Teilnehmer einer Demokratie-Demo in Dresden
Hunderte Menschen haben sich dem Demonstrationszug angeschlossen, der sich vom Albertplatz in der Dresdner Neustadt Richtung Altmarkt bewegte. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Vor Kommunal- und Europawahlen Tausende demonstrieren in Dresden für Demokratie

25. Mai 2024, 21:16 Uhr

Die Sorge um die Demokratie wächst auch in Sachsen. In Dresden sind deshalb mehr als 2.000 Menschen am Sonnabend auf die Straße gegangen. Nach einem Sternmarsch gab es auf dem Altmarkt ein Bühnenprogramm, auf dem unter anderem Bosse und Banda Comunale auftraten. Uni-Rektorin Ursula Staudinger und Schauspieler Götz Schubert sprachen mahnende Worte.

Zwei Wochen vor den Kommunal- und Europawahlen in Sachsen sind in Dresden tausende Menschen für Demokratie und Zusammenhalt auf die Straße gegangen. Sie folgten einem Aufruf des Bündnisses Weltoffenes Dresden und rund 60 Wissenschafts- und Kultureinrichtungen, das ein "starkes Zeichen für Respekt, Vielfalt und Weltoffenheit" setzen wollte.

Die Freiheit von Wissenschaft und Kunst sei "grundlegend für eine Gesellschaft, die die großen Herausforderungen unserer Zeit bewältigen will", hieß es im Vorfeld. An der Demonstration beteiligten sich laut Veranstalter rund 2.000 Menschen.

Bosse, Banda Comunale und Dresdner Sinfoniker auf der Bühne

Die Teilnehmer, unter ihnen auch viele hier ansässige Wissenschaftler aus dem In- und Ausland, zogen mit einem Sternmarsch in Richtung Innenstadt. Unter dem Motto "Gemeinsam für Demokratie" gab es auf dem Altmarkt ein Bühnenprogramm, auf dem unter anderem die Dresdner Sinfoniker, der Hamburger Musiker Bosse und das Dresdner Bläserensemble Banda Comunale auftraten.

Uni-Rektorin Staudinger: Demokratie ist eine Lebensweise

Die Rektorin der Technischen Universität Dresden, Ursula Staudinger, sagte in ihrer Rede, sie freue sich, so viele Menschen in Dresden auf dem Altmarkt, einem der stärksten Wissenschaftsstandorte in Deutschland, zu sehen. "Wir müssen diese Sprachlosigkeit bei unseren Meinungsunterschieden überwinden", sagte Staudinger. "Wir müssen uns dagegenstellen, wenn die Demokratie unterhöhlt wird."

Demokratiekundgebung Dresden - Blick auf die Bühne
Uni-Rektorin Ursula Staudinger warb in ihrer Rede auf dem Dresdner Altmarkt eindringlich dafür, die Demokratie zu schützen. Bildrechte: MDR/Philipp Brendel

Der Januar - an dem das Recherche-Netzwerk Correctiv das Geheimtreffen von Potsdam aufdeckte - dürfe nicht vergessen werden. "Wissenschaft und Kultur helfen, die Probleme unserer Zeit zu lösen". Es gehe darum, sich entschieden gegen Rassismus und Intoleranz zu stellen, betonte Staudinger. "Wir müssen uns jeden Tag für Demokratie einsetzen. Demokratie ist eine Lebensweise."

Das Bündnis Weltoffenes Dresden ist ein 2014 gegründeter, offener Zusammenschluss von Kulturinstitutionen.

Schauspieler Götz Schubert wirbt fürs Wählengehen

Auf der Bühne sprach auch der Schauspieler Götz Schubert, bekannt unter anderem aus "Der Turm" oder der Krimi-Serie "Wolfsland". Der gebürtige Pirnaer sagte: "Demokratie bedeutet Arbeit, Arbeit, Arbeit. Das kann anstrengend sein, aber auch sehr schön." Er habe 26 Jahre in der DDR gelebt und von den Menschen während der Friedlichen Revolution gelernt, was Demokratie wirklich bedeutet. "Das Volk hat die Demokratie wieder in die Hand genommen." Er wünsche sich, dass jeder sein Wahlrecht wahrnimmt. "Gerade auch bei der Europawahl wird das immer wichtiger", sagte Schubert.

Sorge um Demokratie wächst auch in Sachsen

Angesichts der politischen Lage machen sich auch zahlreiche Menschen, Vereine und Institutionen in Sachsen Sorgen um die Demokratie. So berichtete ein Lehrer aus Radebeul anlässlich des 75. Geburtstages des Grundgesetzes in dieser Woche, dass er auch in seiner Schule einen erschreckenden Rechtsruck beobachtet. Der Dresdner Politikwissenschaftler Hans Vorländer forderte jüngst, wachsam zu bleiben. Rechtspopulisten stellten die Demokratie an sich in Frage und schwächen somit das System.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Frank Richter kritisierte in einem Gespräch mit MDR Kultur, dass das Grundgesetz nichts Ostdeutsches enthalte – obwohl die Menschen in der DDR einen größeren Beitrag zur Demokratie geleistet hätten als jene im Westen.

MDR (dkö/sth/phb)/epd

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 25. Mai 2024 | 19:00 Uhr

78 Kommentare

Britta.Weber vor 2 Wochen

Noch einige Sätze zum Artikel:
- Die Unirektorin mit markigen gratismutigen Sätzen gegen Rassismus, aber kein Wort zu den schlimmen antisemitischen Vorfällen an deutschen und an internationalen Unis.
- Suzanne aus UK will etwas dagegen tun, dass sich nichteuropäische Menschen hier nicht gut fühlen. Ob sie weiß, dass über 60% der Bürgergeldempfänger keinen deutschen Pass haben oder dass um die 4 Millionen Nichtreuropäer seit 2015 nach Deutschland gekommen sind, um Schutz zu suchen? Warum wohl sind die nichteuropäischen Menschen nicht nach Ägypten, Polen, Bulgarien, Thailand, Marokko oder Indien gegangen (all diese Länder liegen näher)? Ein guter Reporter hätten Suzanne diese Frage gestellt.
- Auf dem Bild ist keine einzige deutsche Fahne zu sehen, sicher nur ein Versehen oder? Oder sind die Teilnehmer nicht stolz auf unser Heimatland?

AlexLeipzig vor 2 Wochen

Solche simplifizierenden Aussagen treffe ich nicht, Schwarzinger. Präzisieren Sie "die Probleme" und dann können wir die verschiedenen Rezepte der Parteien diskutieren.

AlexLeipzig vor 2 Wochen

Ihr Verweis auf den Amtseid ist doch an Oberflächlichkeit nicht zu überbieten, Schwarzinger: wer hat denn wann und womit gegen einen Amtseid verstoßen? Und damit eben eine in weiten Teilen rechtsextreme Partei wie die Afd nicht erst zu großem Schaden führt, darf sie erst gar keine Macht erlangen. Aber auch in der Opposition führt die Afd schon zu gewissem Schaden, wie man an den gesellschaftlichen Verhältnissen erkennen kann: durch Hetze, Falschbehauptungen und Verunglimpfungen befördert diese Partei die gesellschaftliche Spaltung, und auch das ist bereits eine erhebliche Schädigung der Demokratie.

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