Ein Modell der neuen Generation des ID.3 wird im Werk von Volkswagen in Zwickau montiert.
Bei Volkswagen in Zwickau wird unter anderem der ID.3 produziert. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Autoland Sachsen Landtag diskutiert über Stellenstreichung bei VW

21. September 2023, 15:23 Uhr

Die Emotionen schlagen hoch im Plenarsaal am Elbufer in Dresden. Die meisten Fraktionen sprechen sich dafür aus, die Mobilitätswende besser zu flankieren und die Autohersteller zu unterstützen. Die AfD forderte ein Ende der "industriepolitischen Traumtänzerei."

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Mehr Aus- und Weiterbildung, eine gute Ladeinfrastruktur, gezielte Automatisierung und verlängerte Fördermaßnahmen: Mit diesen Maßnahmen will die Staatsregierung die Wende zur E-Mobilität in Sachsen unterstützen und damit der Autoindustrie hierzulande unter die Arme greifen. "Die Kolleginnen und Kollegen brauchen Sicherheit und Perspektive", sagte Sozialministerin Petra Köpping in der von der AfD beantragten aktuellen Landtagsdebatte.

Köpping vertrat ihren SPD-Parteikollegen und Wirtschaftsminister Martin Dulig, der gerade auf Asienreise ist. "Gemeinsam mit der niedersächsischen Landesregierung wollen wir einen Vorstoß in Richtung Bund machen, um Arbeitsplätze auch hier in Sachsen zu sichern," sagte die Ministerin.

Sinkende Nachfrage bei E-Autos

Grund für die Debatte ist die Ankündigung von Volkswagen, in seinem Zwickauer Werk 269 befristete Arbeitsverträge nicht zu verlängern. Als Grund nannte der Autokonzern die sinkende Nachfrage bei Elektroautos.

AfD-Fraktionschef Jörg Urban sprach von einem Trend. "In dem Moment, wo Subventionen wegfallen, brechen Ideologien zusammen", sagte Urban und verwies auf Projekte wie Energie- und Mobilitätswende. Seine Partei befürchte den Wegfall Tausender Arbeitsplätze nicht nur bei VW, auch in anderen Unternehmen, "schleichend, damit es nicht so auffällt". Urban forderte erneut Technologieoffenheit, die Aufhebung des Verbrennerverbots und "Marktwirtschaft statt Planwirtschaft."

Brünler: AfD wie Kaiser Wilhem II.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der Linken, Nico Brünler, verglich die AfD mit dem letzten deutschen Kaiser. "Sie erinnern mich an Wilhelm II., der gesagt hatte, er glaube nicht an das Automobil, die Zukunft sei das Pferd." Kernproblem sei nicht die Transformation, sondern deren Umsetzung.

Die mangelnde Nachfrage bei Elektroautos sei nicht nur dem gekürzten Umweltbonus geschuldet, sondern auch den zu geringen Einkommen unter anderem in Sachsen und der mangelnden Unterstützung der Energiewende durch die Staatsregierung. Brünler forderte gezielte Subventionen in den Bereich und eine öffentliche Kontrolle dieser Gelder.

"Panikkampagne" beenden

Für ein Ende der "Panikkampagne" sprach sich der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Henning Homann, aus. Sachsen sei nicht nur das Autoland der Tradition, es solle auch das Autoland der Zukunft sein. Wenn die Menschen hier den Glauben an die E-Mobilität verlören, spiele das chinesischen Herstellern in die Hände. "Wirtschaftspolitik ist kein linearer Prozess, da gibt es Höhen und Tiefen," erklärte Hohmann.

Mehr Innovation

Ähnlich äußerte sich der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Jan Hippold. "Unternehmen müssen sich in einem Transformationsprozess zeitweise von Mitarbeitern trennen. Diese finden aber in Zeiten des Fachkräftemangels in anderen Betrieben wieder Arbeit."

Visualisierung eines Auto-Cockpits mit dreidimensionalen Hologramm-Anzeigen im Armaturenbrett.
CDU und Grüne setzen auf weitere Innovationen in der Autobranche. (Symbolbild) Bildrechte: Continental AG

Ein Fokus auf den Verbrennermotor sei Unsinn. Hippold forderte mit Blick auf die Autoindustrie mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie Aus- und Weiterbildung. Die Politik müsse das im marktwirtschaftlichen Sinne begleiten.

"Wir müssen alles auf Innovation setzen," verlangte auch der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen, Gerhard Liebscher. Die Antriebswende sei längst entschieden. Nun gehe es um verlässliche Rahmenbedingungen für Innovationen, neue Marktsegmente und die schnelle Einführung wettbewerbsfähiger Energiepreise für die Industrie.

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Radioreport | 21. September 2023 | 18:00 Uhr

7 Kommentare

BluesLife vor 31 Wochen

Ein Produkt was seit der Einführung durch Subventionen lebt, in den Markt einmal Absatz hatte. Wird ohne diese Subventionen noch irrelevanter als davor.
Dank der Ampel wird der Strompreis steigen, somit auch die Kosten fürs Laden der Ideologie gewünschten E Autos. Wenn man schon bei VW ist, ein ID3 ( 58KW) hat einen Startpreis von knapp 40T euro zzgl. extras. Mit 77 KW sind wir bereits bei knapp 48 T euro. Ein böser Verbrenner bei VW ( Golf ) start unter 30 T Euro.
Das wird für ein großen Teil in Sachsen nicht finanziell zu stemmen sein. Wie viele leben auf Mindestlohn, die Kosten für den Lebensunterhalt werden dank der Ampel nicht günstiger eher das Gegenteil. Man kann als Regierung zwar viel wollen, aber diese e Hysterie besteht aus zu viel Ideologie. Wenn man den Käufer zwingt auf diese Ideologie aufzuspringen wird dies ebenfalls nicht förderlich sein. Man sieht es doch bereits in England wo diese unsinnige Verbrennerverbot bereits verschoben wird.

Anita L. vor 31 Wochen

Könnte mein Mann, der in der Automobilindustrie arbeitet, jetzt nicht so pauschal bestätigen. Viele Zulieferer konnten nicht liefern, weil Rohstoffe und andere Zulieferteile fehlten. Aber zukünftig wird das schon so sein, dass die reine Fabrikation von Teilen für Verbrenner ausläuft und (Ersatz-)Teile rar werden. Das weiß ja auch jeder, der schon einmal einen Oldtimer besessen hat. Manchmal reicht es sogar aus, ein älteres Modell zu fahren, selbst wenn es noch keinen H-Status hat.

Anita L. vor 31 Wochen

Man muss den Markt auch tatsächlich mal machen lassen.
Bis jetzt sorgten Zuschüsse vielleicht für höheren Absatz, aber eben auch für höhere Preise. Jetzt, da die Zuschüsse wegfallen, muss erst einmal die Erkenntnis in die Köpfe, dass damit das Produkt nicht teurer wird, sondern die Hersteller diese Zuschüsse nicht mehr auf ihre Gewinnmarge rechnen können. Wenn das auf beiden Seiten des Kaufvertrages angekommen ist, werden sich die Preise normalisieren und dann kaufen die Menschen auch wieder mehr. Erst recht, wenn bis dahin die Infrastruktur weiter ausgebaut wird und ganz einfach weniger Verbrenner-, dafür aber mehr E-Fahrzeuge auf den Markt gebracht werden.
Das haben wir bei der Abwrackprämie doch auch erlebt. Als die auslief, brach der Absatz der Neufahrzeuge auch kurzfristig ein, dafür fand sich kein vernünftiger Gebrauchtwagen mehr.

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