratschefs und Harzer Landrat, Thomas Balcerowski, hat die Lungenklinik von Januar 2023 bis Juni 2023 ein Minus von 1,3 Millionen Euro verzeichnet.

Umzug der Lungenklinik Ballenstedt gescheitert

Im Sommer hatte das Harzklinikum einen Umzug angeregt. Laut Balcerowski sollten 40 Betten sowie Personal und Technik nach Quedlinburg überführt werden. Der Umzug scheiterte demnach, weil zu viele Ärzte und Fachpersonal gekündigt hatten.

Ehemalige und aktive Ärzte hatten daraufhin einen offenen Brief an den Landrat geschrieben und sich davon distanziert, für den gescheiterten Umzug mitverantwortlich gewesen zu sein. Ihrer Meinung nach seien die Träger und auch die Politik Schuld an der finanziellen Schieflage der Lungenklinik Ballenstedt.

Ärzte kritisieren Politik

Wie die ehemalige Ärztliche Direktorin, Dr. Kathrin Conrad, MDR SACHSEN-ANHALT vor mehreren Wochen sagte, sind beispielsweise Doppelstrukturen nicht abgebaut worden. Das heißt: Am Harzklinikum in Wernigerode seien jährlich 600 Lungenpatienten behandelt worden, obwohl es in Ballenstedt bereits ein Standort für diese Art der Versorgung gegeben habe. Hätte man das bereits vor Jahren geändert, wäre die Auslastung in Ballenstedt eine andere gewesen, so Conrad.

MDR (Michel Holzberger, Annekathrin Queck, Fabienne von der Eltz) | Erstmals veröffentlicht am 06.12.2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 06. Dezember 2023 | 16:00 Uhr

8 Kommentare

kermar73 am 08.12.2023

Richtig, nicht geänderte Doppelstrukturen, Patienten wurden statt an die Fachrichtung zu verlegen, lieber selber stationär "behalten".

Während der Coronazeit mussten Betten vorbehalten werden. Und, und, und ....
Ein teilweise herbeigeführtes Szenario.

Es wurden sämtliche Vorschläge für eine Integration ins Harzklinikum, mit Füßen getreten. Nichts davon wurde gewürdigt oder auch umgesetzt.

Mit der ganzen Hinhaltepolitik muss man sich bezüglich der Abwanderung des ärztlichen bzw pflegerischen Personals,doch nun wahrlich nicht wundern.

Ein total Versagen der Verantwortlichen auf andere Strukturen abzuwälzen, ist mit Verlaub erbärmlich.

In einem kann und muss ich allerdings dem Herrn Landrat beipflichten....."Ein rabenschwarzer Tag, für uns alle."

emlo am 07.12.2023

Nicht für jede unternehmerische Fehlentscheidung kann man "die Politik" verantwortlich machen! Das ist zu einfach. Fakt ist, dass sich Lauterbachs Gesundheitsministerium des Themas "Krankenhausreform" angenommen hat, während vorherige Regierungen um dieses Thema einen großen Bogen gemacht haben. Detailkritik ist sicherlich möglich und berechtigt, aber keine inhaltsleere Pauschalkritik.

SGDHarzer66 am 07.12.2023

So, werte CDU-Fraktion im Landtag - wo bleibt die Missbilligung für Ihr Parteimitglied Balcerowski, der dieses Desaster zu verantworten hat? Wo bleiben die Stimmen von Bürgermeister Dr. Knoppik (CDU) samt seines kleinkarierten Stadtrates? Fragen über Fragen.
Ich wünsche den Beschäftigten der Lungenklinik eine positive Zukunft - für diesen Landrat in Doppelfunktion kann man nur Verachtung empfinden.

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