Löwenkater Majo und Löwin Kigali im Zoo Leipzig.
Der acht Jahre alte Löwe Majo ist Anfang Mai gestorben. Eine genaue Ursache sei nicht festzustellen gewesen, teilte der Zoo mit. Löwin Kigali brachte vor wenigen Wochen ein Löwenbaby zur Welt, das wenige Tage später starb. Bildrechte: Zoo Leipzig

Öffentliche Debatte Zoo Leipzig bestätigt verstorbenes Jungtier von Löwin Kigali

23. Mai 2023, 17:32 Uhr

Im Moment läuft es für den Zoo Leipzig nicht so gut. Im öffentlichen Fokus stehen die jüngsten Ereignisse in der Löwen-Savanne. Dabei geht es nicht nur um die Personalie Jörg Gräser, sondern ein verstorbenes Jungtier von Löwin Kigali. Dieses räumte der Zoo erst auf Nachfrage ein. Ein ungewöhnliches Vorgehen.

Der Leipziger Zoo hat den Tod eines Löwenbabys der Löwin Kigali offiziell bestätigt. Wie der Zoo am Montag auf Anfrage von MDR SACHSEN mitteilte, war das Jungtier vor wenigen Wochen zur Welt gekommen. Dieses sei nicht lebensfähig gewesen, sagte Zoodirektor Jörg Junhold MDR SACHSEN. "Um weitere Schmerzen und Leid zu ersparen, mussten wir das Tier einschläfern", so Junhold. Zuvor hatte das Portal Tag24 darüber berichtet, dass es neben dem toten Löwenbaby noch weitere Totgeburten gegeben haben soll. Dazu machte der Zoo Leipzig gegenüber MDR SACHSEN keine weiteren Angaben.

Das Portal stellte die Totgeburten in Zusammenhang mit der Versetzung von Tierpfleger Jörg Gräser, der seit mehr als 30 Jahren für die Löwen-Pflege zuständig war. Dem Bericht zufolge soll es fachliche Auseinandersetzungen zwischen Gräser und der Bereichsleitung im Afrika-Revier gegeben haben, die sich um Fragen der Fütterung und der Zuchtbedingungen der Löwen zugetragen haben sollen. In deren Folge soll Gräser seine Funktion verloren haben. Auch dazu machte der Zoo keine Angaben.

Zoo-Reporter Dirk Hentze: Versetzung war nicht absehbar

Für Dirk Hentze, als Zoo-Reporter für MDR SACHSEN bestens mit dem Park vertraut, kam die Versetzung Gräsers überraschend. "Die Versetzung war keineswegs absehbar", so Hentze. "Ich meine - Löwenpapa - den Spitznamen hat Jörg Gräser nicht umsonst bekommen. Seit über 30 Jahren pflegt er die großen Raubkatzen und das sichtbar leidenschaftlich." Der Wechsel mute an, dass er weder Gräsers Idee noch sein Wunsch gewesen sei.

ETC-Podcast Gespräch zwischen Dirk Hentze und Jörg Gräser
Für seinen Podcast kommt Zoo-Reporter Dirk Hentze auch regelmäßig mit den Tierpflegern ins Gespräch, so wie auf diesem Foto mit Jörg Gräser. Bildrechte: Zoo Leipzig

Nicht-Bekanntgabe des verstorbenen Jungtieres ungewöhnlich

Dass der Tod des Löwenbabys von Löwin Kigali nicht gleich öffentlich mitgeteilt wurde, ist nach Beobachtung von Dirk Hentze ungewöhnlich. "Gerade bei den großen Charaktertieren, da gab es bisher nicht nur immer die guten, sondern auch die schlechten Nachrichten." So wurde etwa vor vier Jahren offiziell mitgeteilt, dass Löwin Kigali ihre Löwenjungen nach ihrem ersten Wurf tötete. Warum es dieses Mal nicht kommuniziert wurde, bleibt auch für Zoo-Kenner Hentze ein Rätsel.

Der Tierpfleger Jörg Gräser (r) zeigt Besuchern das am 02. Juli 2004 im Leipziger Zoo geborene Löwenbaby, das am gleichen Tag auf den Namen "Malik" getauft wurde.
Tierpfleger Jörg Gräser (rechts) im Jahr 2004 mit Löwenbaby "Malik". Für viele Jahre war der "Löwen-Papa" eng mit den Großraubtieren im Leipziger Zoo verbunden. (Archivfoto) Bildrechte: picture-alliance / ZB | Peter Endig

Zoo: Personalentscheidung nicht ins Detail kommunizieren

Die Versetzung Gräsers beschäftigt insbesondere seine Fans weiter. Tausende Menschen, die den sogenannten Löwen-Papa aus der MDR-Sendung "Elefant, Tiger & Co" kennen, fordern seine Rückkehr und unterschrieben dafür eine Petition.

Der Zoo Leipzig reagierte am Montag abermals auf seiner Facebook-Seite auf die anhaltende Diskussion. Man zeige Verständnis dafür, dass viele die Rückkehr des bekannten Tierpflegers wünschten. Doch die Personalie Gräser sei eine "betriebsinterne Entscheidung". Diese werde "nicht im Detail öffentlich kommuniziert, um betriebsinterne Angelegenheiten und Persönlichkeitsrechte zu wahren."

Auch Zoodirektor Junhold bat die Fans am Dienstag erneut um Zurückhaltung. Im Gespräch mit MDR SACHSEN sagte er, die Gerüchte würden ihn und die Mitarbeitenden betroffen machen. "Es gibt kaum einen Zoo, der die Tore so weit offen hat, wie wir. Es gibt aber betriebsinterne Entscheidungen und ich bitte um Verständnis, dass wir dazu nichts sagen können", so Junhold.

Revierwechsel nicht leichtfertig getroffen

Der Revierwechsel von Gräser in die Erlebniswelt Südamerika sei sorgfältig abgewogen worden, wie der Zoo Leipzig weiter über Facebook mitteilte. Dieser sei von den "Entscheidungsgremien nicht leichtfertig getroffen" worden. "Wir bedauern die Entwicklung und wissen, dass Jörg Gräser ein absoluter Sympathieträger ist." Der Personalwechsel sei "nach organisatorischen sowie sonstigen Belangen" erfolgt. Nähere Angaben machte der Zoo dazu nicht.

Bei dem Revierwechsel von Jörg Gräser handelt es sich um eine sorgfältig abgewogene Entscheidung, die die Entscheidungsgremien nicht leichtfertig getroffen haben.

Zoo Leipzig Stellungnahme bei Facebook

Der Zoo reagierte zudem auf besorgte Facebook-Kommentare im Fall von Löwin Kigali: "Wir versichern, dass unser Tierpflegerteam aus vielen professionellen und hochengagierten Mitarbeitenden besteht, die sich mit Herzblut um die ihnen anvertrauten Tiere kümmern und für ihr Wohl sorgen."

*Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, der Zoo Leipzig habe mehrere Totgeburten der Löwin Kigali bestätigt. Das war nicht korrekt. Der Zoo Leipzig hatte lediglich den Tod eines Löwen-Jungtieres von Löwin Kigali bestätigt. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

MDR (phb/Dirk Hentze)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 22. Mai 2023 | 14:30 Uhr

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