Kneipen, Clubs und Bars So hat sich der Hasselbachplatz in Magdeburg verändert
Hauptinhalt
18. Dezember 2021, 16:33 Uhr
Rund um den Hasselbachplatz liegt Magdeburgs Kneipenviertel. Doch immer mehr Bars mussten in den vergangenen Jahren schließen. Zwar gibt es nicht deutlich weniger Gastronomie als vor zehn Jahren – doch die Ausrichtung hat sich verändert. Am "Hassel" sind die Kneipen weniger geworden, dafür ist die Zahl der Imbisse gewachsen.
- Am Hasselbachplatz in Magdeburg haben in den vergangenen Jahren viele Kneipen dicht gemacht. Besonders betroffen ist die Sternstraße.
- Die Liste der ehemaligen Gastro-Betriebe ist lang. Allerdings haben nicht alle aufgegeben: Einige Betriebe sind auch umgezogen.
- Um den Hasselbachplatz zu stärken, hat die Stadt Magdeburg den Vertrag mit der "Hasselmanagerin" verlängert.
Die "Urbar", die "Mausefalle" oder das "Jakelwood": Einst waren sie Institutionen in Magdeburgs Kneipenviertel am Hasselbachplatz – heute sind sie nicht mehr als nostalgische Erinnerungen bei denen, die den "Hassel" noch von früher kennen. Denn in den vergangenen zehn Jahren mussten immer mehr Bars rund um den Hasselbachplatz in Magdeburg schließen.
Von zwischenzeitlich 26 Kneipen und Bars, die zwischen der Behringstraße im Norden und der Geißlerstraße im Süden des Platzes liegen, hatten im November 2021 nur noch 17 für Gäste geöffnet. Zuletzt musste das "Riff" in der Sternstraße schließen.
Über die Daten
Die Daten beziehen sich auf alle gastronomischen Betriebe, die das Stadtmagazin Dates in der jährlichen Sonderausgabe für Studierende auflistet und die an der Sternstraße (bis zur Geißlerstraße), am Hasselbachplatz oder am Breiten Weg und der Otto-von-Guericke-Straße (jeweils bis Behringstraße) liegen. Ausgewertet wurden die Jahre 2012 bis 2021.
Die Auswertung zeigt aber auch, dass das gastronomische Angebot am Hasselbachplatz insgesamt nicht dramatisch zurückgegangen ist: Zwar hat es in den vergangenen zehn Jahren nie so wenige Kneipen in dem Viertel gegeben wie jetzt; allerdings hat sich die Zahl der Cafés, Imbisse und Restaurants immer weiter erhöht.
Das Angebot ist vor allem asiatisch: zehn der aktuell 21 Imbisse oder Restaurants bieten ostasiatische Küche an. 2012 gab es lediglich "Sushi Moon" am Breiten Weg, das 2018 für das "Victory" Platz machen musste.
Hasselmanagerin sieht Gründe in der veränderten Esskultur
Um die Entwicklung am Hasselbachplatz kümmert sich seit gut einem Jahr die Hasselmanagerin Marianne Tritz. Sie soll Konzepte erarbeiten und zusammen mit den Akteuren am Platz diesen in Zukunft positiv gestalten. Sie sagte MDR SACHSEN-ANHALT zur Entwicklung am "Hassel": "Der Rückgang in der Kneipen- und Barszene ist kein Alleinstellungsmerkmal des Hasselbachplatzes. Das ist eine internationale Entwicklung." Das sei auch vor der Corona-Pandemie schon zu beobachten gewesen. Das habe sehr wahrscheinlich mit der Ess- und Büro-Kultur zu tun. Mittags in Ruhe in einem Restaurant zu essen, sei nur noch in bestimmten Berufsgruppen üblich. Vor allem, wenn dabei Geschäftsgespräche geführt werden könnten.
Das erklärt laut Tritz auch den Zulauf von Imbissen und To-Go-Angeboten. "Es scheint zu laufen, denn sonst gebe es das Angebot nicht", so Tritz. Sie wünsche sich, dass es noch mehr andere Formen der Gastronomie am Hasselbachplatz gebe. Dazu bräuchte es aber die entsprechenden Immobilien, Investoren und Betreiber.
Sternstraße besonders betroffen
Vom Kneipensterben am Hasselbachplatz ist besonders die Sternstraße betroffen. Zu ihren besten Zeiten, im Jahr 2017, reihten sich hier Bars aneinander: das "Café Central", das "Riff", das "Hyde", die "Urbar". Gegenüber: die "Sternbar", das "Markant", das "Pasha" und das "Habibi".
Heute wird nur noch das "Hyde" betrieben, gegenüber die "Sternbar" und das "Habibi". Auch der Nudel-Imbis "Snoodles" musste 2018 schließen. Um die verbliebene Gastronomie zu unterstützen, hat die Stadt im Sommer erlaubt, Parktaschen in der Sternstraße für mehr Sitzplätze in der Außengastronomie zu nutzen.
Die Entscheidung ist sehnsüchtig erwartet worden. Dass das jetzt möglich ist, ist ganz toll.
Für den Betreiber des ehemaligen Café Central in der Sternstraße, Daniel Krüger, kommt diese Entscheidung zu spät: "Ich hätte mich gefreut, wenn so etwas schon vor fünf Jahren möglich gewesen wäre. Ich hatte mit meinem Team seit Jahren mehrere Aktionen für mehr Leben und weniger Autos in der Sternstraße ins Leben gerufen."
