Zwei Männer stehen auf einer Bühne und spielen Theater
Unterhielten 32 Jahre lang ihr Publikum – der Leipziger Thorsten Wolf (rechts im Bild) und sein Team von der "Leipziger Funzel" Bildrechte: picture-alliance/ ZB | Thomas Schulze

Theaterdirektor Thorsten Wolf "Kabarett neu denken": Warum die "Leipziger Funzel" schließt

05. September 2023, 16:41 Uhr

Das Leipziger Kabarett "Die Funzel" schließt nach 32 Jahren. Der Direktor Thorsten Wolf begründet die Entscheidung mit einem extremen Kulturwandel. Man müsse das Kabarett komplett neu denken, um ein jüngeres Publikum zu erreichen.

Das traditionelle Leipziger Kabarett "Die Funzel" schließt nach 32 Jahren. "Die nächste Generation ist dran", erklärte Theaterdirektor Thorsten Wolf die Entscheidung bei MDR KULTUR. Die Gesellschaft und das Publikum habe sich durch die Corona-Pandemie so stark verändert, dass "man das Kabarett komplett neu denken" müsse.

Wir sind einem extremen Kulturwandel ausgesetzt. Man muss Kabarett heutzutage anders betrachten als vielleicht noch vor zehn Jahren.

Thorsten Wolf, Theaterdirektor

Das junge Publikum sei geprägt durch Internet und Social Media und entscheide sehr spontan, ob es Veranstaltungen besuche. "Ich möchte jetzt nicht noch einen Youtube-Kanal aufmachen als fast 60-Jähriger", so der Funzel-Direktor. "Da müsste ich mich so verbiegen. Da habe ich doch das große Glück meines Alters zu sagen, kommt, wir hören auf." Es sei nun die Aufgabe der nächsten Generation, neue Kulturaspekte zu setzen und neue Kulturformen zu entwickeln.

Völlig neues Konzept für Kabarett nötig

Um ein jüngeres Publikum zu erreichen, müsste aus der Sicht des Theaterdirektors ein völlig neues Konzept für das Kabarett entwickelt werden. Dagegen habe sich das Team der "Funzel" bewusst entschieden: "Wir wollen mit unserem Konzept enden, mit dem wir angefangen haben", so Wolf. Das Durchschnittsalter im Ensemble betrage 62 Jahre, das Publikum sei weit aus älter. "Wir sterben theoretisch mit unserem Publikum aus". Auch die Autoren, die für sein Kabarett geschrieben hätten, gäbe es kaum noch. Deswegen sei es an der Zeit, Platz zu machen für die nächsten.

Die endgültige Entscheidung, "Die Funzel" zu schließen, habe er getroffen, "weil sich die Kulturlandschaft und die Kultur verändert." Inzwischen seien Comedy und Slapstick angesagter als Kabarett. "Die Leute wollen lachen, Spaß haben, aber nicht unbedingt sehr viel denken müssen". Außerdem sei ein Neuanfang nicht ohne Gastronomie möglich: "Dinner-Shows werden überleben, Varietés werden überleben, aber klassische Privattheater, wo der Hauptschwerpunkt die Kultur und das Programm ist, werden es sehr schwer haben."

Quelle: MDR KULTUR (Annett Mautner), Redaktionelle Bearbeitung: vp

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 05. September 2023 | 12:10 Uhr

Mehr aus der Region Leipzig

Mehr aus Sachsen

Menschen in einem Labyrinth. 2 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Eine leehrstehende Industriehalle steht in Flammen. 2 min
Bildrechte: Audiovision Chemnitz
2 min 10.05.2024 | 18:00 Uhr

Großbrand Dresden, Drogenunfälle, Talsperre Pöhl - Drei Themen vom 10. Mai. Das SachsenUpdate kurz und knackig. Präsentiert von Christine Pesch.

MDR SACHSEN Fr 10.05.2024 18:51Uhr 01:46 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/video-brand-dresden-drogenunfaelle-poehl-sachsenupdate104.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video