Ärztliche Visite
Von der Kündigung sind unter anderem Pflegerinnen und Pfleger betroffen. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Rainer Weisflog

1.400 Beschäftigte betroffen Wegen zu vieler Streiks: Städtisches Klinikum Magdeburg kündigt Verdi den Vertrag

24. Oktober 2023, 12:48 Uhr

Das städtische Klinikum Magdeburg hat der Gewerkschaft Verdi zum Jahresende den Vertrag gekündigt. Die Entscheidung betrifft rund 1.400 Beschäftigte. Verdi will nun das Gespräch mit dem Klinikum suchen.

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Das Städtische Klinikum in Magdeburg hat den Tarifvertrag mit der Gewerkschaft Verdi zum Ende des Jahres gekündigt. Das haben beide Seiten MDR SACHSEN-ANHALT am Mittwoch bestätigt. Betroffen sind rund 1.400 Beschäftigte, darunter das Pflegepersonal und die Verwaltung.

Auch Marburger Bund in Tarifverhandlungen

Die Ärztinnen und Ärzte werden dem Marburger Bund zufolge aber weiter nach einem Haustarifvertrag bezahlt. Derzeit befindet sich der Berufsverband eigenen Angaben zufolge in Verhandlungen über einen neuen Haustarifvertrag. Der bisherige Vertrag sei seit 2020 wegen Rechtsstreitigkeiten nicht angepasst worden.

Grund für diesen Schritt sind offenbar unter anderem die zu hohe Anzahl an Streiks. Kliniksprecherin Lisa Müller sagte, allein in diesem Jahr sei es bereits dreimal zu entsprechenden Aktionen gekommen. "Für einen Grundversorger wie das städtische Klinikum ist das enorm." Nun soll dieses Risiko, sprich Ausfall medizinischer Versorgung, Verschiebung von geplanten OPs reduziert werden.

Sparkurs als Kündigungsgrund

Einen weiteren Grund für die Kündigung des Tarifvertrages nennt der stellvertretende Verdi-Landesgeschäftsführer Olaf Broszeit. Gegenüber MDR SACHSEN-ANHALT sagte er, er vermute, dass das Klinikum angesichts des Millionendefizits nun sparen wolle und glaube, mit einem neuen Haustarifvertrag günstiger wegzukommen. Im aktuellen Tarifvertrag seien beispielsweise Nacht-, Samstags- und Sonntagszuschläge geregelt.

Broszeit stellte aber auch klar, dass er keine Verschlechterungen für die Beschäftigten aushandeln wolle. Wenn es aus wirtschaftlicher Sicht der Klinik nicht anders gehe, hätten die Beschäftigten die Möglichkeit, ihren alten Vertrag zu behalten.

Hoffnung auf Hausvertrag

Für Pflegepersonal und Verwaltung will das städtische Klinikum deshalb einen eigenen Hausvertrag mit der Gewerkschaft Verdi aushandeln. Das Klinikum teilte mit, durch eine neue Vereinbarung wolle man erreichen, dass es weniger Arbeitskämpfe gebe. Denn die Einschränkungen durch drei Warnstreiks seien in diesem Jahr enorm gewesen, hieß von Seiten des Klinikums.

Ob diese Hoffnung aufgehen würde und ob Verdi bei einem Hausvertrag tatsächlich auf Streiks verzichten würde, ist derzeit unklar.

Nach MDR-Informationen ändert sich für die rund 1.400 Beschäftigten durch die Kündigung vorerst nichts. Nach dem 31. Dezember wirke der gekündigte Tarifvertrag nach, bis das Klinikum mit Verdi etwas Neues verhandelt hat.

Verdi will das Gespräch suchen

Die Gewerkschaft Verdi zeigte sich von der Kündigung des Tarifvertrages für nichtärztliches Personal überrascht. Nach eigenen Angaben strebt Verdi für Ende Oktober ein Gespräch an. Auch die Stadt Magdeburg befindet sich nach eigenen Angaben bereits in Gesprächen mit dem Klinikum.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version des Artikels hatten wir geschrieben, dass die Ärztinnen und Ärzte weiterhin nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt werden. Richtig ist, dass es für die Ärzte einen Haustarifvertrag mit dem Marburger Bund gibt. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

MDR (Marcel Knop-Schieback, Jörg Wunram, Michel Holzberger, Leonard Schubert) | Erstmals veröffentlicht am 04.10.2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. Oktober 2023 | 12:00 Uhr

33 Kommentare

astrodon am 06.10.2023

@schwarzinger: Hinter welchem Mond leben Sie denn? Wen interessieren Definitionen, die von den Realitätetn längst überholt wurden? Augen auf und den Sinn für Realität einschalten!

emlo am 06.10.2023

@schwarzinger: Der "Beamtenbund" ist eine Dachorganisation, in der u.a. auch zahlreiche Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes vertreten sind. Trotz des Namens hat das aber überhaupt nichts damit zu tun, dass Beamte irgendwie in Streiks dieser Gewerkschaften involviert wären. Die Beamtenbesoldung wird durch den Bundestag bzw. die Länderparlamente geregelt, die Bezahlung der Angestellten durch Tarifverträge, die durch die Gewerkschaften mit den Arbeitgebern (auch den öffentlichen) bzw. deren Verbänden ausgehandelt werden. Vielleicht sollten Sie also Ihr angebliches Wissen hinterfragen! Beamte kommen im ganzen Prozess der Tarifproblematik im öffentlichen Dienst höchstens als Vertreter der Arbeitgeberseite ins Spiel.

Wessi am 06.10.2023

Unwahr und beleglos @ schwarzinger..."die Tochter einer unserer.." (lach).Schauen Sie sich ersteinmal die dezidierten Tarifforderungen an.Allerdings: dazu müssten Sie sich über die üblichen Medien hinaus schlau machen,denn die berichten hier immer nur plakativ, selbst ausgehandelte und geforderte Laufzeiten werden vielfach ignoriert.Ums Geld gehts vor allem den neoliberalen Profiteuren, die sich überhaupt nicht für Arbeitsbedingungen interessieren.

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