Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev (im hellen Jackett) im Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern. Links von ihm befindet sich der Bundestagsabgeordnete Marcus Faber (FDP) und rechts davon der Bundestagsabgeordnete Herbert Wollmann (SPD).
Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev (im hellen Jackett) im Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern. Bildrechte: Bernd-Volker Brahms

Krieg und Bürokratie Ukrainischer Botschafter spricht in Stendal über Integration

20. Juni 2023, 11:30 Uhr

Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev ist am Montag nach Stendal gekommen. Bei seinem Besuch machte er deutlich, dass er die Ukrainer möglichst schnell wieder in die Ukraine holen möchte. Mit Bürgerinnen und Bürgern sprach er über die hohe Auslastung der Botschaft und bedankte sich für die Unterstützung Deutschlands.

Ein Mann steht vor einem Bücherregal
Bildrechte: MDR/Hannah Singer

Fragen der Integration und der Bildung spielten beim Besuch des ukrainischen Botschafters Oleksii Makeiev in Stendal am Montag eine große Rolle. Der 47 Jahre alte Diplomat traf in der Fußgängerzone der Hansestadt vor allem auf Landsleute, unter anderem Schülerinnen und Schüler der Ankunftsklasse der Komorow-Sekundarschule zusammen mit ihrer Lehrerin Nataliia Boiko.

"Es ist wichtig, die Zeit zu nutzen", sagt der Botschafter. Er ermunterte die Kinder zum Lernen. Allerdings sieht er deren Zukunft vor allem in der Ukraine. "Ich würde meine Landsleute am liebsten schnell wieder zurück in die Ukraine holen. Wenn wir den Krieg gewonnen haben, dann kommt es sehr darauf an, dass wir das Land schnell wieder aufbauen", sagt er.

Integration als Zwischenschritt

Der Botschafter möchte, dass die Schülerinnen und Schüler auch weiterhin Zugang zur ukrainischen Sprache haben. Bislang wird teilweise noch immer mit ukrainischen Lernplattformen gearbeitet. "Ich möchte nicht, dass es zu einer Zwangsintegration kommt", sagt er. Er werde auch demnächst mit dem ukrainischen Bildungsminister über die Anerkennung deutscher Zeugnisse reden.

Nahezu 30.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine leben derzeit in Sachsen-Anhalt. Je länger der Krieg dauert, umso mehr drängt sich für viele die Frage auf: "Wann geht es wieder zurück und wie sinnvoll ist eine Integration in Deutschland?"

Der ukrainische Botschafter Oleksii Makejew (im hellen Jackett) im Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern. Links von ihm befindet sich der Buindestagsabgeordnete Marcus Faber (FDP) und rechts davon der Bundestagsabgeordnete Herbert Wollmann (SPD).
In der Fußgängerzone sprach Makejew mit Stendalern und Landsleuten. Bildrechte: Bernd-Volker Brahms

Botschaft ausgelastet, lange Wartezeiten

Zwei Frauen berichten dem Botschafter darüber, dass sie beim Konsulat keine neuen Pässe bekommen konnten. "Es gibt viele Leute, mit ähnlichen Problemen", sagte Makeiev. Vor dem Krieg habe es rund 100.000 Menschen aus der Ukraine in Deutschland gegeben, nun seien es mehr als eine Million. "Das Personal der Botschaft konnten wir aber kaum aufstocken."

Viele Menschen seien ohne Pass nach Deutschland gekommen. "Wir sind der EU dankbar, dass sie das damals so unbürokratisch möglich gemacht hat", sagte der Botschafter. Um die Passbeschaffung zu beschleunigen, könne sie ja in die Ukraine reisen, habe ihr der Botschafter geraten, erzählt eine der Frauen, nachdem sie länger auf Ukrainisch mit ihm gesprochen hatte.

Problem der Anerkennung von Pflegekräften

Ein anderes bürokratisches Anliegen hat Maria Weidner. Sie ist Integrationsmanagerin am Klinikum Magdeburg. Sie spricht über Probleme bei der Anerkennung ukrainischer Dokumente. "Hier brauche ich die Hilfe der Botschaft, damit die Menschen einen Job bekommen", sagt sie. Oftmals könnten die Frauen mittlerweile ganz gut Deutsch und könnten als Pflegekräfte arbeiten. "Ihre Unterlagen werden aber nicht anerkannt, sofern überhaupt welche da sind", beschreibt sie das Problem.

