Ehrenamt Die Görlitzer Parkeisenbahn: Familienspaß dank engagierter Bahnfreunde

21. Mai 2023, 16:56 Uhr

Seit 30 Jahren fährt Stephan Kluge die Görlitzer Parkeisenbahn. Durch das Ehrenamt kommt der Rentner unter Leute und bleibt aktiv. Doch eine Entwicklung bei der Jugend macht dem ehrenamtlichen Lokführer Sorgen.

Stephan Kluge dreht den Schlüssel im Schloss der Lokomotive. Die fängt an zu tuckern, fast wie ein Traktor, dann setzt sich die Parkeisenbahn in Bewegung. Die grün-rot-schwarze Diesel-Lok zieht vier knallgelbe Waggons durch das Wald- und Parkgelände zwischen Neiße und Landskron-Brauerei. Kluge drückt ein Pedal und es ertönt ein langes "Tuuuut, tuut".

Die Görlitzer Parkeisenbahn: Geschichte, Fahrtzeiten und Preise Erbaut wurde die Görlitzer Parkeisenbahn 1976 in einem richtigen Eisenbahnwerk, in dem auch Züge in Normalgröße gebaut werden: Bei Waggonbau Görlitz. Dabei hat sie nur eine Spurweite von 60 Zentimetern. Die Parkeisenbahn ist also ein Mini-Zug, der aber groß genug ist, um bequem darin Platz zu nehmen.

Vorbild für den Zug war der gleichnamige "Adler", die erste Eisenbahn, die auf deutschem Boden fuhr. Dabei ist der Görlitzer "Adler" gar keine Dampflok, wie sein historisches Vorbild, sondern eine Diesellok.

Die Parkeisenbahn fährt von April bis Oktober jeden Sonnabend und Sonntag, in Juli und August zusätzlich mittwochs. Eine Fahrt kostet derzeit für Erwachsene 2,50 Euro und für Kinder 1,70 Euro.

Der 68-jährige Görlitzer Rentner erinnert ein wenig an Lukas den Lokomotivführer, wie er da so auf seinem Gefährt sitzt. Nur Kappe und Pfeife fehlen. Seit 30 Jahren fährt er die Parkeisenbahn, zunächst als Maßnahme vom Arbeitsamt, später ehrenamtlich. Kluge begeisterte sich schon immer für Züge: Als Kind hatte er eine Modelleisenbahn, als Erwachsener arbeitete er als Schlosser im Ausbesserungswerk Görlitz, in dem bis 1996 Lokomotiven gewartet wurden.

Parkeisenbahn gibt es fast ein halbes Jahrhundert

Es sind Leute wie er, die dafür sorgen, dass die Diesellok nun schon seit fast einem halben Jahrhundert ihre Runden in Görlitz drehen kann. In dem Verein "Görlitzer Oldtimer Parkeisenbahn", der die Mini-Bahn betreibt, engagieren sich viele weitere Eisenbahnfreunde ehrenamtlich. "Ich mache das gerne" erklärt Stephan Kluge. "So komme ich unter Leute und sitze nicht alleine zuhause rum". Kluges Kinder sind lange ausgezogen, die Frau vor Jahren verstorben. Da tut so ein Ehrenamt gut.

Die Kinder, die hinten in den Waggons sitzen, betrachten vergnügt die vorbeiziehende Landschaft. Die Sonne scheint durch die frischen Blätter der Bäume und taucht alles in ein helles, grünliches Licht. Rund zehn Minuten fährt die Bahn durch das Wäldchen südöstlich der Görlitzer Innenstadt, dann ist die Fahrt vorbei. Unter den Fahrgästen ist auch eine Familie aus Dresden mit einem zweijährigen Kind. "Ihm hat’s gefallen und für die Eltern war’s entspannt", sagt der Papa nach der Fahrt.

Den Lokführer plagen Nachwuchssorgen

Stephan Kluge freut ich über jedes Kind, das sich für die Eisenbahn begeistert. Denn er wünscht sich mehr Nachwuchs für den Verein. Kinder und Jugendliche können beim Betrieb der Parkeisenbahn mithelfen: Sie machen zum Beispiel die Schranke auf und zu oder bedienen die Signale. An diesem Sonntag ist aber keiner der kleinen Helfer da. Kluge sagt, dass das Interesse bei der Jugend an der Eisenbahn nachlasse. "Die Kinder sind heute eher an den Handys", sagt er etwas traurig.

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1 Kommentar

Maria A. am 21.05.2023

Diesem engagierten Mitmenschen und den restlichen fleißigen Helfern Dank und Anerkennung.
Dieser Bericht erfreut und bildet eine angenehme Unterbrechung der allgemeinen Bad-News-Tristesse. Manchmal kommt man ins Grübeln, ob es schon mal eine derart lange Phase mit deprimierender Informationsflut gegeben hat? Die Vorwendejahre waren auch relativ öde. Aber trotzdem gab es im Alltag immer mal ein Anklingen von Zukunftsoptimismus und beim Zusammenkommen im Freundes- und Familienkreis viele richtig unbeschwerte Momente.

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