Sinkende Geburtenzahlen Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Erlabrunn wird geschlossen

15. September 2023, 18:45 Uhr

In den vergangenen Monaten gab es einige Hiobsbotschaften über Klinikschließungen oder den Abbau von Abteilungen. So zum Beispiel in Reichenbach im Vogtland oder Lichtenstein bei Zwickau. Nun erschütterte am Donnerstag eine Botschaft die Menschen im Westerzgebirge: In Erlabrunn schließt zum Ende des Jahres die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.

Aktuelle Nachrichten finden Sie jederzeit auf mdr.de und in der MDR Aktuell App.

Die Kliniken Erlabrunn schließen zum Jahresende ihre Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Als Gründe nennt die Klinikleitung die demografische Entwicklung, die Nachwirkungen der Corona-Pandemie und nicht erfüllbare Mindestvorgaben – also Fallzahlen – für onkologische Brustoperationen. Aber auch der dramatische Rückgang der Geburten insgesamt spiele eine Rolle. Zudem fehlten Ärzte für komplizierte Eingriffe.

Geburtenrückgang von rund 25 Prozent

"Es ist so, dass in den letzten zwölf Jahren im Land Sachsen die Geburten um 16 Prozent zurückgegangen sind, im Erzgebirgskreis um etwa 20 Prozent und bei uns sind es zirka 25 Prozent", sagt Klinik-Chefin Heidrun Ballmann. "Bei uns sind das fast 200 Geburten, die wir jetzt dort weniger haben. Und damit kann man eigentlich keine Klinik gut aufrecht erhalten."

Ich selber bin hier geboren, meine Kinder, meine Enkelkinder sind hier geboren und jetzt stehe ich hier mit in der Verantwortung, die Klinik zu schließen.

Heidrun Ballmann Geschäftsführerin der Kliniken Erlabrunn

"Das tut sehr weh und die Entscheidung ist uns auch sehr schwer gefallen", so Ballmann. Sie selber sei in der Klinik geboren und auch ihre Kinder und Enkelkinder. "Und jetzt stehe ich hier mit in der Verantwortung, die Klinik zu schließen. Also das ist für uns wirklich ein sehr, sehr trauriger Tag."

Ein älterer Mann sitzt in seinem Wohnzimmer und schaut in die Kamera. 1 min
Bildrechte: MDR/Stephan Hönigschmid
1 min

So 27.08.2023 20:59Uhr 01:24 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/chemnitz/vogtland/video-schlaganfall-erste-hilfe-krankenhaus-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

In der Region fehlt es an jungen Frauen

In der Region leben vor allem ältere Menschen, die jungen Frauen fehlen. Und das sei ein Problem, erklärt Constance Fisch, ebenfalls Geschäftsführerin der Kliniken Erlabrunn. "Die fehlen gänzlich und das wird sich auch so schnell nicht erholen", sagt sie. "Wir haben uns Bevölkerungsprognosen in verschiedenen Altersgruppen angesehen. Das wird in den Jahren 2030 bis 2040 noch mal schlechter und bleibt dann auf einem sehr niedrigen Niveau."

Insgesamt sind sieben Ärzte und acht Hebammen von dieser Schließung betroffen. Das Pflegepersonal hat ein Angebot erhalten, in Erlabrunn bleiben zu können, hieß es aus der Geschäftsführung. Ärzte und Hebammen könnten sich an den beiden anderen Kliniken im Erzgebirge bewerben.

Andreas Rook und Gäste im Studio in Dresden. 60 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
60 min

Fakt ist! Mo 28.08.2023 22:10Uhr 60:18 min

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Bis zu 40 Minuten Fahrtzeit

Ambulante Behandlungen für Frauen werden weiterhin im Medizinischen Versorgungszentrum der Kliniken Erlabrunn angeboten. Frauen aus den umliegenden Regionen müssen ab 2024 einen längeren Weg in Kauf nehmen, etwa zu den Kliniken in Aue oder Annaberg-Buchholz. "Wir haben das mit dem Ministerium abgesprochen", sagt Fisch. "Die Fahrtzeiten betragen nicht über 40 Minuten und das ist durchaus auch aus rechtlicher und versorgungsplanerischer Sicht machbar und in Ordnung."

In der Region will man die Schließung aber nicht so ohne weiteres akzeptieren. Im Internet läuft eine Petition für den Erhalt der Frauenklinik. Diese fand bereits rund 3.500 Unterstützer (Stand 15.9.2023, 16:30 Uhr).

MDR (ali/mkr)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 15. September 2023 | 06:30 Uhr

Mehr aus Annaberg, Aue und Schwarzenberg

Mehr aus Sachsen