Hasselmanagerin Tritz will sich in den kommenden Jahren dafür einsetzen, mehr verkehrsberuhigte Bereiche rund um den Hassel zu schaffen. In vielen europäischen Metropolen seien solche Bereiche längst umgesetzt. "Man muss sich überlegen, wo kann man Verkehr rausnehmen und welche Teile der Stadt kann man an die Menschen zurückgeben", erklärt Tritz. Da der Hasselbachplatz aber Verkehrsknotenpunkt sei und es im Moment viele Baustellen in der Stadt gebe, sei das eher ein langfristiges Ziel.
Länger als zehn Jahre am "Hassel": "M2", "Bingöl" und Co.
Laut den Daten sind nur elf Gastro-Betriebe seit mindestens 2012 am Hasselbachplatz und unter gleichem Namen geführt. Auf der Sternstraße sind das die "Sternbar", das "Hyde", das Shisha-Café "Habibi" und der Lieferdienst "Call a Pizza".
Auf dem Breiten Weg existieren das "Flowerpower" und der gegenüberliegende Imbiss "Bingöl" schon länger als zehn Jahre, in der Otto-von-Guericke-Straße trifft das auf das "M2" und auf "Curry 54" zu. Die "Likido Lounge" öffnet seit Corona nur noch, wenn sie gebucht wird. Auch auf der Keplerstraße im Norden gibt es zwei Alteingesessene: den "Lion City Pub" und das "Escape".
Manche Gastronomie-Betriebe sind aber auch umgezogen: "Sushifreunde" hat in der Otto-von-Guericke-Straße den Standort gewechselt, das "Gorillaz" ist nun gegenüber seinem früheren Standort bei der Bar "Kartell" zu finden. Auch Namen wurden in den vergangenen zehn Jahren geändert: Das "Kartell" etwa hieß früher "Espresso Kartell", "Cheeky Chicken" im Breiten Weg hieß bis 2013 "Chicken & Chicken".
Die ehemaligen Kneipen und Restaurants am Hasselbachplatz
Zwar ist die Liste der geschlossenen Betriebe recht lang, allerdings muss bedacht werden, dass einige der Bars und Restaurants auch umgezogen sind und lediglich das Kneipenviertel im Zentrum Magdeburgs verlassen haben. Ein Beispiel hierfür wäre das "Berner & Brown", das nun weiter im Norden auf dem Breiten Weg liegt.
Schließungen nach Corona-Lockdown
Zwar haben die Corona-bedingten Lockdowns im vergangenen Jahr und im Frühjahr 2021 in Sachsen-Anhalt bisher zu weniger Pleiten in der Gastronomie geführt als befürchtet, dennoch ist die Zahl der Schließungen am Hasselbachplatz groß. In den vergangenen Monaten schlossen der Club "Miami", das "Rouladen Rössl", das "Sadi", das "Magdeburger Grillhaus" sowie das "Riff" und auch das "Café Central". Ob die Schließungen direkt auf die Pandemie zurückzuführen sind, lässt sich nicht aus den Daten ablesen.
Während des ersten Lockdowns hatte das "Café Central" noch Online-Events veranstaltet, um sich über Wasser zuhalten. Regionale Künstler performten in einem Livestream. Zu sehen war das jeden Freitag und Samstag auf sozialen Plattformen wie Facebook oder Twitch. Die Zuschauerinnen und Zuschauer konnten während der Auftritte spenden.
Danach schloss das "Café Central" seine Türen für immer. Allerdings hatten die Betreiber schon vor Corona darüber nachgedacht, die Bar aufzugeben.
Wie wird sich das Kneipenviertel weiter entwickeln?
Im ehemaligen "Café Central" ist heute ein Kiezladen. Die neu gegründete Initiative "Platzmachen" will ein Zentrum für Stadtgestaltung, Kunst und Kultur, politische Bildungs- und Netzwerkarbeit, sowie Anlaufstelle und Beratungsangebot werden.
Hasselmangerin Marianne Tritz will in den kommenden Jahren die Wirtschaft am Hasselbachplatz stärken, die Kommunikation weiter forcieren und durch gezielte Aktionen das Image des Magdeburger Ausgehviertels verbessern.
Anmerkung: Aufgrund der schwierigen Datenlage können Hinweise und Ergänzungen jederzeit an data@mdr.de geschickt werden.
MDR/Max Schörm, Fabian Frenzel
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 20. Dezember 2021 | 06:30 Uhr
darkeye am 20.12.2021
Ich kann dem ersten Kommentar nur zustimmen. War auch Student in Magdeburg. Früher war der Hassel durchaus attraktiv und spannend. Heute muss man sich fürchten...schon schade darum
pwsksk am 19.12.2021
Ich habe zwar vor 40 Jahren in Magdeburg studiert, gearbeitet und gelebt, aber, auch heute, bin ich nicht der Meinung, das der Hassel ein"Ausgehviertel" ist. Wir wollten vor Corona dort einmal im Halbdunkel spazieren gehen, sind aber nach 10 Minuten wieder in Richtung Alleecenter umgedreht.
Wenn ich ehrlich bin, wir hatten Angst.