Landgericht Leipzig
Eine Frau aus Ungarn muss sich am Landgericht Leipzig wegen Mordes verantworten. (Archivbild) Bildrechte: imago/PicturePoint

Landgericht Leipzig Prozess Baby-Mord von Wurzen: Angeklagte bestreitet Tötung

19. August 2022, 15:30 Uhr

Neun Monate nach dem Fund eines toten Säuglings in Wurzen hat die angeklagte Mutter zum Prozessauftakt die Tat bestritten. So sagte die 33-Jährige am Freitag aus, das Kind sei ihr in der von ihr bewohnten Gemeinschaftsunterkunft entrissen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft der Angeklagten Mord aus niedrigen Beweggründen vor.

Am Landgericht Leipzig hat die angeklagte Mutter die Tötung ihres Säuglings bestritten. Laut Deutsche Presse Agentur dpa sagte die Angeklagte zum Prozessauftakt am Freitag aus. Demnach hatte sie das Baby auf der Toilette einer Gemeinschaftsunterkunft für Arbeiter in Wurzen überraschend bekommen. Von der Schwangerschaft habe sie nichts gewusst. Nach einer kurzen Phase von starken Krämpfen und Durchfall sei dann plötzlich das Baby gekommen, sagte die sechsfache Mutter vor Gericht aus. Unter Tränen beschrieb sie, damals unter Schock gestanden zu haben. Sie sei gestürzt, und als ihr daraufhin schwarz vor Augen geworden sei, habe ein Mann ihr das Kind entrissen. Nach der Bewusstlosigkeit habe sie an einen Traum geglaubt.

Richter bezweifelt Wahrheitsgehalt

Der Vorsitzende Richter hält die Aussage der Angeklagten für kaum glaubhaft. "Es liegen Hinweise vor, dass Sie von der Schwangerschaft gewusst haben, diese aber vor Ihrem Umfeld verheimlicht haben", entgegnete der Richter.

Baby soll "Störfaktor" gewesen ein

Die Staatsanwaltschaft wirft der Ungarin Mord aus niedrigen Beweggründen vor. Demnach soll die Mutter den Säugling getötet haben, weil sie ihn als Störfaktor für ihre Lebensplanung betrachtet habe. Die Angeklagte war einige Monate zuvor von Ungarn nach Deutschland gekommen, um in einer Fabrik zu arbeiten. Die Tat soll zwischen Ende Oktober und Mitte November passiert sein.

Totes Baby im Gefrierschrank aufbewahrt

Laut Anklage soll die Frau das Baby im Badezimmer ihrer Wohnung geboren haben. Anschließend habe sie es getötet und im Gefrierfach versteckt. Es wurde entdeckt, weil sich ein anderer Mann in der Wohnunterkunft einen größeren Kühlschrank gekauft hatte und deshalb seine Lebensmittel umpacken wollte.

Kind bei Polizeieinsatz entdeckt

Der tote Junge war dann am 10. November von der Polizei in der Wohnung in Wurzen gefunden worden. Die Obduktion des Kindes hatte ergeben, dass das Kind lebensfähig geboren und zu einem noch nicht genau feststellbaren Zeitpunkt nach der Geburt getötet worden war.

Das Gericht hat weitere acht Termine bis Mitte November angesetzt.

dpa,MDR (Oliver Leiste), nk

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten aus dem Regionalstudio Leipzig | 19. August 2022 | 13:30 Uhr

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