Bei Schierke Waldbrand im Harz: Neue Erkenntnisse zur Ursache

19. August 2022, 12:54 Uhr

Neue Erkenntnisse zum Waldbrand bei Schierke: Das Feuer vergangene Woche ist offenbar in der Nähe der Bahngleise der Brockenbahn ausgebrochen. Eine zunächst vermutete zweite Ausbruchsstelle fanden Ermittler nicht. Schon jetzt hat das Feuer auf verschiedenen Ebenen Konsequenzen.

Nach dem Waldbrand nahe des Brocken in der vergangenen Woche ermittelt die Polizei nun wegen fahrlässiger Brandstiftung. Entgegen erster Erkenntnisse gehen die Ermittler nicht mehr davon aus, dass das Feuer an mehreren Stellen ausgebrochen ist.

Der Ursprung des Feuers befinde sich etwa 30 Meter von den Bahngleisen der Brockenbahn entfernt, sagte Uwe Becker vom Polizeirevier Harz am Freitag MDR SACHSEN-ANHALT. Zunächst war von mehreren Brandausbruchsstellen nahe der Schienen ausgegangen worden. Auch Wanderwege gebe es in unmittelbarer Nähe nicht.

Aufnahmen des Feuerwehrflugdienstes Niedersachsen hatten zwischenzeitlich darauf schließen lassen, dass es mehrere Ausbruchstellen geben könnte. An einer Stelle war eine Rauchwolke zu sehen. Polizeisprecher Becker sagte, ein Physiker des Landeskriminalamts habe an dieser Stelle aber keinerlei verdächtige Rückstände festgestellt. Man vermute, dass der Wind während des Brandes die ursprüngliche Rauchwolke geteilt habe.

Es gibt zudem laut Becker derzeit keine Hinweise darauf, dass das Feuer absichtlich gelegt worden ist. Man ermittle wegen fahrlässiger Brandstiftung.

Bei hoher Waldbrandgefahr: Brockenbahn verzichtet auf Dampfloks

Bereits zu Beginn der Woche hatte der Brand zu Konsequenzen geführt: Die Harzer Schmalspurbahnen schränken den Betrieb mit Dampfloks am Brocken seitdem ein. Laut Angaben der Harzer Schmalspurbahnen sollen künftig zwischen Drei Annen Hohne und dem Brocken nur noch Dieselloks fahren, wenn die Waldbrandgefahrenstufe 5 erreicht wurde. Bei Stufe 4 soll gesondert abgewogen werden.

Zudem war bei dem Treffen von Politik, Feuerwehr und Vertretern des Nationalparks Anfang der Woche vereinbart worden, dass möglicherweise Schneisen in den Wald geschlagen werden, um die Ausbreitung künftiger Brände einzudämmen. Details dazu sollen in einer neuen Arbeitsgruppe geklärt werden, kündigte Forstminister Sven Schulze (CDU) an.

Kritik an fehlenden Löschflugzeugen

Vor dem Treffen hatte der Harzer Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse kritisiert, dass das Land keinen funktionierenden Löschhubschrauber entsenden konnte. In Sachsen-Anhalt gibt es für Waldbrände lediglich Polizei-Hubschrauber, die mit Wasserbehältern ausgestattet werden können. Als der Brand am Donnerstag bei Schierke ausgebrochen war, fiel der entsendete Hubschrauber mit einem Defekt aus.

Der Staatssekretär des Innenministeriums, Klaus Zimmermann, sagte bei einer Pressekonferenz nach den Gesprächen, das Land plane aktuell nicht, ein eigenes Löschflugzeug zu kaufen. Man begrüße aber die Pläne des Landkreises Harz. Landrat Thomas Balcerowski (CDU) hatte zuletzt angekündigt, dass der Landkreis private Anbieter vertraglich binden wolle, die im Bedarfsfall Einsätze fliegen.

Zwischen Donnerstag und Sonntag vergangener Woche verbrannten zirka vier Hektar Wald im Nationalpark Harz. Zunächst waren deutlich größere Flächen vermeldet worden. Mehr als 500 Einsatzkräfte waren vor Ort.

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MDR (Elke Kürschner, Oliver Leiste, Kevin Poweska, Hannes Leonard) | Erstmals veröffentlicht am 16. August 2022

Dieses Thema im Programm: MDR um 11 | 19. August 2022 | 11:00 Uhr

8 Kommentare

Denkschnecke am 16.08.2022

Im Übrigen: Nein. Mit der Feinstaubemission (vulgo: Ruß) einer Dampflok erhielte kein Kraftwerk mehr auch nur annähernd eine Betriebserlaubnis, ganz zu schweigen von der Rauchgasentschwefelung. (Erinnern Sie sich noch an den sauren Regen in den 80ern, der vor allem von Kohlekraftwerken ausging?)
Und für den Wirkungsgrad gehe ich davon aus, dass moderne Kohlekraftwerke die freie Verfeuerung im Dampfkessel weit hinter sich lassen.

der Harzgeist am 16.08.2022

irgendwo hab ich den Kommentar mit der „Dreckschleuder“ schon mal gelesen, ist wohl mit Copy and Paste übernommen. Die Ursache wurde von den Behörden mit Brandstiftung angegeben. Der Zug kann ja nicht an mehreren Brandausbruchsstellen gleichzeitig sein, wohl aber mehrere Brandstifter. Da sollte die Kripo mal vor der. Tür stehen und nach dem Alibi für die Brandausbruchszeit fragen! Wäre interessant.
Im übrigen ist eine Dampflok genau so umweltfreundlich wie ein E-Auto, welches mit Kohlestrom fährt, wenn man die Umwandlungsverluste mit berücksichtigt, wird die Dampflok wohl sogar besser abschneiden.

nilux am 16.08.2022

Die Bahn wäre für die Brandbekämpfung gar nicht relevant, wenn man vor Jahren bereits vorgesorgt und Wasserleitungen durch den Nationalpark zugelassen hätte. Es gab diesbezüglich Vorstöße von Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung, die abgeschmettert wurden.
Da kann der MDR gern mal "alte" Diskussionen darum wieder aus der Versenkung holen.
Es ist ein "Problem mit Ansage" und nichts wurde unternommen!

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