Archäologie Freiberg: Historischer Schuh bei Ausgrabungen gefunden
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02. Oktober 2023, 17:37 Uhr
Wenn in Freiberg Erdarbeiten anstehen, sind meistens auch die Archäologen gefragt. Denn in der mehr als 900-jährigen Geschichte der Stadt hat sich so einiges angesammelt, was verschüttet wurde und nun wieder zum Vorschein kommt. Reste eines Schuhs aus dem 14. Jahrhundert können den Archäologen auch einiges erzählen.
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- Archäologen haben in Freiberg Reste eines 600 Jahre alten Schuhs gefunden.
- Die Ausgrabungen haben den Bau einer modernen Wasserleitung begleitet.
- Die Restaurierung der Lederreste ist sehr aufwändig.
In Freiberg haben Archäologen einen ganz besonderen Fund gemacht. Bei Grabungen in der dortigen Pfarrgasse stießen sie auf Reste eines Schuhs aus dem 14. Jahrhundert. Solche organischen Funde seien sehr selten, sagt Christoph Heiermann, der Pressesprecher des sächsischen Landesamtes für Archäologie.
"Leder und Stoffreste halten sich normalerweise nicht über die Jahrhunderte." Es sei Zufall, dass sie in einem ganz bestimmten Erdmilieu überdauern könnten. "Dazu bedarf es Nässe und Luftabschluss. Das haben wir hier in Freiberg angetroffen."
Moderne trifft Mittelalter
Die Grabungen in der Pfarrgasse seien als sogenannte Beigrabung erfolgt, weil dort gerade Leitungen verlegt würden, sagt Heiermann. "Vermutlich hat sich dort in früheren Jahrhunderten ein kleines Gewässer befunden, ein kleiner Teich oder ein kleines Bächlein." Daher sei dort das Erdreich sehr feucht.
Schuh wurde vermutlich entsorgt
Heiermann kann nur vermuten, wie der Schuh in die Pfarrgasse gelangt ist. "Möglicherweise hat im 14. Jahrhundert jemand einen durchgelaufenen Schuh dort hineingeworfen." Rückschlüsse auf das Alter der Fragmente habe man durch entsprechende Keramikfunde in unmittelbarer Nähe ziehen können.
Restaurierung der Lederreste ist aufwändig
Der Fund wurde inzwischen nach Dresden gebracht. Dort sollen die Lederreste weiter untersucht werden. "Wir werden jetzt versuchen, diese Lederreste vom Deckleder des Schuhs haltbar zu machen", sagt Heiermann. Gegenwärtig würden sie noch im Wasser liegen.
"Sie dürfen keinesfalls getrocknet werden, weil sie sonst zerfallen." Experten würden dann versuchen, den Schuh in seiner ursprünglichen Form zu rekonstruieren. "Allerdings wird man keinerlei Rückschlüsse auf ein bestimmtes Individuum ziehen können." Allenfalls sei es möglich, die Schuhgröße zu bestimmen und daraus Rückschlüsse auf die Trägerin oder den Träger zu ziehen.
Wann mit Ergebnissen dieser aufwändigen Untersuchungen zu rechnen ist, dazu gibt es noch keine Angaben.
MDR (tfr/bdö)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 02. Oktober 2023 | 18:30 Uhr