Braunkohlebagger im Morgenlicht im Tagebau Turow.
Erst 2044 sollen die Lichter auf dem Braunkohlebagger in Turów ausgehen. So wollen es die zuständigen Ministerien in Polen. Bildrechte: Uwe Walter

Braunkohleausstieg Streit um polnischen Tagebau Turów geht weiter

08. März 2023, 14:07 Uhr

Der polnische Braunkohletagebau Turów bei Zittau darf bis 2044 weiter Kohle abbauen. Die zuständigen Behörden in Polen gaben dafür grünes Licht, obwohl der juristische Streit um die Umweltverträglichkeitsprüfung des Tagebaus noch gar nicht beendet ist.

Die Entscheidung des polnischen Umweltministeriums, dem Tagebaubau Turów den Abbau von Braunkohle bis 2044 zu genehmigen, hat Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker (Wählergemeinschaft "Zittau kann mehr") mehr als erstaunt: "Ich bin erst mal sprachlos!" Zittau klagt nämlich im Nachbarland Polen gegen eine Umweltverträglichkeitsprüfung, in der Zittau seine Belange nicht ausreichend gewürdigt sieht.

Kohlekraftwerk und Tagebau Turow im polnischen Bogatynia
Der Tagebau Turów berührt im seinem westlichen Teil fast den deutsch-polnischen Grenzfluss Neiße zwischen Zittau und Drausendorf. Bildrechte: MDR.DE

Zittau will weiter juristisch vorgehen

"Ich könnte jetzt medienwirksam sagen, was für eine Katastrophe", sagt der Zittauer Bürgermeister. Und: "Das ist aber das Schwierige in diesem Verfahren. Wir versuchen zukünftige Schäden, falls sie denn auftreten, abzuwenden."

Es ist auch typisch für ein Umweltverträglichkeitsverfahren, dass man nicht handelt wenn das Kind im Brunnen liegt, sondern es nicht reinfallen lässt. Und diese Situation ist schon katastrophal.

Thomas Zenker Oberbürgermeister der Stadt Zittau

Nun wartet Zittau weiter, dass seine Klage gegen die Umweltverträglichkeitsprüfung von den polnischen Gerichten angenommen wird. "Wir sind jetzt gespannt, was weiter passiert, denn unsere Klage hängt damit irgendwie in der Luft", meint der Zittauer Oberbürgermeister. Trotzdem will Zenker nicht aufgeben und juristisch weiter gegen den benachbarten Tagebau vorgehen.

Einwohner sind geteilter Meinung

In Zittau haben die Oberlausitzer eine geteilte Meinung, was die Weiterführung des benachbarten Tagesbaus und die Verstromung der Braunkohle im polnischen Kraftwerk Turów angeht. "Durch Putin ist alles schweineteuer. Da sollen sie die Kohle nutzen und weitermachen", sagt Passant MDR SACHSEN. "Ich habe gerade in Turow 3.000 Kilo Kohle bestellt, zu einem günstigen Preis", sagt ein anderer. Ein Zittauer befürchtet die Risse in den Häusern, durch Bodensenkungen wegen des Tagebaus: "Das wäre eine Katastrophe für die schöne Altstadt von Zittau."

Den notwendigen Stromimport aus Polen stellt ein anderer Passant in den Mittelpunkt, wenn er über die Neiße schaut und die dampfenden Kühltürme vom Kraftwerk Turów sieht: "Fakt ist, dass in den letzten Jahren das polnische Kraftwerk immer wieder Strom nach Deutschland geliefert hat, also hat es wohl seine Berechtigung." Andere lehnen die Braunkohlegrube samt Kraftwerk Turow ab. Die Meinungen fasst eine junge Zittauerin kurz zusammen: "Die sollten nicht bleiben, schon der Umwelt zu Liebe."

Das Kohlekraftwerk Turow des Energiekonzerns PGE Polska Grupa Energetyczna.
Das Kraftwerk Turów des Energiekonzerns PGE Polska Grupa Energetyczna wird aus dem benachbarten Tagebau mit Braunkohle versorgt. Bildrechte: imago images/photothek

MDR (rh/uwa)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 08. März 2023 | 12:30 Uhr

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