Juwelendiebstahl Angeklagter im Prozess Grünes Gewölbe: "Es gab keinen Auftraggeber"
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04. Februar 2023, 09:24 Uhr
Im Januar haben einige Angeklagte im Prozess um den Dresdner Juwelendiebstahl eine Beteiligung an dem Einbruch ins Grüne Gewölbe gestanden. Für in Aussicht stehende mildere Strafrahmen müssen sie auch Fragen beantworten - das verzögert nun das Verfahren.
Die historischen Juwelen aus Diamanten und Brillanten sind nach Angaben eines Angeklagten nicht auf Anweisung aus dem Dresdner Grünen Gewölbe gestohlen worden. "Es gab keinen Auftraggeber", gab Rabieh Remo, der älteste Angeklagte, am Freitag im Prozess wegen des Einbruchs am Landgericht auf die entsprechende Frage der Staatsanwaltschaft an.
Grundsätzlich sei die Verkäuflichkeit des Schmucks als gut eingeschätzt worden, es habe Personen im Hintergrund gegeben, die angeboten hätten, sich um dessen Verwertung zu kümmern.
Vier weitere Verhandlungstermine vereinbart, mühsames Prozedere
Die Befragung ist Teil der zwischen Gericht, Verteidigung und Staatsanwaltschaft geschlossenen Verständigung. Das Prozedere verzögert jedoch das Verfahren. Die Strafkammer bestimmte daher noch vier Verhandlungstermine im März - und appellierte an die Verteidigung, diese möglich zu machen.
"Das Prozedere ist mühsam und quälend", berichtet MDR-Reporterin Heike Römer-Menschel. "Die Pausen mitunter länger als die Prozessparts." Nachdem die Verteidiger monierten, dass die Fragen auf eine umfassende Aufklärung der Tat abzielen und das nicht verabredet gewesen sei, bittet auch der Richter die Staatsanwaltschaft, sich auf Fragen zu den anwesenden Angeklagten zu konzentrieren. Der Prozess wurde für 30 Minuten unterbrochen, der Richter bat alle Verteidiger und die Staatsanwälte in sein Zimmer. "Danach wurde ins Protokoll aufgenommen, dass man über den organisatorischen Ablauf der weiteren Befragung sprach aber keinen Konsens erzielte", so Heike Römer-Menschel.
Rabieh Remo: "Es sollte ein Blitzeinbruch sein. Rein-Raus"
Der Tatplan habe bereits gestanden, als er von einem ebenfalls angeklagten 26-Jährigen angesprochen und gefragt wurde, ob er mitmachen wolle, erklärte Rabieh Remo am Freitag über seine beiden Verteidiger. Er sei von diesem und zwei nicht angeklagten Mittätern eingeweiht worden. "Es ging schon konkret um die Sachen, die dann gestohlen wurden." Die Frage, ob der Plan Schuss- oder andere Waffen vorsah, verneinte er. Um das Risiko habe man sich keine weiteren Gedanken gemacht. "Es sollte ein Blitzeinbruch sein. Rein-Raus."
Anwälte stellen Summe der Schadenersatzforderungen in Frage
Zum Auftakt des Verhandlungstages beantragte die Verteidigung, dass in dem Prozess nicht über den Schadenersatz entschieden wird. Einer der Anwälte kritisierte die im entsprechenden Adhäsionsantrag des Freistaates genannten Anspruchssummen. Er argumentierte, der Diebstahl sei durch die für Gegenstände von erheblichen Wert nicht ausreichend gesicherten Ausstellungsvitrinen begünstigt worden. Diese seien auch nicht in den ursprünglichen Zustand versetzt, sondern komplett erneuert und ertüchtigt worden. Beansprucht werden dürften aber nur Reparaturkosten, um den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen.
Zudem wird die aufgerufene Summe für Beschädigungen am Museum von knapp 316.000 Euro ebenso bestritten wie der Schaden bezüglich der gestohlenen Schmuckstücke. Auch der angegebene Wert der zurückgegebenen Objekte mit nur knapp 43 Millionen Euro, der Beschädigungen in Höhe von fast 25,6 Millionen Euro und des noch fehlenden Schmucks von über 51,3 Millionen Euro seien nicht nachweisbar belegt, sagte der Verteidiger. Da auch Versicherungswerte nicht objektiv seien, könne das Gericht sich im Rahmen einer Schätzung nur auf Spekulation stützen.
Prozess wird am 10. Februar fortgesetzt
Der Kunstdiebstahl aus dem Grünen Gewölbe am 25. November 2019 gilt als einer der spektakulärsten in Deutschland. Laut Anklage erbeuteten die Täter 21 Schmuckstücke im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro und hinterließen mehr als eine Million Euro Schaden. Seit über einem Jahr müssen sich sechs junge Männer zwischen 23 und 29 Jahren verantworten.
Der Prozess wird am 10. Februar mit Befragung von Rabieh Remo fortgesetzt. Dabei werden jeweils mehrere Fragen gestellt, die die Anwälte außerhalb des Gerichtsaals mit ihm besprechen. Er ist der erste der vier Geständigen, die einem "Deal" zugestimmt hatten. Ein weiterer Angeklagter hatte sich nach ihnen auch überraschend erklärt.
MDR (dkö),dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport | 03. Februar 2023 | 18:00 Uhr
jb63 am 04.02.2023
"Nachdem die Verteidiger monierten, dass die Fragen auf eine umfassende Aufklärung der Tat abzielen und das nicht verabredet gewesen sei.."
Noch Fragen ? das ist Rechtsstaat oder eher arabischer Basar
Schenkendorf am 04.02.2023
Dieser Prozeß hätte nie stattfinden müssen. Die eher amateurhafte Sicherung von historischen, unersetzbaren Kunstobjekten, lud arabische Banden nicht das erste Mal ein. Den Verantwortlichen des Grünen Gewölbes, des Bodemuseums oder des Keltischen Museums rate ich, einmal die jährlich stattfindende Sicherheitsmesse in München zu besuchen, technisch endlich nach zurüsten(auch in den noch nicht heimgesuchten Kulturstätten) und ein professionelles Sicherheitskonzept zu entwickeln. Dazu gehört auch, landeseigene Sicherheitsfirmen zu gründen und
diese mit der Bewachung solcher unwiederbringlichen Schätze zu beauftragen. Mindestqualifikation der Mitarbeiter wäre die Fachkraft für Schutz und Sicherheit. Führungskräfte sind mindestens Meister dieser Branche oder haben Sicherheitsmanagement studiert. Dies bleibt aber Wunschdenken, weil in diesem Land immer alles schön billig sein muß und wir lieber mit dem Geld der Steuerzahler die Welt retten.
schnelle_Melle am 04.02.2023
Der kleine Bürger wird verhaftet, wenn er montags spazieren geht und hier geht die Justiz mit Schwerverbrechern ins Bett, lässt sich sagen, was zu machen ist, lässt sich erpressen. Und bezahlen tut es der Bürger. Das darf doch nicht wahr sein.