Forschung Meteoriten-Sichtung: Wissenschaftler vermuten Einschlag bei Torgau

22. Februar 2023, 09:20 Uhr

Diese Nachricht hat eingeschlagen, wie ein kleiner Meteorit: In Audenhain bei Torgau ist ein Gruß aus dem All niedergegangen und niemand hat es bemerkt, außer ein paar Wissenschaftlern in Prag. Die haben die Flugbahn des winzigen Meteoriten verfolgt und berechnet. Sie sind sich sicher, dass irgendwo in Audenhain ein kleiner Weltraumstein liegt.

Es passiert nur ein, zweimal im Jahr, dass Meteoriten auf unseren Planeten treffen. Sie verglühen dann nicht völlig in der Atmosphäre, sondern erreichen die Erdoberfläche - zumindest Reste davon. Vor knapp zwei Wochen soll ein Meteorit in Audenhain bei Torgau eingeschlagen sein. Das ergaben Berechnungen tschechischer Wissenschaftler. Groß sei der Meteorit bei seinem Einschlag wohl nicht mehr gewesen, sagt Dieter Heinlein vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt Berlin. Vergleichbare Meteoriten seien zwischen 1 Gramm und 50 Gramm schwer, erklärt der Meteoritenexperte: "Die Größe der Stücke liegt zwischen einer Erbse und einer Walnuss oder kleinen Apfelsine."

Die Größe der Stücke liegt zwischen einer Erbse und einer Walnuss oder kleinen Apfelsine.

Dieter Heinlein Forscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Weil die Meteorite äußerlich verbrennen, hätten sie außen eine Schmelzkruste, so Heinlein: "Solche Meteorite sind schwerer als ein Stein in vergleichbarer Größe." Zwei Experten des Luft- und Raumfahrtzentrums seien schon in Audenhain gewesen und hätten Straßen, Wege und Felder nach den kleinen Steinchen abgesucht. Gefunden hätten sie nichts, sagt Heinlein: "Jetzt wäre interessant, ob jemand auf seinem Privatgelände einen verdächtigen schwarz verkrusteten Stein sieht."

Tschechische Wissenschaftler entdecken Leuchtbahn

Dass der Meteoriteneinschlag überhaupt bekannt wurde, ist tschechischen Wissenschaftlern und Spezialkameras zu verdanken. Der Prager Astronom Pavel Spurny entdeckte den Meteoriten. Der kosmische Körper sei mit einem ursprünglichen Gewicht von circa 16 Kilogramm bei einer Geschwindigkeit von circa 45.000 Kilometern pro Stunde kurz nach Mitternacht zwischen dem 8. und 9. Februar in die Erdatmosphäre eingedrungen, teilte Spurny mit.

Der kosmische Körper hatte Spurny zufolge eine über 60 Kilometer lange Leuchtbahn am Himmel hinterlassen. Der Meteorit habe in nur 5,3 Sekunden den größten Teil seiner Masse verloren. Auch Astronom Spurny geht davon aus, dass mehrere kleinere Fragmente den Erdboden erreicht haben könnten. Spurnys Berechnungen zufolge sind diese Bruchstücke in Audenhain mit einer Geschwindigkeit eines Hagelkorns aufgeschlagen.

Viele Dorfbewohner suchen nach Steinchen

Und sind die Audenhainer bisher fündig geworden? Wie Ortsvorsteher Lothar Haupt erklärt, suchen zwar viele Dorfbewohner, doch gefunden hat noch niemand etwas. Im Bäckersladen war der Meteoriteneinschlag laut einem MDR-Reporter das große Dorfgespräch. "Wir müssen mal nachschauen, vielleicht verdient man was dran", sagte die Bäckereiverkäuferin mit breitem Grinsen.

Eine andere Dorfbewohnerin habe sogar eine E-Mail aus Hamburg wegen des Meteoriten erhalten: "Meine Schwester aus Hamburg hat mir die Nachricht von dem Meteoriten in Audenhain übermittelt." Doch gefunden habe auch sie bisher in ihrem Garten nichts. Der Finder dürfe den Meteoriten übrigens behalten, erklärt Meteoriten-Experte Dieter Heinlein. Allerdings würden die Wissenschaftler das Steinchen vorher gerne untersuchen.

MDR (phb/idi/Dirk Hentze)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 21. Februar 2023 | 16:30 Uhr

Mehr aus Torgau, Halle und Wittenberg

Mehr aus Sachsen