Ausstellung zu DDR-Kunst Der stille Künstler – Bernburg erinnert an Heinz Steffens
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06. April 2024, 05:01 Uhr
Mit einer Ausstellung erinnert das Museum im Schloss Bernburg an den Maler und Zeichner Heinz Steffens. Der Künstler wurde 1913 im Salzland geboren und studierte unter anderem an der Burg in Halle. Da er dem Ideal des Sozialistischen Realismus der DDR-Regierung nicht folgte und eher in der Tradition der Klassischen Moderne stand, ist er bis heute nur wenigen Menschen bekannt.
- Der Künstler Heinz Steffens lebte und wirkte den Großteil seines Lebens in Bernburg.
- Weil er nicht den Vorstellungen der DDR-Kulturpolitik folgte, bekam er erst spät öffentliche Anerkennung.
- Sein Nachlass wurde gerade umfassend aufgearbeitet und wird nun im Schlossmuseum gezeigt.
Sein altes Wohnhaus in Bernburg gibt es noch. Fast sein ganzes Leben hat Heinz Steffens hier verbracht, in einer dreistöckigen Jugendstilvilla. 1983 starb der Maler und seit dem Tod seiner Witwe 2016 steht das Haus leer. Die Stadt wollte es wegen der Bauschäden nicht übernehmen. Inzwischen soll es eine Privatperson gekauft haben.
In den Fenstern stehen Plastikblumen, neben der Eingangstür hängt eine Gedenkplakette. "Dort steht noch der Flügel, an dem er komponiert hat", erinnert sich Roland Wiermann, der bis 2006 Museumsdirektor in Bernburg war und einmal im Haus zu besuch war. "Da gibt es Bücherregale, in denen die Literatur des 20. Jahrhunderts steht. Man merkt, dass Steffens ein humanistisch geprägter Mensch gewesen ist." Und ein DDR-Künstler, der sich schwer einordnen lässt.
Künstler-Sein in der DDR
Anfang der 30er-Jahre studierte Steffens an der Burg Halle, später in Berlin. 1946 kam er aus der Kriegsgefangenschaft zurück nach Bernburg und lebte hier – zurückgezogen – als freischaffender Künstler in eher ärmlichen Verhältnissen. Als Mensch sei er still und zurückhaltend gewesen, sagt Kunstwissenschaftlerin Christin Müller-Wenzel. Er habe sich weder dem System angedient, noch die Konfrontation gesucht.
Er sei "komplett autark" gewesen, "vom politischen System, von den Dingen, die von außen auf einen eingedrungen sind", erläutert die Expertin bei MDR KULTUR. Er habe "experimentiert mit Malerei, mit Sprache, mit Poesie, Musik." Auch deshalb sei der Künstler für sie so interessant, erzählt Müller-Wenzel.
Geprägt von Moderne und Bauhaus
Sozialistischer Realismus war laut Müller-Wenzel nicht sein Ding: Steffens, der gern in der Natur war, malte Fische, Boote, Frauenakte, Landschaften und Stadtansichten. Geprägt von der Klassischen Moderne und vom Bauhaus, experimentiert er mit Form, Farbe und Struktur. Erst Ende der 60er Jahre, als sich die künstlerischen Dogmen in der DDR etwas lockerten, bekam er öffentliche Aufträge und gestaltete einige Wandgemälde.
Bis zu seinem Tod mit 69 Jahren war der Bernburger künstlerisch tätig. Er schrieb Gedichte und komponierte. In der neuen Schau im Schlossmuseum kann man Heinz Steffens sehr nah kommen: Neben Gemälden, Zeichnungen und Aquarellen sind auch persönliche Dinge ausgestellt, beispielsweise Möbel oder seine Brille.
Menschliche Nähe in Bernburg
Den gesamten Nachlass hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz übernommen – als bewegliches Denkmal. Die künstlerischen Arbeiten wurden 2016 von Christin Müller-Wenzel digitalisiert. In Buchform hat sie das Werkverzeichnis gemeinsam mit dem ehemaligen Museumdirektor Roland Wiermann im Mitteldeutschen Verlag veröffentlicht. Heinz Steffens, der bislang eher unbekannte Maler aus Bernburg, kann also wieder oder neu entdeckt werden.
In der Stadt stößt die Ausstellung auf großes Interesse, berichtet die Bernburger Museumsdirektorin Christiane Heinevetter. Viele Menschen hätten sie angesprochen, "weil sie ihn noch so in ihrer Erinnerung haben, die neben ihm gewohnt haben, oder die Schüler bei seiner Frau waren – die also auch eine persönliche Beziehung zu ihm haben."
Weitere Informationen
"Heinz Steffens – Form in Bewegung"
Sonderausstellung vom 5. April bis 15. September 2024
Adresse:
Museum Schloss Bernburg
Schlossstraße 24
06406 Bernburg
Öffnungszeiten:
Täglich von 10 bis 17 Uhr
Zum Buch:
"Heinz Steffens. 1913–1982"
von Christin Müller-Wenzel und Roland Wiermann
Mitteldeutscher Verlag
232 Seiten, gebunden mit Farbabbildungen
ISBN: 978-3-96311-625-4
Quelle: MDR KULTUR (Katrin Engelhardt)
Redaktionelle Bearbeitung: tsa
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Morgen | 05. April 2024 | 06:20 Uhr