Keine Zeiten für Gespräche mit den Russen

Weidner reagiert gegenüber dem Botschafter emotional, sie selbst ist vor 20 Jahren aus Russland nach Deutschland gekommen. Für sie sei es vor einem Jahr klar gewesen, zu helfen. Sie habe angepackt, "weil es um Menschen geht", sagt sie. Der Botschafter hatte zuvor davon gesprochen, dass er bei den Russen – auch denjenigen, die in Deutschland leben – keinerlei Anzeichen erkennen könne, den Krieg Putins als falsch zu sehen.

Oleksij Makejew, neuer Botschafter der Ukraine in Deutschland.
Oleksii Makeiev bedankte sich für die Unterstützung Deutschlands (archivbild). Bildrechte: IMAGO / photothek

"Es sind keine Zeiten für Gespräche mit den Russen", sagte Makeiev. Es gelte, die Russen militärisch wieder aus dem Land heraus zu bekommen. "Wir sind sehr dankbar, dass wir die Unterstützung von Deutschland haben", sagte er. Gerade auch für die Flugabwehrsysteme, diese seien "hundertprozentig zuverlässig".

Wir sind sehr dankbar, dass wir die Unterstützung von Deutschland haben.

Oleksii Makejew, Botschafter der Ukraine

Derzeit sind auch mehrere hundert ukrainische Soldaten in Klietz (Landkreis Stendal). Sie werden dort an deutschen Panzern ausgebildet. Auch ihnen statte der Botschafter einen Besuch ab.

Eingeladen worden war er von den beiden altmärkischen Bundestagsabgeordneten Herbert Wollmann (SPD) und Marcus Faber (FDP). Im Herbst möchte der Botschafter seinen offiziellen Antrittsbesuch in Magdeburg machen. Er hat nach eigenen Worten bereits 14 Bundesländer besucht.

MDR (Bernd-Volker Brahms, Leonard Schubert)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. Juni 2023 | 09:30 Uhr

7 Kommentare

Maria A. vor 46 Wochen

Mehrheitlich höchstwahrscheinlich nicht; sieht man ja an den Syrern. Selbst wenn die EU, aus unverständlichen Gründen, da die Ukraine immer noch als korruptes Land eingeschätzt wird und kein EU-Mitgliedsland war und ist, den Wiederaufbau finanzieren will, gibt es ja allerhand aufzuräumen. Zwar nicht in dem extremen Ausmaß wie 1945 bei uns, aber es wird doch ordentlich Schutt weg zu räumen sein. Wenn man sich einige Jahre in Deutschland eingerichtet hat, dann dürfte der Großteil es so machen, wie viele Migranten anderer Herkunft: Paar Wochen im Jahr im Herkunftsland verbringen, aus ehemaligem Besitz Ferienhäuser machen lassen oder ihn an Verwandte vermieten. So kommt, vom Fiskus unbemerkt, später regelmäßig noch Geld für allerhand Luxusausgaben rein.

DanielSBK vor 46 Wochen

Hoffentlich werden es die Ukrainer schaffen. Ich drücke die Daumen - denn dann werden Sie alle wieder aus Deutschland abreisen - um dann ihr Land aufzubauen ..... oder??!

hinter-dem-Regenbogen vor 46 Wochen

Nachdem nun schon soviele Milliarden an Euros in den UkraineKrieg investiert wurden, dürfte doch langsam nun auch ein Ende in Sicht sein. Denn mit Sicherheit, so die Prophezeiungen aller Europäischer Politiker und Geldgeber (ausgenommen russische Politiker), wird die Ukraine den Krieg gewinnen.
Somit dürfte es an der Zeit sein, darüber zu sprechen, wann der Krieg in der Ukraine zuende ist und wann die vielen Millionen Menschen wieder in die Ukraine, in ihre Heimat zurückkehren können.
Da braucht man in Deutschland nicht extra noch Häuser bauen, für unsere ukrainischen Freunde. Den Beton sollte man aufsparen für den Aufbau der inzwischen prikären und maroden Wohnlandlschaft in der Ukraine. Damit wäre der Ukraine, genauer den vielen Menschen, die jetzt in der Diaspora ausharren müssen, wesentlich mehr geholfen.

Andersherum jedoch ist die Nachrichtenlage aus der Ukraine derart und maximal desaströs, so dass man sich ein wirkliches Bild gar nicht machen kann.

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