Franziska Giffey (SPD) spricht zu Schülern und «Respekt Coaches» an der Berufseinstiegsschule Hannover.
"Respekt Coaches" sind für einige Schulen in der Oberlausitz unverzichtbar, um etwa demokratiefördernde Projekte umzusetzen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Ole Spata

Schulsozialarbeit "Respekt Coaches" an Oberlausitzer Schulen können weiterarbeiten

02. Dezember 2023, 14:20 Uhr

In der Oberlausitz kann die Arbeit der sogenannten Respekt-Coaches weiter geführt werden. Ihre weitere Finanzierung durch den Bund scheint gesichert zu sein. Ursprünglich sollte nach fünf Jahren das bundesweite Projekt "Respekt-Coach" am Jahresende auslaufen. Das sorgt auch in der Oberlausitz für Proteste und Fustration bei den Betroffenen.

"Ich freue mich riesig, aber jubeln kann ich erst, wenn ich den neuen Arbeitsvertrag in der Tasche habe, sagt die Görlitzer Sozialarbeiterin Marlene Gries. Die junge Frau arbeitet als "Respekt Coach" an der Oberschule Innenstadt. Dort hatte sie bereits begonnen, ihr kleines Büro auszuräumen. Marlene Gries hatte nur noch wenig Hoffnung, dass die Proteste und die Hilferufe aus den Schulen etwas in Berlin bewirken würden. Ihr Schulleiter Thomas Warkus hatte sich persönlich an Mitglieder des Bundestages und des sächsischen Landtages gewandt und "praktisch in letzter Minute" um den Verbleib der Schulsozialarbeiter gebeten. "Die Arbeit der Respekt Coaches sei gerade in der heutigen Zeit unverzichtbar, um die Demokratie zu stärken", sagt der Schulleiter.

Schuleiter Warkus am Schreibtisch
Schulleiter Thomas Warkus hält die Arbeit der Schulsozialsrbeiter als "Respekt Coaches" für unverzichtbar. Bildrechte: Uwe Walter

Ein Bundesprojekt für fünf Jahre befristet

Die Schulsozialarbeiter stehen als "Respekt Coaches" insbesondere Kindern in Schulen und Lehrkräften beispielsweise bei Mobbing, bei Ausgrenzung oder Integrationsproblemen zur Seite. Zudem organisieren sie Projekte, für die Lehrer, die oft keine Zeit dafür haben: Zeitzeugengespräche, Exkursionen zu Gedenkstätten oder auch Veranstaltungen, die sich mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzen, gehören dazu. Das Projekt "Respekt Coaches" war vom Bundesfamilienministerium für fünf Jahre befristet angedacht und sollte deshalb zum Jahresende auslaufen. Doch nun gibt es eine überraschende Wende.

"Die Proteste haben Wirkung gezeigt", sagt die Landtagsabgeordnete, Grünen-Fraktionsvorsitzende und Haushaltsexpertin im Sächsischen Landtag, Franziska Schubert: "Jetzt ist es so, dass der Kinder- und Jugendplan des Bundes um 45 Millionen Euro aufgestockt wurde und die Weiterfinanzierung mit zusätzlichen 20 Millionen pro Jahr gesichert ist. Und da drin sind eben auch die Respekt Coaches enthalten."

Franziska Schubert, Fraktionsvorsitzende BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Franziska Schubert, Grünen-Fraktionsvorsitzende im Sächsischen Landtag, hat sich dafür eingesetzt, dass die "Respekt Coaches" weiter an Oberlausitzer Schulen arbeiten können. Bildrechte: picture alliance/dpa | Frank Hammerschmidt

Geld für Projekt muss noch vom Bundestag bewilligt werden

Der geänderte Haushalt 2024 muss allerdings noch vom Bundestag beschlossen werden. Deshalb fällt die Freude bei Ernst Opitz in Weißwasser eher verhalten aus. Der Geschäftsführer vom Impuls-Verein, dem Träger für die Oberlausitzer "Respekt Coaches", wartet auf den Zuwendungsbescheid aus Berlin. "Erst dann ist die Sache in trockenen Tüchern", bremst Opitz. Er muss wahrscheinlich in Vorleistung bei den Personalkosten für seine Sozialarbeiter gehen, denn wahrscheinlich wird es dauern, bis der Bundestag den überarbeiteten Haushalt für das nächste Jahr absegnet.

"Das ist natürlich insofern wichtig, da wir hier sehr engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Bereich haben. Und da freue ich mich, dass die als 'Respekt Coaches' auch weiterhin in dieser ländlich geprägten Region erhalten bleiben", meint Schubert dazu.

Respect Coaches Liane Ruzier und Marlene Gries
Die Sozialarbeiterinnen Liane Ruzier und Marlene Gries können ihre Arbeit als "Respekt Coaches" in der Oberlausitz aller Voraussicht nach fortsetzen. Bildrechte: Uwe Walter

Schülerinnen und Schüler sollen die Demokratie schätzen lernen

In Görlitz an der Oberschule Innenstadt geht indes der Alltag und damit die Arbeit für Marlene Gries als "Respekt Coach" weiter. Sie hat begonnen, ein Zeitzeugengespräch für die neunten und zehnten Klassen vorzubereiten. Damit soll das Projekt "Nationalsozialismus" abgeschlossen werden, nachdem die Jugendlichen die Gedenkstätten in Auschwitz und Großschweidnitz besucht hatten. Ein wichtiges Projekt, meint Schulleiter Thomas Warkus und verweist auf den Montagabend.

Eine Menschenmenge am Abend vor der Görlitzer Post
Demonstrierende, darunter auch Rechtsradikale, treffen sich immer am Montag vor der Post, um anschließend trommelnd durch die Altstadt zu ziehen. Dabei kommen sie auch an der Oberschule Innenstadt vorbei. Bildrechte: Uwe Walter

Immer zu Wochenbeginn ziehen etwa 300 Demonstrierende - darunter auch Rechtsradikale - mit Trommeln an seiner Schule vorbei. Einige Teilnehmende stellen dabei lautstark oder auf Transperenten die Demokratie mehr oder weniger in Frage.

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 30. November 2023 | 09:30 Uhr

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