Mann mit Tora Rolle
Die neue Synagoge in Magdeburg hat eine Thora-Rolle bekommen. Bildrechte: MDR/Sebastian Mantei

Feierliche Rückkehr Neue Synagoge in Magdeburg erhält Thora

von Sebastian Mantei, MDR SACHSEN-ANHALT

08. Dezember 2023, 17:28 Uhr

Die neue Synagoge in Magdeburg hat am Freitag ihre Thora-Rolle empfangen. Die Rolle wurde auf ihrem Weg von einem festlichen Umzug begleitet. Am Sonntag wird das Gotteshaus dann offiziell eingeweiht. Die Gemeindevorsitzende Inessa Myslitska blickt hoffnungsvoll in die Zukunft. Die neue Synagoge solle ein Ort der Begegnung sein.

Porträtbild eines Mannes
Bildrechte: MDR/Sebastian Mantei

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Eine Synagoge ohne Thora ist keine Synagoge. Deshalb ist der Einzug der Thora, der fünf Bücher Moses, für die jüdische Synagogengemeinde in Magdeburg besonders wichtig. In einer festlichen Prozession ist die wertvolle Schriftrolle am Freitag vom Denkmal am Ort der alten Synagoge in der Julius-Bremer-Straße in das neue Gotteshaus gebracht worden. Landesrabbiner Daniel Fabian trug die handschriftlich verfasste Pergamentrolle an die Schulter gelehnt unter einem Baldachin.

Mann mit Tora Rolle
Am Freitag wurde die Thora in die neue Synagoge in Magdeburg gebracht. Bildrechte: MDR/Sebastian Mantei

Die Gemeinde hatte zuvor alle Magdeburger und Magdeburgerinnen eingeladen, an diesem festlichen Umzug teilzunehmen, um zu zeigen, dass sie zu ihren jüdischen Nachbarn stehen.

Gemeindevorsitzende: "Ich hoffe sehr, dass wir hier eine Zukunft haben"

1938 wurde die alte Synagoge in der Pogromnacht zerstört. 85 Jahre später wird die neue Synagoge wenige hundert Meter weiter eingeweiht. Der Termin des Thoraeinzugs fällt auf den zweiten Tag des jüdischen Lichterfestes Chanukka. Es erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem vor über 2.000 Jahren. Für die jüdische Gemeinde in Magdeburg fühlt es sich ähnlich an.

Gemeindevorsitzende Inessa Myslitska der Synagoge in Magdeburg
Die Gemeindevorsitzende Inessa Myslitska hofft auf eine gute Zukunft. Bildrechte: MDR/Sebastian Mantei

Gemeindevorsitzende Inessa Myslitska blickt trotz der antisemitischen Ereignisse in der Welt zuversichtlich auf die Zeit, die vor ihnen liegt: "Ich hoffe sehr, dass wir hier eine Zukunft haben und dass diese Zukunft lange andauern wird." Ihre größte Hoffnung besteht darin, dass die Zeit kommen möge, in der sie ohne Polizeischutz beten könne und die Magdeburgerinnen und Magdeburger, egal welcher Konfession, in ihr Haus kommen können ohne Polizei. Die neue Synagoge soll ein Haus der Begegnung sein.

Menschen auf der Straße
An dem Festzug konnten sich Menschen beteiligen. Bildrechte: MDR/Sebastian Mantei

Feierliche Einweihung am Sonntag

Mit der Thora im Gebetssaal ist der erste Schritt getan und die Synagoge kann zum Haus des Gebetes werden. Am Abend gibt es den ersten Gottesdienst. Die Türen bleiben aber für Besucher vorerst verschlossen. Die Gemeinde solle die Möglichkeit haben, selbst ihr neues Haus zu entdecken, sagt Helmut Seibert vom Vorstand der Gemeinde.

Am Sonntag soll die neue Synagoge feierlich mit vielen geladenen Gästen eingeweiht werden. Interessierte Magdeburger und Magdeburgerinnen können sich für einen Tag der offenen Tür anmelden, denn schließlich solle jeder die Möglichkeit haben, die neue Synagoge zu besuchen, so Seibert.

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MDR (Sebastian Mantei, Annekathrin Queck)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. Dezember 2023 | 09:30 Uhr

1 Kommentar

hilflos vor 20 Wochen

Wenn man sich für den Tag der offenen Tür anmelden muß (eine einfache Kontrolle an der Tür hätte ich verstanden) will man keine Gäste haben. Zuletzt werden sich ein paar Apparatschiks feiern lassen und die jüdische Gemeinde macht dann ihr eigenes Ding. Das will ich nicht verurteilen, weil die christlichen Kirchen das auch machen. Die staatliche Unterstützung bekommen auch alle, somit ist alles gut. Allerdings verstehe ich nicht, wieso die hauptsächlich russlandstämmigen Juden nach Deutschland kamen und nicht nach Isreal gingen. Der Hintergrund hat sich mir noch nicht erschlossen.

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