Inklusion The Saxonz aus Radebeul holen Menschen mit Behinderungen aufs Tanzparkett
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22. Oktober 2022, 20:22 Uhr
The Saxonz wollen ein Inklusionsprojekt starten und Menschen mit Behinderungen vom Breaken begeistern. "Wir bringen alle, die es wollen, aufs Tanzparkett", verspricht Tanztrainer Felix Roßberg. An diesem Wochenende geht es in Dresden los.
Die Breakdance-Crew The Saxonz und ihr Verein, "84'TIL - Zentrum für urbane Kultur", organisieren Tanz- und Bewegungsangebote für Menschen mit Behinderungen. Saxonz-Mitbegründer Felix Roßberg sagte, an diesem Wochenende gehe es in den Räumen des Romain-Rolland-Gymnasiums Dresden und im Jugendzentrum der Trinitatiskirche los. Am Rande der sächsischen Breaking-Meisterschaften "East 22" und der inzwischen 16. Auflage des offenen XXL-Trainings sollen spezielle Workshops für Menschen mit Behinderungen angeboten werden - gemeinsam mit Tänzerinnen und Tänzern ohne Einschränkungen.
Tanztrainer Roßberg: Alle können mitmachen
Der ausgebildete Physiotherapeut Roßberg betont, bei den Saxonz werde Inklusion schon immer gelebt. "Für uns sind alle gleich, jeder kann mitmachen." Fest zum Landeskader mit den besten sächsischen Breakerinnen und Breakern gehört ein Jugendlicher, der von Geburt an eine Hand nur eingeschränkt nutzen kann.
Für uns sind alle gleich, jede und jeder kann mitmachen.
Dennoch beobachtet Roßberg, dass es für Menschen mit Behinderung offenbar eine gewisse Hemmschwelle zu überwinden gibt, bevor diese sich im Breaken ausprobieren. Zurückhaltung oder Verunsicherung seien allerdings unnötig.
Saxonz wollen alle Interessierten integrieren
"Ob mit körperlichen oder geistigen Behinderungen - wir finden für jeden eine Möglichkeit, sich zu beteiligen und Spaß zu haben", versichert Roßberg. Auch Menschen im Rollstuhl könnten in Breaking-Choreographien integriert werden. Er selbst hat Erfahrung und in der Vergangenheit bereits Tanz-Kurse für Jugendliche und Kinder mit Behinderungen im Landkreis Meißen angeboten. Eigentlich wolle er aber seine Trainingsgruppen gar nicht in Menschen mit und ohne Einschränkungen aufteilen.
Neue Kurse starten nach den Herbstferien
Nach den Herbstferien soll es dennoch im Kinder- und Jugendhaus Emmers in Dresden-Pieschen spezielle Trainingseinheiten für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen geben. Sie sollen sich "ungezwungen ausprobieren können und in Ruhe entscheiden, ob Breaking ihr Ding ist". Wer möchte, könne aber sofort in die regulären Kurse wechseln.
Bereits Ende November soll es die nächste barrierefreie Veranstaltung "Radebrooklyn" geben und die Subkultur des Breaking aus Brooklyn/New York in Radebeul noch bekannter werden.
Saxonz weltweit in Breaking-Szene vernetzt
Die Tänzerinnen und Tänzer der Saxonz sind weltweit vernetzt und holen regelmäßig Breakerinnen und Breaker aus dem Ausland nach Sachsen. Das solle auch bei den Inklusionsprojekten wieder so sein. Es bestehe Kontakt zur professionellen Dance-Crew "ILL-Abilities", deren Mitglieder bei Auftritten auf der ganzen Welt beweisen, dass man auch mit Beeinträchtigungen beim Breaken die Schwerkraft scheinbar außer Kraft setzen kann. Am Sonnabend und Sonntag ist beispielsweise BBoy Haiper aus Frankreich in Dresden zu erleben, der im Nationalteam in seiner Heimat aktiv ist.
Landestanzsportverband lobt Vorreiterrolle der Saxonz
Der Landestanzsportverband Sachsen lobt das Engagment der Saxonz. Katrin Havekost vom Vorstand sagte, im Verband sei man bei der Integration von Menschen mit Behinderungen noch am Anfang. "Da braucht man nichts Schönreden. Es gibt bislang nur wenige Vereine mit Erfahrungen auf diesem Gebiet."
Havekost rät allen Interessierten, sich direkt an Vereine oder den Tanzsportverband zu wenden. Sie stimmt den Saxonz zu, für nahezu alle Menschen gibt es Möglichkeiten zum Tanzen. Wichtig sei aber, dass Trainerinnen und Trainer speziell ausgebildet seien. Dass der Tanzsport bei Wettkämpfen strengen Regeln unterliege, ist für Katrin Havekost kein Problem. Sie ist überzeugt, man könne Regularien für Menschen mit Einschränkungen anpassen. Aber auch sie hat die Erfahrung gemacht, dass Tanzen für viele Menschen mit Einschränkungen oft mit dem Überwinden einer Hemmschwelle verbunden ist.
Behindertenverband empfiehlt gezielte Werbung
Der Allgemeine Behindertenverband in Deutschland für den Freistaat Sachsen begrüßt das Engagement der Saxonz. Mit Musik und Tanz bekomme man alle, sagte eine Mitarbeiterin auf Anfrage. Sie rät den Saxonz, den Beauftragten für Menschen mit Behinderung der Stadt Dresden auf ihr Angebot hinzuweisen, ihm einen Flyer zu schicken und ihn zu bitten, das Angebot entsprechend seiner Möglichkeiten an Kontakt- und Beratungsstellen, Vereine und auch Einzelpersonen weiterzuleiten. Außerdem seien ortsansässige Lebenshilfen eine gute Anlaufstelle.
Das Programm der Saxonz am Wochenende in Dresden
- Sonnabend: 12 bis 17 Uhr
XXL-Training im Romain-Rolland-Gymnasium
- Sonnabend: 19 Uhr
East 22 - Landesfinale der sächsischen Breaking-Meisterschaften in der Trinitatiskirche
- Sonntag: 11 Uhr
Workshop für Menschen mit und ohne Behinderung im Romain-Rolland-Gymnasium
MDR (lam)