In Schieflage Wohnblock in Weißwasser wird mit Harz angehoben

18. Januar 2023, 19:27 Uhr

In einem Block in Weißwasser haben sich Risse gebildet, die von Jahr zu Jahr größer werden. Denn das Haus sackt auf einer Seite ab. Die Wohnungsbaugesellschaft hat nun eine Spezialfirma geholt. Sie soll das Gebäude wieder anheben. Für den Eingriff in den Baugrund müssen die Mieter nicht einmal ihre Wohnungen verlassen.

Auf den ersten Blick scheint der Wohnblock an der Karl-Liebknecht-Straße in Weißwasser tadellos. Das Problem wird erst deutlich, wenn man den Fünfgeschosser betritt. Bereits im Erdgeschoss könne man erkennen, wie sich langsam die Treppenpodeste aus der Wand herausziehen, sagt der Technikchef der Wohnungsbaugesellschaft Weißwasser (WBG), Michal Penk, und zeigt in die Ecken. Und das werde mit jeder Etage offensichtlicher.

Mittlerweile ist Penk in der vierten Etage angekommen. Der Riss misst hier einige Zentimeter. "Hier oben kann man sehen, wie das Podest nicht mehr aufliegt", erklärt der WBG-Techniker. "Die Platten waren eigentlich miteinander verschweißt. Jetzt hat es das Eisen auseinandergezogen. Es wird dünner und reißt dann."

Szesny: Grundwasserabsenkung spielt eine Rolle

Nicht Pfusch am Bau ist das Problem, sondern der Untergrund, auf dem das Haus steht, betont die WBG-Geschäftsführerin Petra Szesny. Hier spiele auch der umliegende Braunkohletagebau eine Rolle. "Ich bin nach wie vor fest davon überzeugt, dass es mit der Grundwasserabsenkung im Zusammenhang steht", so Szesny. Dazu sei hier der Boden besonders, es handle sich um eine Tonlinse, die im Laufe der Zeit durch den Entzug des Grundwassers aber auch des Oberflächenwassers ausgetrocknet ist. "Dadurch hat sich das Gebäude auf einer Seite abgesenkt und sich die breiten Risse gebildet."

Ich bin fest davon überzeugt, dass es mit der Grundwasserabsenkung im Zusammenhang steht.

Petra Szesny WGB-Geschäftsführerin

Vor zehn Jahren hatte die WBG den Wohnblock aus den 1970-er Jahre saniert und dabei auch versucht, das Haus mit einem Metallskelett zu stabilisieren. Doch es brachte nicht den erhofften Erfolg. Nun hat eine Spezialfirma den Auftrag, den Fünfgeschosser wieder in die Waagerechte zu bringen.

Für Hebung mehr als 100 Löcher gebohrt

Dafür wurden im Keller mehr als 100 dünne, metertiefe Löcher durch das Fundament gebohrt. Über diese wird ein Kunstharzgemisch in den Boden gepumpt, das den Boden verdichten soll. "Das ist ein Zwei-Komponenten-Harz, der sich ausdehnt. Je nach der Menge des Harzes kann man entscheiden, wie weit man hebt, wie man stabilisiert", erklärt Penk.

Während der Bauarbeiten können die Mieterinnen und Mieter in ihren Wohnungen bleiben. So, wie Uwe Hunger, der seit 21 Jahren Wohnblock lebt. Schlaflose Nächte hat er wegen des abgesackten Hauses nicht. "Wir haben da schon andere Sachen durch", sagt der Mann und lacht.

Rund 150.000 Euro kostet die Stabilisierung. Ein Abriss wäre teurer, weil das Haus erst vor einem Jahrzehnt saniert wurde, sagt die WBG-Chefin Szesny. Auch seien die altersgerechten Wohnungen in Weißwasser sehr gefragt. "Da denke ich, dass sich dieser Aufwand lohnt." Ob die Haushälfte letztlich auf das ursprüngliche Niveau angehoben werden kann und damit die breiten Risse gänzlich verschwinden, entscheidet sich in den nächsten Tagen.

MDR (dwi,flg,ama)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 18. Januar 2023 | 19:00 Uhr

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