Gefahr im Wald Warme Winter - viele Zecken im Frühjahr

19. März 2024, 20:20 Uhr

Mit den ersten warmen Tagen kriechen auch die Zecken wieder durchs Unterholz. Die Leipziger Tierärztin Lara Maas erforscht die Spinnentiere in einem Waldstück beim Doberschützer Ortsteil Battaune. Die Dübener Heide ist beliebt bei Zecken, denn die Heidelbeersträucher sind Nahrungsquelle für Nagetiere wie Mäuse. Diese wiederum sind Wirtstiere für Zecken im Larvenstadium.

Nagetiere tragen das FSME-Virus oftmals in sich und geben es an die Zecken weiter, die sich von ihrem Blut ernähren. Diese übertragen das FSME-Virus dann auf den Menschen.

Population wächst

Lara Maas läuft durch den Wald und zieht dabei ein großes weißes Tuch hinter sich her. Schon nach wenigen Minuten kleben etwa 50 Tiere an dem Stoff. Für Anfang März seien das ungewöhnlich viele Tiere, sagt die Forscherin. Den Grund sehe sie im milden Winter. Es brauche Temperaturen von minus zehn Grad über mehrere Wochen hinweg, um die Tiere zuverlässig abzutöten. Doch solche Winter sind in den vergangenen Jahren selten.

Hier in der Dübener Heide findet Maas vor allem die Auwaldzecke. Sie ist vergleichsweise groß. Schon mit bloßem Auge lässt sich das Leopard-ähnliche Muster auf ihrem Schild am Rücken erkennen. Bei Männchen bedeckt es den ganzen Körper und bei Weibchen nur den vorderen Teil.

Eingeschleppte Arten

Auf Safaris finden Forscher in letzter Zeit auch immer wieder Zeckenarten, die ursprünglich hier nicht heimisch sind. Sie werden beispielsweise von Zugvögeln eingeschleppt und sind überaus gefährlich.

Während wir die heimischen Zecken an uns finden, weil wir sie an Gräsern oder Blättern abgestreift haben, sind eingeschleppte Arten selbst aktiv und jagen ihren Wirt. Sie nehmen dessen Reize auf und verfolgen ihn mehrere hundert Meter, wie der Leipziger Professor für Epidemiologie an der Universität Leipzig, Martin Pfeffer, erklärt. Eine dieser aus den Tropen stammenden Arten heißt Hyalomma.

Jagdzecke Hyalomma
Die Hyalomma-Zecke kommt aus den Tropen und wurde auch schon in Deutschland gesehen. Sie sucht aktiv einen Wirt und kann tödliche Krankheiten übertragen. Bildrechte: Universität Hohenheim / Marco Drehmann

Hyalomma-Zecken Hyalomma-Zecken sind bis zu fünf Mal größer als die heimischen sogenannten Holzböcke. Ihr Name bedeutet "Glasauge" und ist Programm. Sie können sehen und auch hören. Als aktive Jäger bewegen sie sich sehr schnell und verfolgen ihr Opfer mehrere hundert Meter weit. Forscher der Universität Hohenheim berichten, dass diese Zecken besonders Pferde befallen. Auf Menschen übertragen sie neben den bekannten Krankheiten FSME und Borreliose unter anderem auch das hochgefährliche Krim-Kongo-Hämorrhagisches Fieber, das auch tödlich verlaufen kann. SACHSENSPIEGEL/Universität Hohenheim

Schutz beim Spazieren und Wandern

Beim Rundgang in der Dübener Heide hat Tierärztin Lara Maas keine tropische Zeckenart gefunden. Aufgrund der großen Anzahl an Tieren rät sie aber zu heller Kleidung beim Waldspaziergang und festen, geschlossenen Schuhen. Empfehlenswert ist auch, sich zu Hause abzusuchen und immer eine Zeckenzange im Haus zu haben.

Zum Schutz vor einer FSME-Erkrankung raten die Forscherinnen zur Impfung. Für Hunde empfehlen sie ganzjährigen Zeckenschutz, auch in Städten wie Leipzig. Fast ganz Sachsen zählt laut Robert-Koch-Institut zu den FSME-Risikogebieten, Leipzig und der Landkreis Nordsachsen, in dem Doberschütz liegt, jedoch bisher nicht.

MDR (gri)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 18. März 2024 | 19:00 Uhr

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